Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
ohne dir auch noch zusätzliche Arbeit wegen Doris aufzuhalsen. Nächste
Woche musst du ins Krankenhaus, damit irgendein Medizinmann einen Blick in deine Innereien wirft.«
»Herzlichen Dank für die Erinnerung«, sagte Daisy trocken. »Hinzu kommt, dass Dad noch immer krank ist. Nell ruft mich alle paar Tage an, um mir den Stand der Dinge zu berichten. Er hat Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen! Und dem Hausdoktor fällt keine andere Diagnose ein, als Sinusitis – eine Nebenhöhlenentzündung. Andauernd sage ich Nell, sie soll mit ihm zu einem Facharzt in Melbourne gehen. Aber ich will nicht permanent über irgendwelchen medizinischen Kram reden. Im Klartext, wieso sollte ich nicht in meiner freien Zeit ein paar Anrufe tätigen, und diese Sachen für Doris rausfinden? Vielleicht ist das ja alles, was wir brauchen, um zu ihr durchzudringen.«
»Also gut«, gab sich Carmen geschlagen. »Nur darfst du dir nicht zu viel zumuten, du brauchst viel Kraft und Energie für diese Untersuchung. Selbst ein ambulanter Eingriff kann ganz schön anstrengend sein.« Carmen stürzte ihren Kaffee hinunter. »Ich muss los.«
»Aber wir haben noch gar nicht genug über dich geredet«, protestierte Daisy.
»Da gibt’s nichts zu reden. Ich darf einfach nicht länger so kindisch sein und muss aufhören, mich außerhalb der Arbeit mit dem Typen zu treffen. Das ist die Antwort. Man kann seine Ehe nicht aufpolieren, indem man so was macht. Oder, die andere und recht attraktive Alternative wäre, ich lasse mich ein paar Wochen lang von ihm durchvögeln, bis die Sache ausgestanden ist.«
»Wieso redest du nicht einfach mal mit John?«
Entsetzt riss Carmen den Mund auf. »Hast du noch alle Tassen im Schrank? Ich soll mich mit John auf ein gemütliches Plauderstündchen über meine ehebrecherischen Gelüste zusammensetzen? Er würde mir nie verzeihen.«
»Nein, ich meine über andere Dinge. Zum Beispiel, wie
schwer dir der Umzug nach Sydney fiel. Und dass du ihm deswegen vielleicht immer noch böse bist. Je mehr man solche Sachen verdrängt, desto stärker schikanieren sie einen im Unterbewusstsein.«
»Das sagt genau die Richtige«, schnaubte Carmen. »Wie ehrlich bist du denn Tom gegenüber?«
»Kein Grund, gleich gehässig zu werden. Bloß weil ich mich nicht an meine eigenen Ratschläge halte, heißt nicht, dass sie nicht gut und richtig sind. Sitz!« Letzteres galt Chump, dem die Unruhe am Tisch nicht entgangen war und der jetzt heftig an der Leine zerrte, weil er sich auf den Heimweg freute.
»Entschuldige! Du hast ja Recht. Du solltest wirklich im Grunde auf dich selbst hören.«
Daisy grinste Carmen an und dachte, wie gerne sie doch ihr breites, sommersprossiges Gesicht mochte.
»Vielleicht werde ich das ja. Oder ich nehme mir ein Beispiel an deinem Ewan und melde mich bei einer dieser Hilfsorganisationen, um von all dem hier wegzukommen.«
»Glaube kaum, dass die dort einen großen Bedarf an PR-Agenten haben«, frotzelte Carmen.
Wieder kräuselte Daisy die Lippen. »Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich ja eine Organisation ›PR-Agenten ohne Grenzen‹ gründen … PR-Berater, die mutig ausziehen in die Dritte Welt, um den armen Menschen auch dort zu einer anständigen Public-Relations-Vertretung zu verhelfen. Jeder hat das Recht auf ein wenig Glanz und Glamour – sei er noch so arm und verhungert …«
Carmen lachte. »Public Relations für die Welt! Träum weiter, Schätzchen.«
Nichts wies darauf hin, dass es sich hier um etwas so Unerquickliches wie ein Krankenhaus handelte. Tatsächlich sah es in der Lobby eher nach Luxushotel aus – unpersönlich
zwar, aber prächtig. Falls es irgendwo so etwas wie fahrbare Krankenbahren, Rollstühle oder – Gott bewahre – Leichenhallen gab, waren diese diskret außer Sicht untergebracht.
In der Mitte der Eingangshalle stand ein runder Eichentisch, der derart auf Hochglanz poliert war, dass man fast befürchtete, er würde gleich unter der Vase mit dem riesigen Blumenstrauß wegschmelzen. Hinter einem ebenso glänzenden Empfangstresen glitten makellos gepflegte Damen zwischen Theke und Computer hin und her, während aus den Lautsprechern gedämpft ›Unforgettable‹ von Nat King Cole erklang.
»Wir sind hier doch richtig, oder?«, murmelte Tom Daisy ins Ohr.
»Ich denke schon«, mutmaßte Daisy. »Einfach erstaunlich, was einem auf dem Privatsektor so alles geboten wird, besonders im Geburtshilfebereich. Warum bleibst du nicht auch gleich hier und wir feiern ein
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