Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Cocktailwägelchen, während Barry das Hemd auspackte.
»Davon kann man nie genug haben«, erklärte er in feierlichem Ernst.
»Ganz bestimmt nicht«, pflichtete ihm Patricia bei, die soeben mit einer Platte voller winziger selbst gemachter Sushi-Häppchen auftauchte. »Dieses Gelb ist ja so erfrischend! Und zweifellos kommen die Streifen auch bald wieder in Mode. Wie wär’s mit einem Häppchen, Daisy?«
Daisy hätte am liebsten abgelehnt, nur um sie zu ärgern. Aber irgendetwas an Patricias klapperdürrer Erscheinung verursachte bei ihr immer einen gewaltigen Appetit. Wahrscheinlich eine Art von Protest, überlegte sie. Also nahm sie sich gleich drei auf einmal – mit der rechten Hand – und spülte sie hinunter, indem sie ein wenig zu hastig ihren Veuve Clicquot austrank, den Patrick ihr eingeschenkt hatte.
»Und jetzt ein Toast!«, bellte Patrick. »Auf Barry, unser Geburtstagskind! Auch weiterhin viel Glück und Erfolg – hoffentlich machst du unserer Angie hier bald einen Antrag und bringst die Sache unter Dach und Fach, bevor’s zu spät ist!«
»Ach, Patrick«, warf Patricia mit einem Anflug von Unmut ein. »Es geht ihnen doch gut so, wie es ist.«
Selbstverständlich passte es Patricia in den Kram, dass Barry Angela noch keinen Antrag gemacht hatte. Angela war, in den Augen seiner Mutter, kaum chic oder auch nur erfolgreich genug, um für einen ihrer Söhne geeignet zu sein. Schlimm genug, dachte Patricia vermutlich, ein PR-Mädchen in der Familie zu haben. Und jemand, der alles Mögliche
mit Blut anstellte, wäre noch viel schlimmer. Jemand der, wenn er austreten musste, sagte, er müsse mal für kleine Mädchen. Nein, Patricia hoffte zweifellos, dass Angela bloß eine vorübergehende Laune Barrys bildete.
Daisy dagegen war der Ansicht, Barry solle Angie so schnell wie möglich einen Antrag machen. Denn wer wollte schon mit Barry zusammenleben, geschweige denn, ihn heiraten? Ihrer Meinung nach brauchte man dafür entweder eine Engelsgeduld oder die Art von Beruf, bei dem man den ganzen Tag in irgendwelche Reagenzröhrchen glotzte. Verglichen damit wurde selbst Barry interessant.
»Das Abendessen ist fast fertig«, zwitscherte Patricia, kaum dass sich alle mit einem Drink in der Hand in einen cremeweißen Sessel hatten sinken lassen. »Warum begebt ihr euch nicht schon mal zu Tisch? Die Drinks könnt ihr ruhig mitnehmen.«
Gehorsam kam alles wieder auf die Beine, was Patrick am schwersten fiel, weil er auch das größte Gewicht aus den Polstern stemmen musste. Daisy fand, dass er in dieser Umgebung einfach lächerlich wirkte. Sogar in der Kleidung, die Patricia offensichtlich für ihn ausgesucht hatte – am Kragen offenes Seidenhemd, Seidenschal und makellos gebügelte Hose -, sah er aus wie ein Hinterhofköter, den es ins Macy’s verschlagen hatte. Mit seinem buschigen Henkeltassen-Schnauzer gehörte er eher auf eine Harley Davidson als in ein cremeweißes Designerhaus mit einem Glas Veuve in der Pranke.
»Alter vor Schönheit«, witzelte Patrick und ließ Barry den Vortritt ins Esszimmer. Angela schlich schüchtern hinterdrein, und Tom und Daisy machten die Nachhut.
»Kann ich irgendwas helfen?«, rief Daisy in Richtung Küche, wo Patricia geschäftig hin und her flatterte, wie eine magere Krähe in einem maßgeschneiderten Frack.
»Ganz und gar nicht, Schätzchen. Alles unter Kontrolle.«
Patricia erschien mit zwei Tellern im Türrahmen. »Tataa!«, tönte sie und stellte sich in Pose, die knochige Hüfte ein wenig zur Seite geschoben. »Sauerampfersuppe!«
»Äh – wie lecker«, sagte Daisy, als niemand sonst willens schien, die Ankündigung mit einem Kommentar zu würdigen.
»Einen für meinen kleinen Jungen, unser Geburtstagskind. Und einen für meinen Großen«, flötete Patricia, während sie Barry und Tom die Suppe servierte.
Rasch brachte sie auch die anderen Teller herein, zuletzt ihren eigenen, in dem, wie Daisy bemerkte, gerade eben der Boden bedeckt war. Die Suppe besaß eine wenig appetitliche grüne Farbe und war mit einem Klecks Crème fraîche verziert, doch sie schmeckte köstlich.
»Also, was hast du noch zum Geburtstag bekommen, Barry?«, erkundigte Daisy sich.
»Hab großes Glück gehabt. Besser gesagt, ich hab’s gut getroffen«, gab Barry Auskunft. »Mum und Dad haben mir eine Mitgliedskarte für den Pittwater Private Yacht Club geschenkt, was ich wirklich praktisch finde. Klar, ich kann zwar nicht segeln; ich würd’s wahrscheinlich noch lernen, oder sogar
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