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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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verzweifelter.
    »Nein, ich will schlafen«, beharrte er stur.
    »Selbstverständlich. Wir verdrücken uns auf einen Kaffee nach unten, bleiben aber nicht lange weg.« Nell küsste ihn sanft auf die Stirn.
    Als sie im Lift standen, merkte Daisy zu ihrer Verblüffung, dass sie fuchsteufelswild war. Eine heiße, erstickende Wut brannte in ihr. Nach all der Mühe, die sie sich gemacht hatte, um seine momentane Unterbringung ein wenig wohnlicher zu gestalten, hatte sie zumindest etwas Anerkennung, eine freundliche Bemerkung von Rob erwartet. Doch er war mürrisch und verschlossen, als wolle er nicht nur ihre Bemühungen, sondern auch sie selbst zurückweisen.
    Daisy kramte in ihren Gehirnwindungen. Wieso war sie nur so wütend? Wenn er ihren Mühen wenigstens Anerkennung zollen würde, vielleicht wäre dann alles weniger schlimm. Dann käme sie sich nicht so hilflos vor. Während sie zusah, wie die Stockwerksnummern in der Leuchtanzeige
nach unten gingen, hielt sie sich treu die Tücken des menschlichen Körpers vor Augen. Sie konnte ihre blöden Eierstöcke einfach nicht dazu kriegen, ein Kind zu produzieren, und jetzt auch noch Rob, dessen sonst so robuste Gesundheit auf einmal das Handtuch warf – gerade jetzt, wo sie alle ihn mehr als zuvor brauchten. Und noch jahrzehntelang brauchen würden.
    Innerlich kochend, betrat sie die Cafeteria, wo sie ein paar von den paffenden Jammergestalten mit ihren Infusionströpfen so lange anfunkelte, bis sie einen Tisch freimachten.
    Nell setzte sich und blickte sich unschlüssig um.
    »Ob es hier eine Bedienung gibt?«, fragte sie. Nell war immer ein wenig schüchtern und unsicher, wenn sie meinte ›auswärts‹ zu essen – wie sie es nannte.
    »Nein, Mama«, erwiderte Daisy gereizt, »hier ist Selbstbedienung. Keine Sorge, ich gehe und besorge uns was. Was möchtest du haben?«
    »Bloß eine Tasse Tee, danke.«
    Daisy ging an die Theke und bestellte Tee, einen Cappuccino und eins von diesen länglichen, gefüllten Cremedingern, aus denen beim Zubeißen immer alles herausquoll. Sie brauchte Trost, etwas, das den brodelnden Vulkan ihrer Wut zur Ruhe brachte.
    Als sie mit einem roten Plastiktablett an den Tisch zurückkehrte, konnte sie nicht mehr länger an sich halten.
    »Also ehrlich, Mama! Ich weiß, dass Dad krank ist, aber kommt er dir nicht auch ein bisschen unhöflich vor? Er sagt nie danke, denkt immer nur an sich. Wie hältst du das bloß aus?«, brach es aus ihr hervor.
    Nell blickte sie verwirrt an. »Aber er ist ernstlich krank, Daisy. Natürlich denkt er an sich.«
    »Aber er hat überhaupt nichts zu all den Sachen gesagt, die ich ihm gebracht hab – die Blumen und die Zeitschriften
und die Pyjamas. Nicht einmal ein Danke. Ich will ihm doch nur den Rücken stärken.«
    »Ich weiß nicht, ob du Lust hättest, allzu höflich zu sein, wenn du mit Nierenversagen im Krankenhaus lägst«, sagte Nell kurz angebunden.
    »Es geht nicht nur um mich, ich mache mir auch Sorgen um dich, Mama. Schau dich doch an: Du bist den ganzen Tag hier, springst auf jedes Wort von ihm; siehst erschöpft aus. Hast du je ein Danke von ihm zu hören bekommen?«
    »Wieso sollte es dir etwas ausmachen, wenn es mir nichts ausmacht?«
    »Weil du vielleicht nicht den Mut hast, ihm Bescheid zu sagen. Er hat genug Kraft, sich über das Essen zu beschweren – da würde ihn ein gelegentliches Dankeschön auch nicht umbringen.«
    Nell beugte sich vor und legte beschwichtigend eine Hand auf Daisys Knie. »Hör zu, Daisy, ich weiß, du sorgst dich um deinen Vater, aber wütend auf ihn zu sein, macht es auch nicht besser. Er ist ein alter Mann, der im Krankenhaus liegt und sich selbst Leid tut. Das steht ihm zu.«
    »Aber er ist kein alter Mann«, beharrte Daisy erregt. »Er war noch so rüstig, bevor das alles passierte. Auf der Farm hätte man ihm nie angesehen, dass er einiges über sechzig ist. Dad sah zehn Jahre jünger aus!«
    »Er ist ein alter Mann – und krank«, wiederholte Nell. »Leider willst du das nicht akzeptieren. Himmel, ich doch auch nicht, aber wir müssen … Das hier ist kein Hotel; und auch keine Pyjamamodenschau – sondern ein Krankenhaus .«
    Mürrisch klappte Daisy ihr Cremeschnittchen auf und knabberte lustlos an einem trockenen Ende.
    »Ich möchte nützlich sein«, sagte sie nach einer Weile. »Und ich dachte, das wäre ich auch. Ich will doch nur helfen, dass es ihm wieder besser geht.«

    Nell musterte sie ruhig. »Du willst, dass alles so ist wie immer. Du willst, dass

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