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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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natürlich vollkommen vernünftige, intelligente und verantwortungsbewusste Frauen, die ebenfalls ihren Verlobungsring verloren hätten – absolut schuldlos. Und nicht nur den Ring. Frauen, die ganze Autos verloren hätten, ja Häuser und sogar ihre Kinder! Wie konnte er es da wagen, dieser aufgeblasene Musterknabe.
    Aber natürlich war Tom keineswegs aufgeblasen. Daisy wusste das. Er war ein ausgesprochen fairer, großzügiger
und toleranter Mann, der sich mühte, mit Tatsachen fertig zu werden, die zu verdauen sie schon Stunden Zeit gehabt hatte. Und er schien die Tragödie ohne allzu großes Federlesen zu akzeptieren. Es war Daisy selbst, der es schwer fiel, das Debakel so schnell ad acta zu legen. Sie hatte gerade den schlimmsten Tag ihres Lebens hinter sich, und das alles mit einem Tätscheln und einem großen Glas Wein einfach so unter den Teppich zu kehren, erschien ihr irgendwie nicht richtig. Wieder einmal bedauerte sie, dass die ganz großen Szenen einer Ehe sich nie so abspielten, wie man sich das gerne ausmalte. Die hatte Daisy zu ihrem Leidwesen schon nach ihrer Hochzeitsnacht erfahren müssen. Sie hatte davon geträumt, in einem Bett voller roter Rosenblätter zu erwachen oder doch zumindest zu einem Überraschungsdinner in ein sündteures Restaurant eingeladen zu werden, wo die Aussicht bereits mehr kostete als das ganze Essen. Doch stattdessen hatte sie einen Reiskocher von Tom geschenkt bekommen. Zugegeben, das war einer ihrer Wünsche gewesen – aber woher sollte sie wissen, dass er sie beim Wort nehmen würde?
    »Futsch«, erklärte Tom gespielt munter.
    Er schälte sich aus seinem Zweireiher, schaltete den Fernseher an und begann mit den Fingern seiner linken Hand in die Handfläche der rechten zu trommeln, eine Unart, die Daisy seit einiger Zeit zunehmend auf den Geist ging. Komisch, dass es ihr bis letztes Jahr nie aufgefallen war. Doch jetzt bemerkte sie fast nichts anderes mehr.
    Wortlos legte sie ihre Hände über die seinen.
    In der nun folgenden Stille hatte sie plötzlich das Gefühl, eine Gelegenheit verpasst zu haben. Die Chance vielleicht, einen noch inbrünstigeren Kniefall zu machen oder eine etwas liebevollere Verzeihung zu erwirken. Sie war überzeugt, die Sache mit dem Ring hätte ihrer Ehe so etwas wie den Todesstoß versetzt – doch Tom schien sich dessen überhaupt
nicht bewusst zu sein. Als sie ihm einen heimlichen Seitenblick zuwarf, sah sie auf einmal nicht mehr nur den guten alten Tom, der mit der rechten Seite der Wohnzimmercouch verwachsen war, als stamme er mit ihr aus dem Möbelgeschäft – sondern jemanden, der womöglich eines Tages ihrer Vergangenheit angehörte.
    Auf einmal dachte sie an ein ›Leben nach Tom‹: Vielleicht in einem hübschen kleinen Apartment ganz für sich allein. Man könnte sich im Fernsehen anschauen, was immer man wollte, könnte sich stundenlang in der Wanne aalen oder zu ›I Will Survive‹ durch die Wohnung tanzen. Man könnte zum Abendessen Müsli essen, müsste nie irgendwelche Kompromisse eingehen oder überhaupt erst jemanden fragen; außerdem bräuchte man niemandes Wäsche zu waschen, außer der eigenen. Oder man könnte sich wieder verlieben und erneut diesen Rausch der Hormone kosten, die irre Mischung von Euphorie und Seligkeit. Doch bei diesem Gedanken, so aufregend er auch war, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Allein wie fantastisch sich Tom in dieser Ring-Sache verhielt! Wie gelassen er war, wie verständnisvoll – geradezu bewundernswert stoisch. Leider wurden ihre stummen Lobeshymen durch die unwillkommene Feststellung gestört, dass bei ihm lange Härchen aus den Augenbrauen zu sprießen begannen.
    Unversehens fand sich Daisy an einem Schwindel erregenden Abgrund wieder. Einerseits konnte sie sich vorstellen, wie sie mit Hilfe von künstlicher Befruchtung doch noch schwanger wurde und sie und Tom einen Stall voller Kinder mit ihren blonden Locken und Toms wundervollen dunkelblauen Augen bekämen. Mit dem Nachwuchs würden sie und Tom auch neue Freuden an ihrer Partnerschaft entdecken, wahrscheinlich sogar eine ganz neue Zärtlichkeit und Leidenschaft – sobald Tom sie einmal als Mutter seiner Kinder erlebte. Andererseits malte sich Daisy einen Sprung
ins Ungewisse aus, einen Sprung in ein freies, aufregendes Leben mit völlig neuen, bis dato unerforschten Möglichkeiten plus einem geheimnisvollen Kavalier, der ihr aus heiterem Himmel Fußmassagen verabreichte und sie mit Schmuck überhäufte.
    Die Füße seitlich auf

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