Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
– wie ein schwammiges Kissen.
»Setzen Sie sich, setzen Sie sich, Tom und Daisy«, rief er einladend.
Er selbst setzte sich auf die Schreibtischkante und beugtesich ein wenig vor, fast auf Augenhöhe mit ihnen. Daisy bemerkte, wie er zuvor schwungvoll die Zipfel seines weißen Kittels ausbreitete, damit sie nicht zerknitterten. Darunter trug er ein lachsrosa Poloshirt und cremefarbene Moleskins, dazu Reitstiefel, die derart blitzten und blinkten, dass sie sicher noch nie ein Pferd aus der Nähe gesehen hatten.
»Und jetzt schießen Sie los«, forderte er sie auf und nickte ihnen mit seinem glänzenden Seehundsschopf zu.
»Losschießen?«, wiederholte Daisy dümmlich.
»Erzählen Sie mir die ganze Geschichte, Daisy. Von Anfang an. Kein Baby, hm?« Das sagte er in einem ähnlichen Geschäftston, als hätte er gerade behauptet, der neue Spoiler entspräche nicht ganz seinen Vorstellungen.
Abwechselnd erzählten sie ihm alles. Zehn Jahre verheiratet, drei Jahre probiert. Bill Bovis nickte immer wieder mit seinem großen, prächtigen, glänzenden Schädel, als würde er allem, was sie sagten, von ganzem Herzen beipflichten. Sogar als ihm Daisy von ihren langen und verschlungenen Pfaden durch die Alternativmedizin erzählte, die sie hinter sich hatten, hörte er andächtig zu.
»Großartig!«, wiederholte er pausenlos. Oder, als Alternative: »Ausgezeichnet!«
Als sie schließlich zum Ende kamen – »also dachten wir, wir sollten vielleicht einen Spezialisten aufsuchen …« -, klatschte er seine manikürten Pranken zusammen. Daisy glaubte fast, sie würden sich jeden Moment in Seehundsflossen verwandeln. Oder er würde anfangen, einen Ball auf seiner glatten Seehundsnase zu balancieren.
»Ja! Und ihr seid bei mir genau richtig, Tom und Daisy«, krähte er. »Wissen Sie, unsere Erfolgsrate stellt alles in den Schatten. Alles! Wenn euch jemand schwanger kriegt, dann ich.«
Bill schritt um seinen Schreibtisch herum und begann, hingebungsvoll auf sein Laptop einzuhacken. Tom und Daisy warteten gebannt, ohne sich anzublicken. Beide starrten das Gerät an, als könne es jeden Moment die Antwort auf ihre Probleme ausspucken.
»Erst mal müssen wir schauen, was überhaupt mit euch los ist. Hat überhaupt keinen Sinn, an eine IVF-Behandlung zu denken, bevor wir nicht rausgefunden haben, ob alles
richtig funktioniert. Das heißt, eine Samenprobe von Ihnen, Tom, und Blut- und Urinproben von Ihnen, Daisy. Wir werden alles überprüfen – STDs, Eisenmangel, Östrogen, was auch immer. Und wenn es planmäßig läuft, werfen wir anschließend einen Blick auf die Hardware. Damit meine ich die Eierstöcke und so. Eine Laparoskopie. Wissen Sie, was das ist?«
»Überprüft man da nicht, ob die Eileiter offen sind oder nicht?«
»Ausgezeichnet, Daisy!«, sagte er so begeistert, als hätte sie ihm gerade einen dicken, saftigen Fisch zugeworfen. »Außerdem untersuchen wir den Uterus, ob da alles in Ordnung ist. Vernarbungen, Gewebeanomalien, Sie wissen schon. Reine Routine, wird ambulant erledigt, keine Sorge! Einmal reingucken und fertig. Wir pumpen ein bisschen Luft in Sie, schauen uns um, und abends können Sie wieder schön brav in Ihr eigenes Bettchen. Hervorragend! Und es gibt Frauen, die allein danach schwanger werden. Wer weiß schon, warum? Aber es ist eine feine Sache, sage ich Ihnen, eine feine Sache!«
»Und falls nicht? Was dann?«, hakte Daisy nach.
»Immer langsam mit dem Galopp, Daisy! Das hängt ganz vom Befund ab. Falls irgendwelche Probleme auftauchen, entweder mit der Hardware oder mit Toms Fäden, müssen wir uns den nächsten Schritt überlegen. Es gibt so viele Möglichkeiten – eine Operation, künstliche Befruchtung, was auch immer. Lauter neue Methoden!«
»Aber wenn nun alles in Ordnung ist?«, wollte Tom wissen.
Daisy fand, dass er ein wenig ängstlich klang. Vielleicht dachte er an den Zustand seiner ›Fäden‹.
»Dann besteht kein Grund, es nicht mit einer IVF-Behandlung zu probieren«, sagte Bill Bovis. »Ein Paar wie ihr, das auch nicht jünger wird – da sehe ich keine Veranlassung,
länger rumzusitzen und auf den Storch zu warten. Also gut, legen wir los, Leute! Mal sehen, was wir für euch tun können. Diese Technologien werden mit jedem Tag besser, glauben Sie mir. Wenn wir uns für eine künstliche Befruchtung entscheiden sollten, werden Sie natürlich noch viel mehr darüber erfahren, wenn’s so weit ist. Das erfordert ein bisschen Mühe von allen Beteiligten – aber Sie
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