Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
haben keine Ahnung, wieso! Ist das nicht zum Schreien! Vielleicht gehören Sie ja zu diesen Frauen und auf los geht’s los! Aber zuerst mal werden wir schauen, was wir sehen. Also, die Anästhesistin, Dr. Newcombe, wird gleich vorbeikommen und Ihnen die üblichen Fragen stellen – rauchen Sie, haben Sie etwas gegessen, blablabla. Wahrscheinlich gibt Sie Ihnen auch ein bisschen was zum Entspannen. Wir sehen uns dann später.«
Er strahlte auf sie hinunter, als hätte er einen besonders saftigen Fang gemacht. »Ich liebe diese Untersuchungen!«, rief er aus.
Mit einem breiten Zahnpastalächeln verschwand er. Das Letzte, was sie von ihm sah, war eine babyweiche rosa Flosse, die ihr zum Abschied noch einmal um den Türrahmen herum zuwinkte.
Die Anästhesistin war eine streng dreinblickende Frau mittleren Alters, die Daisy mit säuerlicher Missbilligung musterte, als diese erklärte, dass sie Spritzen wahrhaftig, ganz, ganz ehrlich hasste. Mit einem Gesichtsausdruck wie eine Schuldirektorin, der sie soeben mitgeteilt hatte, dass sie nicht beim Netzball mitspielen wollte, sagte sie zu Daisy, dass sie, falls unbedingt nötig , mit einem getränkten Wattebausch ihren Handrücken betäuben könne, bevor sie die Infusionsnadel mit der Narkoseflüssigkeit legte.
»Ja, das wäre mir angenehm«, erklärte Daisy dankbar.
»Wir benutzen sie für Kinder«, fauchte die Anästhesistin.
»Na, dann passt es ja«, sagte Daisy, die sich nicht einschüchtern lassen wollte.
Doch kurz nachdem sie das Beruhigungsmittel genommen hatte, das ihr von einer Krankenschwester namens Lucy gebracht wurde -»Hallo! Ich bin Lucy. Für heute bin ich Ihre Krankenschwester« -, waren Daisy sämtliche Spritzen der Welt auf einmal schnurzegal. Sie hatte das Gefühl, in den Operationssaal zu schweben und nicht auf einer Krankenbahre dorthin gefahren zu werden.
Glücklich lächelte sie in all die Gesichter, die sich über sie beugten und die allesamt hinter sterilen Masken verborgen waren.
»Wie fühlen Sie sich, Daisy?«, fragte einer.
»Fantastisch!«, schwärmte sie. »Wie in dieser Serie ›ER‹! Warte bloß noch auf den süßen, glatzköpfigen Typen mit der Brille.«
»Dr. Green«, warf eine Schwester hilfreich ein, »und wünschen wir das nicht alle? Ups – ich glaube, Sie haben die Füße verkreuzt. Das geht nicht, weil sonst die Blutzufuhr blockiert wird.«
»Kein Problem. Vorausgesetzt, Dr. Green kommt vorbei«, sagte Daisy mit einem glückseligen Lächeln.
Sie wurde in den Operationssaal gekarrt, wo sie glaubte, hinter einer der Masken Bill zu erspähen, der ihr zugrinste, und Dr. Newcombe, die die Stirn runzelte. Aber sie war nicht ganz sicher; in den weißen Sachen sahen alle gleich aus. Wie eine Wolke von maskierten Engeln, dachte sie träumerisch. Einer aus dieser himmlischen Schar nahm ihre Hand.
»Jetzt gibt es vielleicht einen kleinen Piekser …«, warnte jemand.
»Sagte der Bischof zur Nonne«, kicherte Daisy.
Aber sie spürte gar nichts.
Als sie aufwachte, sah sie Bill Bovis und Schwester Lucy am Fußende ihres Betts stehen. Sie beobachteten sie gespannt. An mir muss wahnsinnig Interessantes sein, dachte sie dösig.
Bill hatte die sterile Kleidung abgelegt und trug nun seine üblichen Sachen, diesmal jedoch ein eukalyptusgrünes Polohemd zu den Moleskins. Daisy verspürte den starken Wunsch, ihm zu sagen, dass er sich für sie wirklich nicht so aufzudonnern brauchte. Seine besten weißen Moleskins, zweifelsohne von einer hingebungsvollen Mrs. Bill gewaschen und gebügelt. Sie wollte ihm erklären, dass sie genauso glücklich wäre, wenn er eine alte Jogginghose und ein ausgeleiertes Sweatshirt anhätte. Echt!
Aber bevor sie ihren Mund öffnen konnte, um ihm diese wichtige Mitteilung zu machen, fielen ihr die Augen zu, und sie schlief wieder ein.
Als sie das nächste Mal erwachte, sah sie Tom neben dem Bett sitzen, stirnrunzelnd in die Zeitung von heute vertieft. Sein Jackett hatte er über den Bettpfosten gehängt und die Krawatte abgenommen.
»Tom?«, krächzte sie. Ihr Hals war ganz wund und trocken. Sie hustete ein wenig und versuchte es noch mal. »Tom?«
»Daise«, sagte er und blickte besorgt auf sie hinunter. »Wie fühlst du dich?«
Sie regte sich versuchsweise und zuckte zusammen, als sie die Schmerzen in ihrem Bauch spürte. »Als wäre ich von einem Laster plattgewalzt worden. Hab solchen Durst.«
»Willst du was trinken? Hier steht ein ganzer Krug mit Eiswasser. Und was zu essen haben sie auch
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