Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
einen richtig um.« Clare holte tief Luft. »Aber jetzt, wo’s passiert ist, werde ich’s ohne Wenn und Aber anpacken. Der Colonel weiß schon Bescheid, und sie war ganz toll. Sagt, ich kann bezahlten Mutterschaftsurlaub nehmen und dann zu Hause arbeiten oder auch ins Büro kommen, je nachdem, wie’s mit dem Baby am günstigsten ist. Ganz schön komisch, wenn ich’s recht überlege. Ich dachte immer, es wäre die schlimmste Strafe, noch zehn Jahre bei Verve herumzuhocken, doch jetzt werde ich genau das tun.«
»Ach, so schlimm ist das nun auch wieder nicht, besonders, wenn du die Sandwiches für die Redaktionskonferenz selbst kreierst«, scherzte Isobel.
»Nie im Leben«, grauste sich Clare. »Ich habe, wie’s aussieht, achtzehn Jahre Brötchenschmieren vor mir, und da werde ich ganz sicher nicht noch mehr basteln, als ich ohnehin gezwungen bin.« Sie seufzte. »Eine Schande, dass William nicht doch schwul ist. Wäre eine Vernunftehe mit einem schwulen Kerl nicht ideal? Er könnte sicher kochen, und im Windelwechseln wäre er bestimmt auch nicht schlecht.«
»Ich denke, William ist ganz zufrieden, so wie die Dinge im Moment für ihn laufen«, erklärte Isobel grinsend. »Und du kannst jederzeit Einwegwindeln benutzen. Ich finde, wir sollten auf dieses Baby trinken. Ist auch Zeit, dass endlich eine weitere kleine Calloway in dieser Familie Einzug hält.«
Sie prosteten einander mit ihren Styroporbechern zu. So ganz hatte sich die neue Situation in ihr Denken noch nicht eingenistet. Doch die Freude überwog bei weitem.
»Na, ich mache mich jetzt mal auf die Socken und sammle meine Familie ein«, sagte Isobel schließlich. »Danke, dass du zur Feier gekommen bist. Es bedeutet Ellie sehr viel. O Mann, sie wird unheimlich aufgeregt sein, wenn sie erfährt, dass du ein Baby bekommst. Obwohl die Erklärung schwierig sein wird, weshalb Tante Clare keinen Ehemann hat. Sie ist reichlich streng in diesen Sachen, weißt du«, meinte Isobel lachend. Und jetzt freute sie sich tatsächlich schon darauf, im nächsten Jahr Clares Baby in den Armen halten zu können. Clares Tochter! Isobel stand auf. »Dann kommst du also am Wochenende, damit wir den Anlass gebührend feiern können, ja? Ich koche irgendwas mit viel Milch. Dieses Baby braucht starke Knochen.«
»Das wäre nett. Würdest du mir einen Gefallen tun und Phil von dem Baby erzählen?«, bat Clare. »Ich habe Angst, dass er das Ganze missbilligt.«
»Das glaube ich nie und nimmer«, entgegnete Isobel energisch, »aber ich sag’s ihm trotzdem. Und Mum und Dad musst du auch bald Bescheid sagen. Sie werden ohnehin gekränkt sein, weil du so lange damit gewartet hast.«
»Ich weiß«, seufzte Clare. »Ich wollte warten, bis ich sicher war, was ich tun würde. Aber ich werde am Wochenende mal bei ihnen vorbeischauen und es ihnen verraten.«
»Ich glaube, du wirst überrascht sein«, prophezeite Isobel. »Sie werden sich riesig freuen.«
»Na, abwarten«, meinte Clare ohne große Überzeugung.
Als Isobel zu ihrer Familie hinausgegangen war, saß Clare noch ein paar Minuten allein da und versuchte die Kraft aufzubringen, sich ins Büro zurückzuschleppen. Sie fühlte sich schon seit Wochen erschöpft. Obwohl es langsam besser wurde, hatte der Energieschub noch nicht eingesetzt, den ihr alle für das zweite Trimester der Schwangerschaft angekündigt hatten.
»Clare«, sagte da jemand erfreut.
»Rory«, erwiderte sie, noch bevor sie die vertrauten Züge musterte.
»Ich war gerade mit Jessie draußen auf dem Spielplatz und habe Phil getroffen. Er sagte, dass Sie hier drinnen wären.«
»Ja, aber nicht mehr lange«, entgegnete Clare. »Ich muss zurück ins Büro. Donnerstag ist immer einer der Sturmtage in der Redaktion.«
»Bevor Sie gehen …« Rory hielt zögernd inne. »Es tut mir ehrlich Leid, dass nichts aus unserer Verabredung damals geworden ist. Es ist einfach alles schief gegangen. Sie haben gehört, dass Jess Lungenentzündung bekommen hat? Ja, sicher haben Sie das, Sie haben mir ja diese nette Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Na jedenfalls, als alles vorbei und sie wieder gesund war, war ich mir nicht sicher, ob Sie noch wollen, dass ich mich melde, oder nicht.«
»Und Sie dachten, oder nicht«, sagte Clare mit einem schwachen Lächeln.
»Nun ja. Im Zweifel immer den Weg des geringsten Widerstands, bloß nichts Ungewöhnliches oder Neues wagen ist wohl meine Devise«, sagte er schräg grinsend. Er setzte sich neben sie auf den
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