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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Oberlippe – ihm mitteilte, dass sie glaubte, ihre Ehe sei am Ende?
    Jedenfalls konnte sie von Rob bestimmt nicht erwarten, wie einer von diesen gutmütigen väterlichen Riesen zu reagieren, die einen umarmten und sagten, dass, was immer ihr kleines Mädchen entschied, in Ordnung sei. Auch wenn sie sich und anderen einredete, dass sie Rob über alles liebte und schätzte, so glaubte ein anderer Teil von ihr gleichzeitig, dass er im Grunde einer von diesen typischen Sechzigerjahre-Vätern gewesen war, die zwar ein Kind zeugten, emotional
jedoch nicht die Spur mit ihm anfangen konnten und die nie wirklich da waren. Rob hatte sich in seiner Farmarbeit vergraben, aus der er stets nur flüchtig auftauchte, um ihr zu sagen, dass sie ihre Hausaufgaben machen müsste oder dass ihre Mutter fand, sie trage viel zu kurze Röcke.
    Plötzlich entschlossen, es zu riskieren, begann Daisy: »Dad …«
    »Hm?« meinte er, ganz auf das korrekte Einräumen seiner geliebten Werkzeuge konzentriert.
    »Ihr feiert doch in diesem Jahr euren vierzigsten Hochzeitstag, ja?«
    »Könnte ich wohl kaum vergessen. Deine Mutter redet ja von nichts anderem mehr!«
    »Ich habe mich bloß gefragt, was du über Ehen denkst, die so lange halten. Findest du, eine Ehe muss so lange halten, oder glaubst du, dass es auch Ehen gibt, wo eben früher Schluss ist?«
    Rob ließ den Werkzeugkofferdeckel zuschnappen und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er trug eine ausgebeulte braune Kordhose und ein Karohemd und rieb nun mit dem Finger über ein abgewetztes Hosenbein.
    »Man heiratet fürs ganze Leben. Das ist es, was man sich am Altar verspricht«, erläuterte er schließlich.
    »Aber hast du nie das Gefühl, dass man auch mal das Recht hat – äh, seine Meinung zu ändern oder so?«
    »Höchstens, wenn sich die Umstände ändern.«
    Daisy musste an Carmen denken. Hatten sich ihre Umstände geändert? Eigentlich nicht. Sie mochte ja einen süßen Kerl kennen gelernt haben, der sie für das Aufregendste hielt, was ihm passiert war, seit er zum ersten Mal eine Wurminfektion bei einem seiner haarigen Schützlinge diagnostiziert hatte -, aber sie besaß trotzdem noch einen loyalen Ehemann und zwei Kinder. Daisy wusste, dass ein akuter Anfall von Lust nicht das war, was Rob mit geänderten
Umständen bezeichnen würde. Wahrscheinlich dachte er dabei an eine Geschlechtskrankheit oder so etwas.
    Was Daisy so sehr faszinierte, war die Vorstellung, ihre Ehe einfach hinter sich zu lassen; nicht mehr andauernd all die kleinen Kompromisse und Zugeständnisse machen zu müssen, die zum Zusammenleben zweier Menschen gehörten. Zumindest eines Mannes und einer Frau, fügte Daisy in Gedanken hinzu. Wer hatte noch mal behauptet, Männer und Frauen könnten nicht zusammenleben – Gloria Steinem? Manchmal, wenn sie und Tom wieder einmal eine ihrer fruchtlosen Debatten führten, wo einer immer verzweifelter am anderen vorbeiredete, hatte sie schon gelegentlich das Gefühl, es mit einem Wesen von einem anderen Stern zu tun zu haben. Jeden Augenblick würde Tom sich die Maske vom Gesicht reißen und hervorkäme ein Zorg-sprechendes Tentakelwesen vom Planeten Zop. Doch das dauerte meist nur eine bizarre Sekunde lang; danach kam sie wieder zu sich und merkte, dass das hier Tom war, ihr bester Freund und Kumpel. Dass ein Mensch vielleicht lieber allein leben wollte, würden Rob und Nell natürlich nie verstehen. Nell hielte es für selbstsüchtig und sinnentleert. Rob würde wissen wollen, wer dann die Dachrinnen sauber macht.
    Rob bückte sich und hob hustend den Werkzeugkasten auf. »Ich denke, es gibt gleich Abendessen. Wir sollten reingehen und Hände waschen.«
    Daisy wusste nicht so recht, ob sie erleichtert oder bekümmert über das Ende dieses Gesprächs sein sollte.
    »Klar. Machen wir.«
    Sie wandten sich um, und Rob versuchte ungeschickt, ihre Schulter zu tätscheln; da Daisy jedoch unerwartet schnell losschoss, landete die Geste auf ihrem Unterarm. Daisy versuchte die Situation zu retten, indem sie ihn rasch umarmte; doch er hatte sich bereits abgewandt und sie geriet ins Stolpern. Mit einem törichten Kichern fing sie sich wieder.

    Auf dem Rückweg zur Küche, wo Nell beim Rühren der Bratensoße lauthals ›Quando Quando Quando‹ anstimmte, mied einer den Blick des anderen.
     
    Nach dem Abendessen, es war schon dunkel, saßen Tom und Daisy in den großen, rissigen alten Ledersesseln draußen auf der Veranda, in

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