Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
Vom Netzwerk:
ist definitiv an mehr Schlankheitstips interessiert, aber sie möchte das proletarische Wort ›Diät‹ nicht hören«, erklärte der Colonel beispielsweise. Oder: »Suzanne hat keine Zeit für Artikel, in denen ihr erklärt wird, wie sie eine Beförderung bekommt. Das können wir getrost Cosmo überlassen. Suzanne weiß bereits, wie man befördert wird, sie will lediglich wissen, in welchem Restaurant man das freudige Ereignis hinterher am besten feiert.«
    Clares Aufgabe bestand darin, die Storys zu schreiben, die Suzanne nach der Meinung des Colonels lesen wollte. (Suzanne war vollauf damit beschäftigt, den letzten fabelhaften Geschäftsabschluss unter Dach und Fach zu bringen, ihr drittes Kind zu gebären – durch Kaiserschnitt natürlich, wegen ihrer anderen Termine – und den perfekten Partyservice für ihre nächste Dinnerparty ausfindig zu machen.)
    An guten Tagen hatte Clare das Gefühl, dass dieser Job nur eine Zwischenstation war, etwas, um Geld zu verdienen, bis sie etwas anderes, das heißt Besseres fand.
    Schon immer war sie davon überzeugt gewesen, dass es irgendeinen Beruf geben musste, der richtig für sie war, etwas, das sie insgeheim als den »idealen Job« bezeichnete. Mehr als zehn Jahre waren seit ihrem Universitätsabschluss (in Kunst – Englisch und Geschichte als Hauptfächer – sowie einer Tätigkeit bei der Unizeitung und diversen Haupt- und Nebenrollen im Theaterclub) vergangen, und Clare wartete nach wie vor darauf, dass der ideale Job vor ihr auftauchte. Manchmal kam es ihr so vor, als würde sie ihn aus den Augenwinkeln sehen, eine flüchtige Bewegung. Es gab ihn, das wusste sie, oder nicht? Sie musste ihn eben einfach nur finden.
    Das Problem war, sie war kreativ – vielleicht sogar manchmal zu kreativ, sagte sie sich. Sie wusste, dass sie künstlerische
Begabung besaß. Sie hatte jedoch einfach noch nicht die rechte Methode gefunden, diese anzuzapfen.
    Sie hatte es in der Werbebranche versucht, war an ihrer Entfaltung aber gehindert worden, da jedermann ihr mit den Bedürfnissen »des Kunden« in den Ohren lag, wobei »der Kunde« in der Regel stets ein fetter Kerl mittleren Alters in Anzug und Krawatte war, der eine gute Werbekampagne nicht mal erkennen würde, wenn sie ihm zur Aufmunterung im Pub ein Bier über den Kopf schüttete. Und sich ernste, tief schürfende Gedanken über Tampons und trockene, rissige Lippen machen zu müssen, fand Clare einfach zum Brüllen.
    Danach versuchte sie es eine Zeit lang beim Fernsehen, fand einen Job als Produktionsassistentin in London. Eine Zeit lang glaubte sie, dies wäre »der ideale Job« und stellte sich vor, von der Assistentin zur Produzentin aufzusteigen. Sie würde an niveauvollen Kostümfilmen für die BBC arbeiten und schließlich ihre eigenen Filme produzieren. Und am Ende würde sie hinterm Podium bei der Oscarverleihung stehen, nachdem ihr humorvoller kleiner Film über das konfliktreiche Leben von Frauen in den Neunzigern von Miramax entdeckt und ein weltweiter Hit geworden war. Ihre einzigen Probleme bestünden dann darin, wo sie den Oscar hinstellen sollte (die Idee mit dem Türstopper war wohl schon jemandem vor ihr eingefallen) und was sie mit all der Knete, die ihr der unerwartete Kassenerfolg ihres Films beschert hatte, anstellen sollte.
    Aber abgesehen von ihren Fantasien über das, was sie zur Oscarverleihung anziehen würde, fand sie die Arbeit eines Fernsehproduzenten ziemlich öde. Dauernd stand man blöd in der Gegend herum, während Männer in verbeulten Jeans wichtigtuerisch mit Scheinwerfern und Kabeln rumfuhrwerkten. Und während es in ihrem Gehirn nur so wimmelte von neuen, innovativen Projekten, musste sie sich mit Soaps, Kochsendungen und einer Talk-Show herumschlagen, die in
Wirklichkeit nur ein Vorwand war, um bizarre Sportgeräte und ineffektive Haarentfernungsmittel zu verscherbeln.
    Sie schmiss ihren Job an dem Tag hin, als sie dem Produzenten eine ihrer innovativen Programmideen erklärte und dieser herablassend meinte, sie solle sich den Finger aus der Nase ziehen und ihn dazu benutzen, um die Scriptänderungen für morgen zu tippen.
    Als sie sich zutiefst beschämt zurückzog, wurde ihr klar, dass sie nur ein winziges, unbedeutendes Rädchen in einer Verkaufsmaschinerie war, die Zuschauer ebenso sicher anlocken sollte wie ihre Werbeslogans von früher. Sie ging am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit, war jedoch, während sie auf der Couch lag und sich »Hallo London« im Fernsehen ansah,

Weitere Kostenlose Bücher