Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
einer Aufzählung ihrer Defizite: trockene Stellen, ölige Stellen, schuppige Stellen und farblose Stellen. Dies alles ließe sich mit Kosmetika für schlappe fünfhundert Dollar beheben, nur das Allernotwendigste natürlich, die Grundausstattung sozusagen (und Isobels Ansicht nach durchwegs Variationen von schlichter Vaseline). Die »Grundausstattung« lehnte Isobel ab, die Kosmetikbehandlung allein war schon teuer genug.
Während geschickte Hände nun an ihr herumzupften und -cremten und -schabten, überließ sich Isobel genüsslich diesem Spiel, saugte die beruhigende Wirkung von Worten in sich auf wie verjüngend, strahlend, glättend, anti-oxidierend, straffend und festigend, renormalisierend (renormalisierend? dachte sie innerlich grinsend).
Am Ende erwarb sie zusätzlich zu ihrem fachmännisch hergerichteten Gesicht einen Lippenstift und eine neue Feuchtigkeitscreme, die sich zur Parade der Schönheitsmittel, die bereits im Badschränkchen auf sie warteten, dazugesellen konnten.
Nach einem Lunch bezahlte sie einem Friseur ein kleines Vermögen dafür, dass er vier Zentimeter von ihren Haaren abschnippelte, sodass sich die Enden nach dem Trocknen wellten und nach innen bogen. Sie kam sich vor wie aus einem Shampoo-Werbespot entsprungen, als sie danach mit glänzend gelocktem, wippendem Haar in die Trambahn stieg. Sie mochte das Gefühl, wie ihr Haar über ihre Schultern streichelte, anstatt wie üblich im praktischen, kindersicheren Pferdeschwanz zusammengebunden zu sein.
Danach kehrte sie, müde zwar, aber noch voll gepumpt mit Kaufrausch-Endorphinen, mit ihren neuen »Spielsachen« nach Hause zurück – einschließlich eines neuen Hosenanzugs
aus einem herrlich weichen, fließenden, dunkelblauen Stoff, der ihr, wie die Verkäuferin glaubwürdig versicherte, enorm schmeichelte. Dazu kamen außerdem ein neuer, knallroter Lippenstift (»Er verleiht Ihrem Gesicht dieses innere Glühen«, hatte die Dame aus der Kosmetikabteilung gejubelt), ein Stapel neuer Taschenbücher sowie ein paar Wiedersehensgeschenke für Ellen und Alex.
Im Apartment angekommen, verteilte sie alles um sich herum auf dem Boden und schnitt die Preisschildchen ab. Barchester genoss dieses äußerst interessante Tohuwabohu in vollen Zügen, jagte rein und raus aus den geheimnisvoll raschelnden Tüten und tobte mit dem Lippenstift herum, bis Isobel ihn schließlich unter der Couch hervorfischen musste.
Sie war schockiert von dem Staub, den Katzenhaaren und all den (leeren!) Kondompäckchen, die sie darunter vorfand. Also wirklich, dachte sie angewidert, sie sollte dem Apartment einen gründlichen Hausputz verpassen, bevor Clare und ihre schlampigen Gewohnheiten hier wieder Einzug hielten. Andererseits, überlegte sie, wäre diese Übung eine absolute Verschwendung von Zeit und Mühe, wo doch bald schon wieder Clare samt besagter Indifferenz hier herrschen würden. Isobel begann allmählich die Vorteile von etwas Nachlässigkeit zu schätzen. Besonders, da der heutige Nachmittag ihre letzte Gelegenheit war, sich einmal hinzusetzen und eins ihrer spannenden neuen Bücher zu lesen und dabei zu wissen, dass man nicht vom Quengeln eines Kindes unterbrochen werden würde. Der schiere Luxus.
Um fünf Uhr nachmittags, nach einem kurzen, aber umso erfrischenderen Nickerchen, stand Isobel in der Küche, verbreitete Knoblauchduft in der Wohnung und bestreute die Ofenkartoffeln mit Rosmarin, Salz und Pfeffer.
Als der Braten im Rohr verstaut und der Pudding im Wasserbad versenkt war, genehmigte sich Isobel ein langes, heißes Bad, wobei sie sorgfältig darauf achtete, ihr makellos geschminktes
Gesicht und die ondulierten Haare nicht mit dem Wasser in Berührung kommen zu lassen. Danach cremte sie sich mit einem von Clares zahllosen sündteuren Body Moisturizers ein. Sie zog ihren neuen Hosenanzug an und zog ihre Lippen mit dem neuen Lippenstift nach, der ihrem Gesicht, wie sie zugeben musste, tatsächlich ein gewisses Leuchten verlieh, obwohl das bei einem derart knalligen Rot wohl bei jedem der Fall gewesen wäre.
Leo kam eine halbe Stunde zu spät. Isobel hatte schon befürchtet, dass ihr Braten zäh werden und sie den Brotpudding als Beilage zum Hauptgericht würde servieren müssen.
Er war wie üblich von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und wirkte noch blasser als sonst, vielleicht ja als Folge von dem ständigen Herumhängen auf dunklen Sets, wo er dem Regisseur und den Mitarbeitern des Films auf die Nerven fallen konnte.
Umgehend
Weitere Kostenlose Bücher