Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
fahren heim. Es ist einfach lächerlich, das hier zu besprechen«, sagte er und stakste zurück zum Anhänger.
Stumm entluden sie den Rest und kletterten dann wieder ins Auto. Mit dem leeren Anhänger fiel es Tom nicht schwer zu manövrieren; sie rumpelten problemlos von dem Gelände und bogen dann nach links ab in Richtung Heimat.
»Ich finde wirklich, du solltest nächste Woche zu Rob und Nell fliegen«, begann Tom, nachdem sie lange schweigend
dahingefahren waren. »Wir müssen beide in Ruhe jeder für sich nachdenken!«
Er hoffte, sie begriff, dass für ihn die Entnahme der Eier nun nicht mehr in Frage kam. Falls sie trotzdem darauf bestand, würde er sich überlegen müssen, ob er noch bereit war, seinen Samen zu spenden. Im Moment erschien es ihm irrwitzig, um nicht zu sagen unverantwortlich, weiter an einem gemeinsamen Kind zu arbeiten.
»Ist das so eine Art Drohung?«, hakte Daisy nach. Auch sie dachte an die Entnahme dieser kostbaren Eier, deren Heranzüchtung sie so viel Mühe gekostet hatte. Ja, sie verwünschte sich sogar, weil sie diese Auseinandersetzung gerade jetzt vom Zaun gebrochen hatte. Hätte sie doch bloß bis zur Implantierung der Embryos gewartet. Sie legte eine Hand auf ihren von Hormonen angeschwollenen, hyperfruchtbaren Leib. Wenn nur ein Baby darin wäre, das still vor sich hin wuchs, dann wäre sie zumindest schwanger.
Tom fing wieder an, am Radio herumzufummeln. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so denkst«, sagte er, noch immer vollkommen platt. »Der alte Tom – hat wieder mal nichts mitgekriegt. Ich nehme an, das alles geht dir schon eine ganze Weile im Kopf herum … hoffe ich jedenfalls. Es wird doch wohl nicht einer von deinen Spontanis sein …«
Daisy war von dem Lied im Radio abgelenkt, ›Born to be Alive‹ von Patrick Hernandez. Aber sie hätte beim besten Willen nicht sagen können, was es bedeuten mochte.
Dann merkte sie, dass Tom eine Art Frage gestellt hatte. »Ja, ich denke schon lange darüber nach«, gestand sie.
»Hast du jetzt aus irgendeinem hirnrissigen Grund immer noch vor, mit dieser IVF-Sache weiterzumachen?«
»Doch, das will ich. Und du hoffentlich auch«, appellierte Daisy an ihn. »Ich glaube wirklich, dass alles anders wird, wenn wir erst mal Kinder haben. Es würde uns zusammenschweißen.«
Verständnislos schüttelte Tom den Kopf. »Wie viele Paare trennen sich, obwohl sie Kinder haben? Und dann geht das Gezerre um sie los – und wie leiden die darunter? Hast du daran schon mal gedacht? Oder ist das ein Risiko, das du einfach in Kauf nimmst?«
»Leben bedeutet, Risiken einzugehen. Oder sollte es zumindest«, sagte Daisy entschlossen.
Im Radio lief gerade ein Spiel, bei dem man anrufen konnte, wenn man ein Geräusch richtig erriet – in diesem Fall war es eine Art Reißen. »Das war dieses Wachs, das sich die Weiber auf die Beine schmieren, um sich die Haare wegzumachen. So klingt das, wenn man’s entfernt, schätze ich«, schlug ein männlicher Anrufer etwas schüchtern vor. »Wenn man eine Schachtel Kondome aufreißt«, vermutete ein anderer kühn. »Nein, nein, nein«, trällerte der Radiomoderator, »völlig falsch. Und jetzt beläuft sich der Jackpot bereits auf dreitausend Dollar! Bleiben Sie dran, wir sind gleich wieder da!«
Das Gesülze machte Daisy nervös, aber sie traute sich nicht, einen anderen Sender zu suchen. Sie fühlte sich miserabel. Tom tat ihr Leid, sie selbst tat sich auch Leid. Sie hatte sich geschworen, ihre Zweifel am Sinn ihrer Ehe nie laut zu äußern, nicht bevor sie sie genau formulieren konnte, jedenfalls; denn wenn sie einmal heraus waren, ließen sie sich nicht mehr zurücknehmen. Zu spät! Tom hatte sich prompt von ihr zurückgezogen – jetzt schon – saß mit zusammengepressten Lippen am Steuer, die Hände ums Lenkrad gekrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Daisy bemühte sich um einen möglichst normalen Ton. »Wir sollten irgendwo anhalten und uns ein paar Würstel oder so zum Mittagessen holen.«
»Von mir aus.«
Schweigend fuhren sie weiter.
Als sie wieder zu Hause waren, blieb Tom in der Garage
und werkelte am Anhänger herum – um ihr aus dem Weg zu gehen, wie Daisy vermutete. Und sie verschwand im Haus, um sich ein wenig hinzulegen. Aus dem Augenwinkel sah sie das rote Lämpchen auf dem Anrufbeantworter hektisch blinken.
Die Nachricht stammte von Nell. Diesmal klang sie aufgeregt und ängstlich. Offenbar änderte sich Robs Zustand nicht, und mittlerweile weigerte er sich praktisch
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