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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Riesenstrauß Blumen und einem weißen Teddybär bei ihrem Mann in der Arbeit aufkreuzte. »Was
soll das?«, hatte er gefragt. »Was glaubst du, was ein Teddy normalerweise bedeutet?«, hatte sie verschämt geantwortet. Natürlich war er daraufhin außer sich vor Glück, und die zwei Mädchen wurden die absolute Hauptsache ihres Lebens.
    Daisys Augen füllten sich mit Tränen. Wie oft hatte sie sich schon vorgestellt, wie sie Tom die Neuigkeit mitteilen würde! Vielleicht bei einem besonders schönen Essen abends in einem Restaurant. Oder vielleicht würde sie ihm das Stäbchen mit den zwei Streifen heimlich aufs Nachtkästchen stellen; so wäre es morgens das Erste, was er sah, wenn er die Augen aufschlug. Doch daran hatte sie schon seit langem nicht mehr gedacht.
    Die Schulmedizin war das Einzige, was in ihrem Maßnahmenkatalog noch fehlte, und Daisy überlegte unwillkürlich, ob dazu nicht jetzt die Zeit gekommen war. Ganz bestimmt sollte sie doch auch diesen letzten Schritt unternehmen, bevor sie ihren Kinderwunsch völlig aufgab. Und wenn das nicht funktionierte, dann war das wahrscheinlich der klare Hinweis darauf, dass sie ihre Ehe begraben sollte. In diesem Fall hätte sie praktisch gar keine andere Wahl, als Tom freizugeben, damit er sich eine andere Frau als Mutter seiner künftigen Kinder suchen konnte – oder, wie eine tückische Stimme in ihrem Innern flüsterte, selbst frei zu werden, um noch irgendwo einen Alternativkandidaten aufzutreiben. Am Ende wäre sie zu alt, noch einen zu finden, der frei herumlief, beziehungsweise würde es bei ihr zu spät für Nachwuchs.
    Daisy schaltete den Fernseher aus und starrte mit blinden Augen die gegenüberliegende Wand an. Wenn eine Vierundfünfzigjährige durch künstliche Befruchtung Kinder bekommen konnte, dann dürfte es für eine gesunde Frau Mitte Dreißig eigentlich kaum ein Problem sein. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, dachte Daisy und gab sich einen Ruck.
Noch heute Abend würde sie Tom sagen, dass sie einen Spezialisten aufsuchen wollte. Andererseits, überlegte sie, würde es vielleicht in die Hose gehen, ihm das Desaster mit dem Ring und die Sache mit der künstlichen Befruchtung in einem Atemzug vor den Latz zu knallen; nein, in diesem Dilemma musste sie diplomatisch vorgehen, oder er würde womöglich zwei und zwei zusammenzählen.
    Dann fiel ihr zu ihrem Schrecken ein, dass sie ja heute Abend bei Toms Eltern eingeladen waren – ein glücklicherweise seltenes, dennoch zweifelhaftes Vergnügen. Und das bedeutete nicht nur, dass ihre linke Hand irgendwie außer Sicht bleiben musste, sondern auch, dass es trotz alledem angesagt war, Tom die Sache mit dem Ring und dem Klo zu beichten; zusätzlich wollte sie ihm das mit der künstlichen Befruchtung verklickern, was nicht gerade billig werden würde.
    Vielleicht sollte sie ihm ihr medizinisches Vorhaben lieber erst nach dem Essen eröffnen, überlegte sie. Dann war Tom, dank des ausgezeichneten Weinkellers seines Vaters, immer in besonders großzügiger Stimmung.
    Aber das-Große-Ring-Desaster konnte sie ihm nicht verschweigen. Und erst recht nicht das-Große-Veranda-Desaster . Und das Klempnerrechnungsdesaster . Egal, wie sie es drehte und wendete, er wäre stinksauer auf sie. Und er würde sie für geradezu kriminell leichtsinnig halten. Was sie ja auch war, dachte sie, und lief nach oben ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen.
    Während sie alle Tränenspuren mit kaltem Wasser beseitigte, schimpfte Daisy erbärmlich, einen solchen Horror davor zu haben, vom eigenen Mann als Idiotin hingestellt zu werden. Nicht, dass sie nach zehn Ehejahren noch Angst vor ihm hätte. Nein, es war nur so, dass er ihr immer so schrecklich erwachsen vorkam. Er las jeden Morgen die Wirtschaftsseiten, verdammt noch mal!

    Düster betrachtete sie den Hund, der nicht von ihrer Seite wich. »Ich hab’ne Dummheit gemacht. Soll er’s ruhig erfahren. Wahrscheinlich überrascht’s ihn nicht mal.«
    Der treue Genosse sah ganz danach aus, als stimme er ihr zu.
    Als sie gerade ihre Schultern straffte, hörte sie Toms Schlüssel im Haustürschloss, und Chump rannte laut kläffend und sich vor Freude überschlagend die Treppe runter.
    Mit dem absurden Gefühl, einem Hinrichtungskommando entgegenzuschreiten, durchquerte sie die Diele.

2
    Am Ende war wieder einmal alles halb so schlimm, wie oft im Leben. Wenn man sich innerlich auf eine richtig dramatische Szene eingestellt hat – eine wahre Orgie aus Selbstmitleid und

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