Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
stand da wie erstarrt, und seine Stimme war kaum hörbar. Um sie herum kamen und gingen andere Pärchen, stellten ihr Auto ab und warfen ihren Sperrmüll auf irgendeinen Haufen. Daisy musste zu ihm gehen, um ihn verstehen zu können. »Hör mal, es liegt mir sogar sehr viel an deiner Meinung – sogar übers Putzen«, sagte er, fast wie zu sich selbst. »Ich will alles hören, was du auf dem Herzen hast. Aber willst du mir damit sagen, dass du glaubst, unsere Ehe wäre am Ende? Geht es darum? Denn wenn das der Fall ist, dann weiß ich wirklich nicht, warum ich dir jeden Morgen eine Hormonspritze gebe, damit wir ein Kind bekommen können.«
Daisy machte eine hilflose Geste. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich Leute verstehe, die von den Dürrezeiten in ihrer Ehe reden, und dass man sie durchstehen müsste. Aber ich würde wirklich gerne wissen, was nach diesen Dürrezeiten kommt. Geben die Leute irgendwann auf und sagen: ›Was soll’s, besser wird’s nicht, warum sollte es bei uns anders laufen, als bei den meisten? Am besten wir schalten die Glotze ein und Schwamm drüber?‹ Finden sich die Leute mit
allem ab? Wenn wir kein Kind bekommen sollten, was machen wir dann? Sitzen wir jeden Abend in unseren Fernsehsesseln und können um acht schon nicht mehr die Augen offen halten, weil wir uns so anöden?«
Der Ausbruch traf ihn frontal. Er wusste, dass Daisy und er Probleme hatten, vorzugsweise dieses zusätzliche leere Gästezimmer mit dem blöden Schaukelstuhl darin. Aber er hätte nie im Traum gedacht, dass ihre ganze Beziehung auf dem Spiel stand. Sicher, er nahm sie nicht mehr so oft in die Arme wie früher, und auch das Händchenhalten hatte nachgelassen. Aber früher hatten sie auch täglich miteinander geschlafen, und trotz einiger höchst bedauerlicher Veränderungen in dieser Hinsicht hatte er sie auf immer und ewig geheiratet – er konnte sich gar nicht vorstellen, morgens beim Frühstück jemand anderem gegenüberzusitzen als Daisy. Es erschütterte ihn zutiefst, feststellen zu müssen, dass sie nicht ebenso empfand.
»Ich weiß nicht, wie andere Leute leben, Daisy«, sagte er nun. »Andere Leute interessieren mich nicht.« Er holte tief Luft. »Willst du mir sagen, dass du Schluss machen möchtest – dass du dich von mir trennen willst?«
Daisy fuhr der Schreck in die Glieder, als sie diese Worte aus seinem Mund hörte. Einen Augenblick lang schien sich die Welt um sie herum wie irre zu drehen. »Nein«, versicherte sie hastig, »das will ich nicht. Ach, ich weiß nicht. Ich will, dass es wieder so ist wie früher. Und ich möchte liebend gerne ein Kind mit dir haben.«
»Glaubst du, wenn wir ein Kind bekämen, würde es wieder so sein wie früher, angenommen – und vielleicht täusche ich mich ja – wir waren früher glücklich?«, fragte Tom.
Daisy tat es in der Seele weh, als sie den Schmerz in Toms Stimme wahrnahm. Niemand sollte Tom so wehtun dürfen, vor allem nicht sie selbst. Sie suchte nach den richtigen Worten, um ihm begreiflich zu machen, wie sehr für sie Kinder
zu einer Ehe gehörten. »Wenn man Kinder bekommt, fängt das Wichtigste an, was zwei Menschen miteinander gründen können«, wagte sie sich vor. »Das unglaublichste Projekt überhaupt und ein Projekt, das einen ein ganzes Leben lang verbindet, das alles zusammenhält. Zumindest erscheint es mir so – von außen betrachtet.«
»Ehrlich gesagt, ich finde, das ist eine lausige Begründung«, versetzte Tom. »Man sollte keine Kinder in die Welt setzen, wenn die Ehe sowieso schon halb im Eimer ist.«
»Wenn jeder warten würde, bis die Beziehung perfekt ist, dann gäbe es gar keinen Nachwuchs mehr«, warf Daisy ein. »Hör zu, Tom, ich wollte damit nicht sagen, wir sind am Ende! Ich denke bloß, ziemlich festgefahren …«
Tom schüttelte den Kopf. Grimmig fragte er sich, was der Unterschied war zwischen einer Ehe, die festgefahren, und einer, die am Ende war. Während er sich mit ganz anderen Dingen herumschlug, hatte sich seine Ehe irgendwie unter seinem Hintern aufgelöst. Oder vielleicht sollte er besser sagen, während er sich über seine Arbeit und ihre finanzielle Zukunft den Kopf zerbrach, war es Daisy zu langweilig geworden, und sie hatte sich anderweitig umgesehen. Vielleicht ja auch schon jemanden gefunden. Dieser Gedanke machte ihn ganz schwindlig; irgendwie stürzte er soeben in einen tiefen, eisigen Abgrund. Auf einmal wollte er nicht mehr weiter darüber reden.
»Komm, laden wir das übrige Zeug aus und
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