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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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ihrer Professionalität und einer bereits legendären Menge von Vitamintabletten zuschrieb.

    »Achtung, aufgepasst, wir sind gleich drauf«, sagte der Aufnahmeleiter – Scott? Simon?
    Er zählte ein paar Nummern rückwärts, und Margie blickte mit einem strahlenden Weißer-Riese-Lächeln direkt in die Kamera.
    »Hallo, da sind wir wieder bei ›Hello Sydney!‹«, flötete sie. »Gleich kommt die umwerfende Miss Louise Lavozza und verrät uns alles, was wir über die neue Frühjahrsschuhmode wissen müssen. Doch zunächst einmal habe ich das überaus große Vergnügen, Ihnen einen ganz besonderen Gast vorzustellen – eine junge Dame, die mehr über Tee weiß, als Sie vielleicht denken mögen. Ihr Name ist Samantha Perkin.«
    Die Kamera vollführte einen Schwenk auf Samantha, die zusammengekauert mit einer finsteren Miene auf dem Sofa saß.
    »Lächeln!«, dachte Daisy inbrünstig. Sie machte sogar entsprechende Zeichen, obwohl sie wusste, dass Samantha sie im Dunkeln hinter den Kameras gar nicht sehen konnte. Wahrscheinlich war Mrs. Perkin mit Ähnlichem beschäftigt.
    Margie trällerte ungerührt weiter. »Nicht jeder von Ihnen wird sich an den Namen Samantha Perkin erinnern; aber ich bin sicher, dass Sie alle schon von der Kazabah-Tee-Familie gehört haben. Samantha spielt Rebecca, die älteste Tochter der Familie.«
    Jetzt wandte sie sich Samantha zu, auf deren zuvor schon verkniffener Miene sich nun ein Ausdruck heller Panik abzeichnete.
    »Jetzt erzähl doch mal, Samantha. Was hast du denn seit Beginn der Werbekampagne so alles mit deiner Ersatzfamilie erlebt?«
    Samantha schaute, falls das möglich war, noch panischer drein.
    »Nun«, flötete Margie, »Rebecca hat sich doch einmal
beim Fahrradfahren beide Arme gebrochen, nicht wahr? Und sie musste ihren Tee mit einem Strohhalm trinken, die Arme. Und später, als sie in sämtlichen Prüfungen durchgefallen ist und ihr ihre Mama diese nette Tasse Tee machte, um sie zu trösten? Und sicher erinnerst du dich noch an diesen reizenden Moment nach ihrer ersten Verabredung, als sie ihrem ziemlich nervösen Verehrer eine Tasse Tee anbot. Übrigens – haben wir Zuschauer nicht die eine oder andere Träne vergossen, als Opa George starb? Sicher ist dir das alles in lebhafter Erinnerung geblieben.«
    Samantha löste sich endlich aus ihrer Erstarrung und nickte. Daisy fragte sich ernsthaft, ob sie nicht einfach aufs Podest steigen und dem Kind einen Tritt versetzen sollte. Sie hatte Monate gebraucht, um diesen Auftritt für die Kleine zu bekommen.
    »Ach ja«, sagte Margie mit einem leichten Anflug von Verzweiflung. »Und jetzt mal ganz ehrlich, Sam. Trinkst du wirklich Kazabah-Tee?«
    Wieder Schweigen im Walde. Dann hörte Daisy direkt neben sich eine Stimme donnern: »Aber selbstverständlich!«
    Margie zuckte erschrocken zurück, als Mrs. Perkin aus dem Dunkeln auf die Bühne geschossen kam.
    »Sammy liebt Kazabah-Tee. Wir alle, die ganze Familie trinken ihn«, erklärte Mrs. Perkin energisch an die nächstbeste Kamera gewandt, obwohl die im Moment gar nicht lief.
    »Du liebstes bisschen! Und Sie sind …«
    Samantha murmelte etwas.
    »Ach so, deine Mutter . Wie schön, auch Sie kennen zu lernen, Mrs. Perkin. Das ist ja superduper, dass Sie ebenfalls kommen konnten«, sagte Margie mit schwacher Stimme, während Mrs. Perkin ihre Hand ergriff und wie einen Pumpenschwengel auf und ab wuchtete. »Vielleicht möchten Sie ja kurz neben Samantha auf dem Sofa Platz nehmen, Sie bekommen
gleich ein Mikro, Momentchen noch«, erklärte Margie geistesgegenwärtig.
    Daisy stöhnte innerlich. Man würde dieses Interview aus dem Programm kratzen wie die verbrannte Ecke eines Toasts. Sie konnten ebenso gut gleich ihre Sachen packen und verschwinden. Doch die Kameras liefen weiter, und Daisy erkannte bald, dass der Produzent wohl beschlossen hatte, das Segment drin zu lassen. Vielleicht weil er dachte, dass es der – angeblichen! – Live-Sendung etwas erfrischend Spontanes verlieh. Margie Myers ließ Mrs. Perkin schwadronieren. Diese erzählte soeben mit entwaffnender Offenheit, dass Samantha Tee früher nicht ausstehen konnte, doch nun, da sie gezwungen war, ihn viermal täglich zu trinken, habe sich das geändert: »Jetzt liebt sie das Zeugs!« Und für die Zukunft plane sie, ein Album aufzunehmen, sowie eine eigene Unisex-Bademodenserie herauszubringen.
    Am Ende des sechsminütigen Segments war Daisy in Schweiß gebadet. Als zur Werbepause umgeschaltet wurde, raste sie, sich

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