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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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wahrscheinlich irgendwo rum und schmollte – oder er killte kleine, unschuldige Vögelchen.
    Aber inzwischen sahen die Dinge schon viel besser aus. Sie hatte sich in ihre Arbeit gestürzt und sich zunächst mal ans Telefon gehängt, um Recherchen und Interviews für ihren Artikel über Vasektomien zu machen. Eine quälende, aber erfolgreiche halbe Stunde lang hörte sie sich an, wie wundervoll es doch war, nachdem man die erforderlichen zwei Kinderchen (eins davon natürlich ein Sohn) auf die Welt gebracht hatte, zu einem Arzt zu marschieren und den notwendigen
Schnitt machen lassen zu können. »Und das Tolle daran ist, dass danach alles noch genauso aussieht. Es wird nicht wirklich etwas weggeschnippelt, verstehen Sie«, trompetete eine Frau triumphierend. Jetzt musste sie nur noch den Colonel davon abhalten, der Story den Titel »Der netteste zierliche Schnitt« zu geben. Clare dachte eher an etwas wie »Ein guter Schnitt zur rechten Zeit« oder so.
    Und dann gelang ihr der Wurf des Tages, nein, des Monats. Clare war gerüchteweise zu Ohren gekommen, dass Barbara »Thumper« Arundell, das Fotomodell aus den Sechzigern, kürzlich die äußerst dramatische Entdeckung gemacht hatte, dass die Frau, die sie immer für ihre Tante gehalten hatte, in Wirklichkeit ihre Halbschwester war, die Frucht eines vorehelichen Verhältnisses ihrer Mutter, das diskret unter den Teppich gekehrt worden war. Nachdem sie Thumpers Agent ein wenig Honig ums Maul geschmiert hatte, war es ihr gelungen, das ehemalige Supermodel, das nun äußerst zurückgezogen lebte, dazu zu überreden, zusammen mit ihrer neuerworbenen Schwester zum ersten Mal ein Interview zu geben. Sie war sicher, dass der Colonel begeistert sein würde. Sie streckte sich. Ihre Kopfschmerzen waren beinahe verschwunden.
    »Du siehst aus wie eine Katze, die einen ganzen Käfig voller Kanarienvögel verspeist hat«, sagte jemand hinter ihr.
    Der Klang einer männlichen Stimme, die über Katzen redete, erinnerte sie natürlich zwangsläufig an Leo. Clare drehte ihren Stuhl herum und lächelte zu William Gilstrap, dem stellvertretenden Chefredakteur, hinauf. Er war der einzig anständige Mann im Büro. Nun, eigentlich war er überhaupt der einzige Mann im Büro.
    Als sie bei Verve anfing, hatte sie sich zunächst genötigt gefühlt, William mit dem Interesse zu beäugen, das sie pflichtschuldigst jedem allein stehenden Mann zwischen fünfundzwanzig und neunundvierzig entgegenbringen zu müssen glaubte. Nun gut, er war nicht gerade groß, und sein Haar
zeigte bereits den Ansatz einer Stirnglatze, und die Stirn selbst sprang zwischen den Schläfen ein ganz klein wenig hervor. Aber es war eine breite, kluge Stirn, und er hatte diese lustigen, an den Ecken leicht nach unten weisenden Hündchenaugen, die Paul McCartney so gut zu Gesichte standen. Und alle im Büro meinten, er sei definitiv hetero, definitiv single und besaß definitiv einen Sinn für Humor.
    Doch sie erkannte nur zu bald, warum er noch single war. William war, in Clares Augen, der traurigste Typ Mann, den es gab: der Kumpeltyp. Er war süß und lustig, er konnte wundervoll umarmen und vergaß sogar Geburtstage nicht. Und trotzdem: Es umgab ihn nicht ein Hauch von Gefahr.
    »Er ist der Typ Mann, von dem uns die Frauenzeitschriften andauernd weismachen, dass wir ihn heiraten sollen, der nette, anständige Typ«, hatte Clare zu Fiona gesagt. »Das Problem ist, die Zeitschriften erklären einem nie, wie man es schaffen soll, so einen Mann auch attraktiv zu finden. Diese Männer haben einfach … keinen Schmiss.«
    »Du willst also Schmiss, du willst Gefahr, und du willst jemanden, der bei der Geburt im Krankenhaus neben dir hockt, dir die Hand hält und sagt, ›Schatz, du schaffst das schon‹?«, spottete Fiona.
    »Ohne den Schmiss glaube ich nicht, dass ich überhaupt in eine solche Lage kommen würde«, hatte Clare erwidert.
    Jetzt, als sie William anlächelte, dachte sie erneut, was für ein netter Mann er doch war. »Ich hab gerade an meinen Erfolg, was Thumper Arundell und die geheimnisvolle Schwester angeht, gedacht. Glaubst du, der Colonel ist dran interessiert?«
    William ließ sich auf der Kante ihres Schreibtisches nieder und streckte seine Beine.
    »Sie wird im siebten Himmel sein. Ich kann’s kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn du’s ihr auf der Konferenz heute sagst.«

    Clare tätschelte liebevoll seinen Arm. Er war eine solche Stütze, stets hilfsbereit und freundlich. In den frühen Tagen war

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