Sushi Für Anfaenger
versetzt?«
»Nein! Aber die Verabredung war für neun!«
Der junge Mann erkannte ihren Akzent. »Sie sind Engländerin?«
Sie nickte.
»Die kommen bald. Vor zehn sind sie allemal hier. Aber Sie müssen verstehen, bei uns ist das nur so eine Redensart, wenn wir neun Uhr sagen.«
In Lisa regte sich der blanke Zorn. Dieses beschissene Land. Sie hasste es.
»Aber wir unterhalten uns mit Ihnen, bis Ihre Freunde kommen«, bot er ihr mit einem galanten Lächeln an. Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff seine Freunde, die sich davongemacht hatten, wieder zurück.
»Sie brauchen ni...«, fing Lisa an.
»Das machen wir gern«, versicherte er ihr. »Jungs«, sagte er zu seinen Freunden. »Das hier ist -« Er deutete mit der Hand auf Lisa und wartete darauf, dass sie ihren Namen sagte.
»Lisa«, sagte sie schmollend.
»Sie ist aus England. Ihre Freunde haben sich verspätet, und jetzt kommt sie sich ein bisschen verloren vor.«
»Halt dich an uns«, sagte ein kleiner, wieselartiger Jüngling. »Hol ihr was zu trinken, Declan.«
»Irische Gastfreundschaft«, murmelte Lisa verächtlich.
Die sechs jungen Männer nickten begeistert. Doch wenn sie ehrlich waren: Es hatte nichts mit der legendären irischen Gastfreundschaft zu tun und sehr viel mit Lisas karamellfarbenen Haaren, ihren schmalen Hüften und den langen braunen Beinen, die aus ihren sorgfältig ausgefransten Jeans herausragten. Wäre Lisa ein Mann, würde sie einsam und von allen ignoriert in ihr Bierglas starren.
»Ist nicht mehr nötig - hier sind sie«, sagte Lisa erleichtert, als sie Ashling zur Tür hereinkommen sah.
Als Ashling Lisa erblickte, verblasste der Glanz ihrer neuen Kleider, und sie kam sich plump und ungehobelt vor. Nervös stellte sie Joy und Ted vor und hörte dann zu ihrem Entsetzen, wie Joy sich an Lisa wandte und sagte: »Jim Davidson, Bernard Manning oder Jimmy Tarbuck - und du musst mit einem von ihnen schlafen.«
»Jo-oy!« Ashling stieß ihr in die Rippen. »Lisa ist meine Chefin!«
Aber Lisa ging sofort drauf ein, sah nachdenklich in die Ferne und sagte nach reiflicher Überlegung: »Jim Davidson. Warte mal. Des O‘Connor...«
Das warf Joy ganz schön aus der Bahn.
»... Frank Carson oder... oder... Chubby Brown.« Lisa lächelte listig und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
Joy grübelte einen Moment und sagte dann mit einem schweren Seufzer: »Des O‘Connor, wenn‘s sein muss.«
Als sie sich ein paar Plätze sicherten, flüsterte Joy Ashling zu: »So schlecht ist sie doch gar nicht.«
Ted sollte als Erster auftreten, und obwohl es erst sein dritter öffentlicher Auftritt war, hatte sich schon eine kleine Fangemeinde eingestellt. Sein Gefühlsausbruch in Ashlings Wohnung war völlig überflüssig gewesen. Als er seinen Auftritt damit eröffnete, dass er in den Zuschauerraum schrie: »Meine Eule fährt nach Spanien«, rief ihm eine Gruppe von sechs studentischen Typen zu: »Sevilla?«, worauf Ted erwiderte: »Nein«, und einige Zuhörer sagten den Rest der Antwort mit ihm im Chor: »Ich hab sie geschickt.«
Ted hatte ganz viele neue Eulen-Witze, die alle wie eine Bombe einschlugen.
»Wie nennt man eine anhängliche Eule?« - »Uhu!«
»Wie nennt man eine komische Eule?« - »Kauz!«
»Wie nennt man eine Eule vor dem Traualtar?« - »Schleiereule!«
»Wie nennt man eine weinerliche Eule?« - »Eulsuse!«
»Jetzt was Politisches. Dieser Charlie Haughey - also, ich meine, wo hat der alle seine Eulen her?«
Obwohl die meisten Zuhörer sich vor Lachen krümmten, hatte Lisa Ted durchschaut. »Ich weiß, dass er dein Freund ist, aber das hier ist ein klarer Fall von des Kaisers neuem Hugo-Boss-Anzug«, sagte sie vernichtend.
»Er macht das ja nur, weil er eine Freundin finden möchte«, erklärte Ashling demütig.
»Na, dann mag es ja angehen.« Dass der Zweck die Mittel heiligte, war auch einer von Lisas Grundsätzen.
Nach Ted traten noch zwei andere Komiker auf, dann war Marcus Valentine an der Reihe. Die chemische Zusammensetzung der Luft schien sich zu verändern und aufzuladen mit einer knisternden Spannung. Als er schließlich auf die Bühne trat, wurden die Zuschauer hysterisch. Auch Ashling und Lisa waren hochgespannt, allerdings jede aus anderen Gründen.
Für einen männlichen Alleinunterhalter war Marcus Valentine eher ungewöhnlich. Seine Nummer enthielt keinerlei Anspielung auf Masturbation, Alkoholexzesse oder Ulrike Johnson. Höchst absonderlich.
Er stellte den »vom modernen
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