Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Farm!«
»Vergiss das mal fürs Erste«, riet Daisy eindringlich. »Das Wichtigste ist, dass Rob wieder gesund wird und dieses Krankenhaus verlässt. Um die Farm kannst du dir später noch Sorgen machen. Vielleicht müsst ihr sie ja gar nicht verkaufen und könnt sie doch weiterbetreiben. Oder ihr sucht euch jemanden, der es für euch macht.«
»Wir können uns doch kaum die Leute leisten, die wir im Moment haben«, jammerte Nell.
»Darum kümmern wir uns später«, sagte Daisy fest. »Ab ins Bett! Morgen haben wir viel zu tun.«
Nachdem Daisy Nell in der Früh am Krankenhaus abgesetzt hatte, ergriff sie die Initiative. Sie hielt vor einem Blumenladen, erstand fünf Töpfe mit Alpenveilchen in leuchtendem Weiß, Rot und Pink. Dann fuhr sie bei einem Kaufhaus vorbei und kaufte zwei sündteure Pyjamas, ausgesprochen maskulines Design, mit militärischen Streifen in trotzigem Rot. Später eilte sie noch in die HiFi-Abteilung, wo sie einen Walkman und ein paar Comedy-Kassetten kaufte. Irgendwie musste es ihr gelingen, diese schreckliche Umgebung ein wenig aufzuheitern und Rob aus seiner wehleidigen Stimmung zu reißen. Sie zögerte kurz bei den Duftlampen, entschied sich jedoch dagegen. Rob würde wahrscheinlich ohnehin nur über den ›verdammten Gestank‹ meckern und die ganze Station aufmischen. Am Ende stoppte sie noch bei einem Zeitungskiosk und kaufte eine ganze Latte von Zeitungen und Zeitschriften, von The Weekly Times über ›Neues für den Landwirt‹ bis zu Reisezeitschriften, da sie hoffte, ihre Eltern nun bereits vor dem ›Vierzigsten‹ zu einem Urlaub zu animieren – nach Robs Genesung natürlich. Tom bekam sicher
einen Anfall, wenn er die Bankauszüge sah, aber das war Daisy egal. Sie musste dieses Krankenzimmer einfach in einen menschlicheren Ort mit Perspektiven verwandeln.
Als sie endlich mit den Armen voller Tüten und Päckchen ins Zimmer wankte, fand sie zu ihrer Enttäuschung Robs Bett leer vor. Der ältere Mann in der anderen Ecke des Zimmers teilte ihr mit, dass er bei der Dialyse war.
Sie verteilte die Blumentöpfe geschickt auf den Tischchen und Ablagen ringsum und breitete die Zeitschriften fächerförmig auf seinem Essensbrett aus. Den Walkman, die Kassetten und die Wäsche verstaute sie in dem metallenen Nachttisch neben seinem Bett. Einen Pyjama jedoch schob sie ihm unters Kopfkissen, so wie er das zu Hause gemacht hätte. Dann trat sie einen Schritt zurück, um die Wirkung ihrer Einkaufswut zu bewundern. Fröhlicher! Definitiv fröhlicher! Vielleicht hätte sie gleich noch eine neue Bettdecke und dazu einen Überwurf kaufen sollen, um seine Ecke ein wenig heimischer zu machen – Nell konnte die Sachen ja nachher mit nach Hause nehmen. Doch dann fiel ihr ein, dass die Schwestern wahrscheinlich etwas dagegen hätten – wegen der Hygienevorschriften in Krankenhäusern.
Daisy war ganz aufgeregt über ihre muntere Umgestaltung des öden Raums; doch als Rob nach seiner Therapie wieder hereingeschoben wurde, Nell ängstlich an seiner Seite, sagte er kein Wort, weder zu den Alpenveilchen noch zu der liebevoll ausgesuchten Lektüre. Auch als Daisy die teuren Schlafanzüge hervorholte, so neu und frisch und ordentlich, zeigte Rob keinerlei Interesse, und Nell fiel dazu nur ein: »Die muss man erst ein paar Mal waschen, bevor sie weich genug zum Anziehen sind!«
Ungeduldig wartete Rob auf sein Mittagsmahl; aber als es schließlich eintraf, stellte es sich als gelbbraune Variante der Pampe heraus, die er gestern Abend gehabt hatte.
»Das Essen hier ist einfach furchtbar«, beklagte er sich.
»Du weißt doch, dass du eine salzarme, kaliumarme Diät brauchst, wegen deiner Nieren«, erklärte Nell geduldig. »Auch wenn wir wieder daheim sind, müssen wir uns daran halten. Aber alle sagen, dass sich die Geschmacksnerven schnell an eine salzlose Kost gewöhnen. Und ich werde dasselbe essen, damit es nicht so schwer ist für dich.«
»Meine Geschmacksnerven sollen sich also an Pappe gewöhnen, willst du das damit sagen?«
»Wenn Mama es kocht, schmeckt’s bestimmt nicht nach Pappe«, warf Daisy ein.
Nell las ihm wieder aus der Tageszeitung vor, um sein Interesse an den aktuellen Weltgeschehnissen zu wecken; doch Rob begann, unruhig an seiner Bettdecke zu zupfen.
»Ich muss schlafen«, quengelte er, kaum dass er seine limonengrüne Götterspeise vertilgt hatte.
»Willst du nicht doch einen von den Schlafanzügen anziehen?«, versuchte es Daisy, schon ein wenig
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