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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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beschloss sie, vernünftig zu bleiben. Wenn das so eine elementare Macho-Sache war, dann müsste sie es eben akzeptieren, auch wenn sie davon so viel verstand, wie von Chinesisch. Was spielte es schon für eine Rolle, wie das Baby zustande gekommen war, wenn man es einmal hatte?
    »Es ist mein Ei, dein Sperma, unser Baby«, rief sie aus. »Was macht es für einen Unterschied, ob das Ei irgendwo in einer Petrischale befruchtet wird oder in meinen Eileitern?«
    Mürrisch trat Tom nach dem Abfall. »Für mich macht es einen Riesenunterschied.«
    Ihr ging sein Missmut allmählich auf die Nerven. »Offensichtlich handelt es sich hier um irgendwas Männlich-reaktionäres, das ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Also musst du wohl allein damit fertig werden.«
    Tom warf ihr einen Blick zu, musterte ihre schmutzigen blonden Locken, die unter diesem lächerlichen Tuch hervorquollen, das sie sich um die Stirn gebunden hatte und das ihr ein wenig übers linke Ohr gerutscht war. Er wusste, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte – hauptsächlich deshalb, weil er es mit ihr durchmachen musste -, und er bedauerte seinen ungehobelten Ausbruch. Sie hatten nun einmal damit angefangen und würden es durchstehen. Was für einen Sinn hatte das alles, wenn sie es nicht schafften, zusammenzuhalten? Also bemühte er sich um eine Auflockerung der Stimmung.
    »Manchmal ist es mir ein Rätsel, warum du überhaupt einen von uns geheiratet hast. Wir Männer sind doch so schrecklich unvollkommen. Wir reißen uns die Fernbedienung unter den Nagel, wir kommen nicht mit der Waschmaschine zurecht, wir investieren nicht genug Emotionen in eine Beziehung, und wir haben eine komische Einstellung zu unserem Sperma. Ich weiß gar nicht, wieso ihr Frauen euch überhaupt mit derart primitiven Kreaturen einlasst.«

    Daisy stapfte zurück zum Anhänger, wütend darüber, dass Tom schon wieder versuchte, das Thema zu wechseln. Wenn jetzt ein Computer in der Nähe wäre, würde er das Modem anwerfen, bloß um sich vor einer ernsthaften Auseinandersetzung über ihre IVF-Behandlung zu drücken.
    »Ich hab kein Problem mit Männern«, teilte sie ihm knapp mit, »sondern mag Männer. Vive la différence! Und mit einer Frau möchte ich wirklich nicht zusammenleben. Stell dir vor, es würden gleich zwei im Haus rumrennen und andauernd sagen, ›nein, alles in Ordnung‹, wenn’s das, verdammt noch mal, überhaupt nicht ist. Aber mit unserer Ehe, da habe ich ein Problem. Irgendwie kann ich im Moment nicht mehr viel Sinn darin sehen.«
    Sie wandte sich um zu Tom, der noch immer neben dem Sperrmüllhaufen stand. Sein Gesicht sah so verdutzt aus, dass Daisy es komisch gefunden hätte, wenn ihr nach Lachen zu Mute gewesen wäre.
    »Du kannst keinen Sinn darin sehen?«, fragte er verwirrt. »Was meinst du damit? Wir sind verheiratet. Und zwar seit zehn Jahren. Wir sind vor einem Altar gestanden und haben uns Treue geschworen, bis an unser Lebensende, in guten wie in schlechten Tagen. Und jetzt versuchen wir, ein Kind zu bekommen. Wie viel Sinn brauchst du noch?«
    Auf einmal wurde Daisy von einer eigenartigen Stimmung erfasst. Ständig hatte sie ihre Zunge gehütet, war auf Zehenspitzen herumgelaufen – doch nun hatte sie große Lust, einfach alles rauszulassen. Es war ein Luxus, das wusste sie, möglicherweise ein sehr gefährlicher Luxus, denn es könnte ihre Beziehung zerstören. Doch sie wusste in diesem Moment auch klarer als je zuvor, dass sie viel zu oft, nur um des lieben Friedens willen oder um die Dinge zu glätten, das eine gedacht und etwas ganz anderes gesagt hatte. Dadurch war sie nörglerisch, gereizt, nachtragend und kleinlich geworden, was sich hätte vermeiden lassen, wenn sie öfter
gleich den Mund aufgemacht hätte. Jetzt, dachte sie, jetzt werde ich ihm sagen, was ich denke. Jetzt.
    »Manchmal weiß ich wirklich nicht, wieso wir überhaupt noch zusammenbleiben«, platzte sie heraus. »Ich meine, was machen wir denn miteinander? Wir verbringen kaum gemeinsame Zeit, wir gehen fast nie aus, wir haben keine gleichen Interessen. Ich weiß gar nicht mehr, wann du mich das letzte Mal spontan in die Arme genommen hast. Früher haben wir die ganze Zeit miteinander geredet und gelacht und uns für das, was der andere erzählt, interessiert. Ich hatte das Gefühl, dass dir was an meiner Meinung liegt. Wenn wir jetzt diskutieren, scheint’s immer nur ums Putzen zu gehen oder wo wir unseren nächsten Penny investieren sollen.«
    Tom

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