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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Sicherheitshalber. Man konnte ja nie wissen, ob nicht doch was dran war. Wer weiß, vielleicht gab es ja einen Gott. Und vielleicht war John F. Kennedy Jr. noch am Leben und versteckte sich irgendwo vor der gnadenlosen Verfolgung durch die Weltpresse. Also ging sie immer um Leitern herum und warf sich, zu Toms Verwirrung und Belustigung, fette Prisen Salz über die Schulter, die sie nachher wieder auffangen musste. Er meinte, sie gaukle sich damit vor, das Leben wäre irgendwie manipulierbar, worauf sie meinte: »Und – was ist daran auszusetzen?«
    Also konnte sie gar nicht anders als zu glauben, dass es ein sehr, sehr, sehr schlechtes Zeichen war, wenn man den Ring seiner Liebe im Klo runterspülte. Und es war nicht mal eine Affekthandlung gewesen, eine köstliche Geschichte – die sie einst ihren Kindern erzählen könnte. Es handelte sich bloß um einen dieser unglücklichen Unfälle, die einem zeigen, wie schmal der Grat zwischen dem ganz normalen Alltag und der haarsträubenden Katastrophe ist.
    Daisy hatte den Ring abgenommen, weil sie ihn sauber machen wollte – was ihr so ungefähr zweimal im Jahr notwendig
erschien – und hatte ihn danach liebevoll zum Trocknen in ein paar Kosmetiktücher gewickelt. Irgendwas lenkte sie dann ab, der Hund vielleicht, der jämmerlich winselnd um ihre Beine strich und unbedingt mit ihr raus wollte; auf alle Fälle vergaß sie den Ring. Oder vielleicht dachte sie ja gerade an ihre Klienten, da sie es nicht einmal an ihrem freien Tag lassen konnte, sich Gedanken um ihre Kundschaft zu machen. Als PR-Beraterin hatte man es schon in guten Zeiten furchtbar stressig. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, Zeitschriftenredakteure davon zu überzeugen, dass einer ihrer Klienten einen absolut fantastischen Osterhasen auf der Titelseite abgäbe, dann versuchte sie, arroganten Partyorganisatoren eine Einladung aus dem Kreuz zu leiern oder einem hippen Modemacher ein kostenloses Outfit abzuschwatzen, auch wenn man bei denen mit Größe vierzig ohnehin die Schicht im Schacht war.
    Ganz schlimm wurde es, wenn das eigene bescheidene kleine Unternehmen, nun ja, tatsächlich bescheiden war. Selbst Daisy musste zugeben, dass die Klienten von Daisy Change Promotions , ob nun junge, aufstrebende Talente oder längst verblasste Sternchen am Theaterhimmel, zusammen nicht mehr Begabung mitbrachten, als ihr vergleichsweise bescheidener Diamantring – der unbeirrt seinen Weg die Abflussrohre hinab nahm – wert war. Sie wusste nicht mal, warum sie sich überhaupt so viele Gedanken um ihr buntes Völkchen machte – außer vielleicht, dass einen die Art, wie sie sich so rührend wichtig nahmen, nach all der Zeit einfach nicht mehr kalt ließ.
    Also schrubbte Daisy im einen Moment mit der weichen roten Zahnbürste, die sie extra zu diesem Zweck gekauft hatte, an dem Ring herum, und etwas später warf sie zerknüllte Kosmetiktücher voller Gesichtscreme ins Klo, weil sie wie üblich vergessen hatte, eine neue Plastiktüte in den kleinen Abfalleimer im Bad zu legen.

    Mit dem ungewohnten, aber sehr befriedigenden Gefühl, ihre häuslichen Pflichten zur Abwechslung mal erledigt zu haben, betätigte sie dann die Spülung und rannte nach unten, Chump auf den Fersen – ihren riesigen, temperamentvollen, achtzehn Monate alten Border Collie, der einfach nicht begreifen konnte, warum nicht jede Minute des Lebens dazu genutzt wurde, mit ihm im Park spielen zu gehen, wo es überall Elstern und kleine Kinder gab; für beide empfand er eine geradezu inbrünstige Liebe.
    Und auf dem Heimweg vom Park hörte Daisy dann im Radio die Werbung irgendeiner Schmuckfirma – Sie wissen schon, die Sorte, die Pärchen dazu überreden möchte, eins seiner Monatsgehälter für einen Diamantring locker zu machen, da Diamanten bekanntermaßen unvergänglich sind. Mit diesem Marketinggeniestreich wollte man sicherstellen, dass das Paar eine im Verhältnis zum Einkommen angemessene Summe für den Ring blechte – was, wenn man es genaubetrachtet, eine kommunistische Art ist, den kapitalistischen Konsumgeist anzugehen. Daisy fand die Idee jedenfalls erstaunlich gerissen.
    Mit einem Ohr bei der Radiowerbung, warf sie daher einen stolzen Blick auf ihren eigenen, funkelnden, frisch gewienerten Diamantring. Doch am Ringfinger ihrer linken Hand steckte, wie sie zu ihrem blanken Entsetzen feststellen musste, nur ihr goldener Ehering. Blitzartig sah sie es vor sich: das Badezimmer! Wie sie die zerknüllten Kosmetiktücher

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