Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
so.«
Patricia wechselte die Hausmädchen schneller als Gwyneth Paltrow ihre Filmpartner. Daisy schob das auf Patricias Pingeligkeit, obwohl diese behauptete, dass es furchtbar schwer wäre, jemanden zu finden, der wirklich etwas von der Sache verstand. »Die meisten würden ein sauberes Haus nicht mal erkennen, wenn sie drüber stolperten«, erklärte sie häufig mit einem verächtlichen Schnauben. Daisy nahm das meist persönlich, da sie sich nicht sicher war, ob sie es könnte.
»Lendenbraten vom Lamm, gefüllt mit Aprikosen und Pinienkernen«, krähte Patricia triumphierend, als sie mit zwei gefüllten Tellern in der Tür auftauchte. »Leider ein klitzekleines bisschen zu sehr durch, da gewisse Leute – und ich nenne keine Namen! – ein wenig zu spät kamen.«
»Ich bin sicher, dass das Fleisch perfekt ist«, sagte Tom, der ihr, ebenfalls mit zwei Tellern in der Hand, folgte und den impliziten Vorwurf entschlossen ignorierte.
Auf den riesigen Tellern lagen die rosa Bratenscheiben in einem Kranz winziger Kartöffelchen und Gemüse á la Julienne. Daisy hatte sich lange gefragt, wie Patrick es nur schaffte, bei diesen kargen Rationen nicht vom Fleische zu fallen – bis dieser ihr eines Tages anvertraute, dass er seine Nahrungsaufnahme gewöhnlich im Büro ›ergänzte‹: Ein zweites Frühstück und ein Mittagessen in der Chefkantine. »Aber verrate ihr nichts«, flüsterte er. »Sie denkt, ich bin nur deshalb so kräftig, weil ich eine Menge Luft einatme.«
Barry räusperte sich umständlich, kaum dass die Messer durch das zarte Lamm schnitten. Sein Gesicht war, selbst in
Patricias gedämpfter Esszimmerbeleuchtung unübersehbar, knallrot angelaufen.
»Ähäm! Wir, das heißt, Angela und ich, sind nicht ganz ehrlich gewesen, was mein Geburtstagsgeschenk betrifft«, begann er ein wenig zu laut. »Das heißt, wir waren schon ehrlich, und ich hatte wirklich das Glück, einen Tischstaubsauger zu bekommen, aber da ist noch was. Ich meine, eine kleine Zugabe. Eine Überraschung für mich und für euch wahrscheinlich auch – und zwar eine gute. Hoffe ich zumindest.«
»Du liebe Güte, Barry. Was ist? Bist du endlich befördert worden?«, erkundigte sich Patricia gespannt.
»Nein, das nicht. Obwohl das auch eine schöne Überraschung wäre. Wenn’s mal so weit ist, meine ich. Nein, was ich heute früh erfahren habe und was mich ganz schön umgehauen hat ist, dass wir, also Angela und ich, ein Baby bekommen. Mit anderen Worten: Angela ist schwanger.«
Grinsend wie ein Honigkuchenpferd lehnte sich Barry zurück und harrte der Glückwünsche seiner Lieben. Angela hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt und rollte eine Babykartoffel von einer Seite zur anderen.
Aber falls Barry annahm, man würde ihm jetzt auf die Schulter klopfen und ihm eine Zigarre anbieten, wurde er enttäuscht. Rund um den Tisch starrten ihn vier entsetzte Mienen an.
Daisy war solche Ankündigungen mittlerweile gewöhnt; allerdings konnte sie sich nicht an die heftige Eifersucht gewöhnen, die bei solchen Gelegenheiten in ihr aufflammte. Und die Vorstellung, dass der stinklangweilige Barry und seine graue Maus von Freundin, die so etwas überhaupt nicht geplant hatten, ein Kind bekommen sollten, während sie sich seit Jahren vergebens abmühte, überstieg ihre Kräfte. Eine beschissene Ungerechtigkeit war das, jawohl! Die zwei hatten ja noch nicht mal geheiratet.
Nicht, dass das eine Rolle spielte, versicherte sich Daisy rasch. Das mit dem Heiraten hielt sie, um ehrlich zu sein, noch für das geringste Problem. Das Schlimmste war, dass ein völlig neues Leben, ein winziges, vertrauensvolles kleines Wesen mit weicher Babyhaut, das nach Vanille und Badeschaum duftete, von jemandem wie Barry und Angela aufgezogen werden sollte.
»Aber ihr seid ja noch nicht mal verheiratet «, stöhnte Patricia.
»Das lässt sich leicht ändern«, erklärte Barry, »und zwar so schnell wie möglich – aber auf jeden Fall, bevor das Baby auf die Welt kommt, und das ist erst in sieben Monaten.«
Patricia, die ihren taktischen Fehler erkannte, versuchte blitzschnell umzuschwenken. »Nicht, dass ihr es jetzt gleich Hals über Kopf amtlich macht! Zuerst müsst ihr ja mal überlegen, wie ihr euch mit dem Baby entscheidet.«
»Was meinst du mit ›überlegen‹ und ›entscheiden‹?«, dröhnte Patrick von seinem Tischende herüber. »Es auf die Welt bringen natürlich! Das tut man doch normalerweise.«
»Aber das alles kommt doch so plötzlich. Vielleicht
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