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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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nervtötend gezierten Ausdrucksweise. Was Patricia an Patrick gefunden haben mochte, war Daisy bis heute ein Rätsel. Vielleicht hatte sie ja mit ihrem untrüglichen Instinkt gewittert, dass hier ein Mann war, der es bis ganz oben schaffen würde. Oder stellte die Heirat mit Patrick, dem Jungen aus der Vorstadt samt seinen schwieligen Pranken, die einzige Rebellion in ihrem ordentlichen, perfekten Lebenslauf dar?

    Wie auch immer, das Ergebnis blieb dasselbe: ein himmlisches Anwesen in Rose Bay mit einem herrlichen Ausblick aufs Meer – zumindest von den Fenstern, die zählten. Und sobald Patrick einen Satz anfing mit: »Früher, als ich noch beim Bau war …«, konnte Patricia gelassen davonschweben, um eine weitere Platte ihrer köstlichen Horsd’œuvres zu holen.
    Anfangs hatte Daisy sie ziemlich Furcht erregend gefunden. Patrick, der einen bedrohlich buschigen Schnauzbart besaß, hatte die Angewohnheit, sein Gesicht dicht an Daisys heranzuschieben, eine dicke Portion von ihrer rechten Backe zu ergreifen und zu schütteln, wobei er sie ›unsere kleine Daisy‹ nannte. Tom meinte, er wolle bloß ein bisschen Spaß machen. Na ja, das war jedenfalls besser als die unvermeidlichen Verhöre von Patricia, die andauernd bohrte, was sie denn in letzter Zeit so unternommen und ob Daisy denn inzwischen eine Wäscherei gefunden hätte, in der Toms Hemden einigermaßen anständig gebügelt würden. Aber wie das meist mit der Verwandtschaft geht, man entwickelt im Laufe der Zeit eine dickere Haut. Trotzdem wusste Daisy, dass sie in den Augen ihrer Schwiegereltern alles andere als die ideale Partnerin für ihren ältesten Sohn darstellte – sie hielten sie für ein naives Dummchen vom Lande mit einem mehr als eigenartigen Broterwerb.
    Barry und Angela, die einträchtig nebeneinander auf dem Sofa saßen, erhoben sich ebenfalls. Toms Bruder trug ein kurzärmeliges gelbbraunes Hemd und eine braune Hose. Angela, die ihre nichts sagenden, glatten braunen Haare im Nacken zusammengefasst hatte, war mit einer cremeweißen Bluse und einem gelbbraunen knielangen Rock bekleidet. Na, wenn sich da nicht zwei graue Mäuse gefunden haben, oder besser gesagt, zwei braune, dachte Daisy gehässig. Im Grunde hatte sie nichts gegen Angela; doch konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass sich hinter dieser gleichförmigen,
erdfarbenen Fassade irgendetwas rührte. Angela arbeitete in einer Art Labor, wo sie was Wissenschaftliches mit Blutserum anstellte; doch was das war, hatte sie Daisy nie erklären können. Oder vielleicht hatte sie es getan und Daisy war dabei eingeschlafen.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte Daisy und überreichte Barry sein in blausilbernes Papier eingewickeltes Geschenk; recht hübsch verpackt, wie sie fand. Dann versteckte sie rasch ihre Hand hinter dem Rücken, falls jemandem etwas Verdächtiges an ihrer Linken aufgefallen sein sollte.
    »Danke, Daisy«, sagte Barry, von einem braunen Halbschuh auf den anderen tretend. »Wirklich nett von euch, an mich zu denken! Ich meine, sicher, ich hab heute Geburtstag, deshalb sind wir ja hier … aber es ist nicht so, dass ich jedes Jahr ein Geschenk erwarte. Was ich damit sagen will – schließlich sind wir alle erwachsen und das mit den Geschenken … Also, was ich eigentlich sagen will, ist, ich freue mich und nehme es durchaus nicht für selbstverständlich!«
    Das war sogar für Barrys Verhältnisse ziemlich umständlich. Daisy hätte vermutet, dass ihm etwas im Kopf herumging; aber sie war schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass Barry immer etwas im Kopf herumging, nur eben etwas völlig Belangloses.
    »Halt die Klappe und mach dein Geschenk auf. Ach ja, und herzlichen Glückwunsch«, schmetterte Tom, schüttelte Barry die Hand und klopfte ihm gleichzeitig auf den Rücken, als wäre er ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat. »Na, wie alt wirst du jetzt? Vierunddreißig?«
    »Fünfunddreißig«, warf Angela mit ihrer ausdruckslosen Stimme ein.
    »Selbstverständlich fünfunddreißig!«, trötete Patricia. »Wie kannst du das bloß vergessen, Tom? Vor fünfunddreißig Jahren hast du mir aufgetragen, ich soll Barry wieder dahin
zurückbringen, wo er herkam, denn du hast deine Meinung geändert und willst jetzt doch kein Baby im Haus haben! Ach, du warst einfach köstlich .« Dann schnalzte sie mit der Zunge. »Zeit für die Drinks, Patrick!«
    Geflissentlich schnellte der Hausherr in die Höhe und marschierte hinüber zum

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