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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nicht allzu langer Zeit auch schön gefunden.
    »Es ist überhaupt nicht schön«, sagte Clodagh entschieden und wandte sich wieder den Kleidern zu. Sie wollte sich hier einen Durchblick verschaffen.
    Schließlich kaufte sie ein winziges, hautenges Kleid von Oasis, das so kurz und durchsichtig war, dass selbst Trix große Augen machen würde, dachte Ashling - und es gab nicht viel, was Trix aus dem Tritt bringen würde!
    »Wann hast du vor, das zu tragen?«, fragte Ashling neugierig.
    »Keine Ahnung. Wenn ich Molly zur Kindergruppe bringe oder Craig zum Malen. Ich will es einfach haben, okay?« Trotzig bezahlte sie mit einer Kreditkarte, die sie als Mrs. Clodagh Kelly auswies. Ashling verspürte einen Stich - sie konnte nur annehmen, dass es Neid war. Clodagh verdiente kein eigenes Geld, aber sie hatte immer reichlich zur Verfügung.
    Wäre es nicht schön, so zu leben wie sie? Und weiter ging‘s.
    »Oh, guck mal, diese kleinen Latzhosen!«, rief Clodagh und stürzte sich in eins der schicken Kinderbekleidungsgeschäfte.
    »Würde Molly darin nicht süß aussehen? Und diese Baseballmütze, die wäre doch was für Craig, oder?«
    Erst als Clodagh für jedes der Kinder mehr ausgegeben hatte als für sich selbst, ließen ihre Schuldgefühle nach.
    »Sollen wir irgendwo einen Kaffee trinken?«, schlug Ashling vor, als sie genug Geld ausgegeben hatten.
    Clodagh zögerte. »Mir wäre ein Drink lieber.«
    »Es ist erst zwölf.«
    »Bestimmt machen manche schon um zehn auf.«
    Ashlings Einwand bezog sich nicht darauf, aber wie auch immer.
    Während also ganz Dublin sich an dem unerwartet sonnigen Samstag erfreute, Mocca latte mit doppelt entrahmter Milch trank und sich in Los Angeles wähnte, saßen Ashling und Clodagh in einem düsteren Alt-Männer-Pub, wo die anderen Gäste wie die Fleisch gewordene Warnung des Gesundheitsministeriums vor dem teuflischen Alkohol aussahen. Jedes Gesicht durchzogen mit geplatzten Äderchen.
    Ashling erzählte aufgeregt von ihrem neuen Job, von den berühmten Leuten, die sie beinahe kennen gelernt hätte, von dem Gratis-T-Shirt von Morocco, und Clodaghs Stimmung sank immer tiefer, bis sie auf dem Grund ihres Gin-Tonic-Glases angekommen war. »Vielleicht sollte ich mich nach einem Job umsehen«, unterbrach sie plötzlich. »Ich hatte es immer vor, nachdem Craig da war.«
    »Das stimmt.« Ashling wusste, dass Clodagh sich in der Defensive befand, weil sie nicht eine der Superfrauen war, die einen Vollzeitjob hatten und gleichzeitig einen Haushalt mit Kindern.
    »Aber es macht einen so müde, das kannst du dir nicht vorstellen«, sagte Clodagh emphatisch. »Die Wehen und die Geburt, das ist das eine, aber niemand bereitet dich auf die schlaflosen Nächte vor. Das ist die reinste Hölle. Ich war immer müde, und wenn du aufwachst, ist es, als würdest du aus einer Narkose kommen. Ich hätte es nie geschafft, auch noch zu arbeiten.«
    Und zum Glück war Dylans Computer-Firma so erfolgreich, dass sie es auch nicht brauchte.
    »Hast du denn jetzt Zeit zu arbeiten?«, fragte Ashling.
    »Ich habe sehr viel zu tun«, sagte Clodagh. »Abgesehen von den paar Stunden, die ich ins Fitness-Studio gehe, habe ich überhaupt keine Zeit für mich selbst. Obwohl ich natürlich nichts Weltbewegendes tue. Ich ziehe ihnen frische Kleider an, wenn sie sich schmutzig gemacht haben, und gucke mir ein Barney-Video nach dem anderen an. Obwohl«, sagte sie dann mit einem Glitzern in den Augen, »mit Barney ist jetzt Schluss.«
    »Wie das?«
    »Ich habe Molly erzählt, er ist tot.«
    Ashling lachte laut.
    »Dass er von einem Lastwagen überfahren worden ist«, fuhr Clodagh mit grimmiger Miene fort.
    Ashlings Lachen verstummte. »Hast du das wirklich gesagt...?«
    »Ja, wirklich«, sagte Clodagh spitz. »Ich hatte einfach die Nase voll von diesem Scheißkerl und den schrecklichen Gören, die dir dauernd ihre Moral unterschieben und sagen, wie du leben sollst.«
    »War Molly unglücklich?«
    »Sie wird es überwinden. Schlimme Sachen passieren. Hab ich Recht?«
    »Aber... aber... sie ist erst zweieinhalb.«
    »Ich bin auch ein Mensch«, verteidigte Clodagh sich. »Ich habe auch Rechte. Ich war im Begriff, wahnsinnig zu werden, wirklich, ich schwör‘s.«
    Ashling war verwirrt. Aber vielleicht hatte Clodagh Recht. Von Müttern wird immer erwartet, dass sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse hintanstellen und dem Wohl der Kinder unterordnen. Vielleicht war das nicht fair.
    »Manchmal frage ich mich«, seufzte Clodagh,

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