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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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deinem Dad?«
    Nell hatte heute früh angerufen, wobei Daisy sie eine halbe Stunde lang zu ermuntern versuchte, obwohl sie sich im Grunde überhaupt nicht auskannte. »Er kriegt die Lungenentzündung einfach nicht los, aber Nell findet, er schlägt sich tapfer«, erklärte sie Tom. »Oder es sieht zumindest so aus, wenn er nur ein bisschen mehr essen würde. Aber wie’s ihr geht, weiß ich nicht. Sie ist jeden Tag bei ihm im Krankenhaus und strampelt sich nebenher auch noch ab auf der Farm und im Haushalt.«
    Geistesabwesend wischte Daisy einen Fetzen Spinnweben von ihrem linken Knie. »Ich würde zu gerne runterfliegen und ihr helfen – aber ich muss hier bleiben, wegen der Eierabnahme und der anschließenden Wiedereinpflanzung. Wenn ich jetzt nach Bobeda flöge, müsste ich die ganze Sache abblasen. Und das wäre ein Jammer, jetzt, wo ich schon so weit bin …«
    Tom wartete auf eine Lücke im Verkehr und bog dann nach rechts auf die lange Fahrbahn, die zur Mülldeponie führte.
    »Du meinst, jetzt wo wir schon so weit gekommen sind«, korrigierte er sie.
    Er ließ den Wagen vor der Einfahrt, wo ein Wohnwagen stand, ausrollen.
    Ein älterer Mann in einer grauen Windjacke trat aus dem Trailer und warf einen Blick unter die Abdeckplane des Anhängers. »Nur gewöhnlicher Haushaltssperrmüll, Kumpel?«, fragte er.

    »Jep«, sagte Tom. Daisy fiel auf, dass seine Stimme stets um eine ganze Oktave sank, sobald er mit anderen Männern redete. Wahrscheinlich ein unbewusstes Testosterongeprotze zwischen fremden Männchen, dachte Daisy. Sie fand das unglaublich albern. Als ob sich der alte Kerl an der Müllhalde einen Pieps darum scherte, ob Tom nun eine dunkle Stimme hatte oder nicht.
    »Macht fünf Kröten«, sagte der Alte.
    Mit einigen Schwierigkeiten zerrte Tom das Portemonnaie aus seiner Jeanstasche und reichte ihm das Geld.
    »Nehmt einfach die Straße hier gleich links. Abladen könnt ihr in allen Zonen, die gelb gekennzeichnet sind.«
    »Alles klar. Danke, Kumpel«, dröhnte Tom mit tiefer Stimme.
    Langsam fuhr er los und bog in den nach links führenden Kiesweg ein. Die Mülldeponie war in einem ehemaligen, flach ausgewalzten Steinbruch angelegt worden, mitten im Wald, wie eine klaffende Wunde am Hinterkopf eines Mannes. Überall, so weit das Auge reichte, türmten sich Schrottberge gen Himmel. Es gab Haufen, wo man den ganz normalen Sperrmüll abladen konnte, andere für Gartenabfälle und direkt vor ihnen einen wahren Mount Everest aus kaputten Haushaltsgegenständen. Daisy musterte ihn angeekelt. So viel Zeug – alles, von Waschmaschinen über alte Kinderwagen bis zu Bettgestellen. All diese Dinge mussten einmal von Leuten gekauft worden sein, dachte Daisy. Die Besitzer hatten sie nach Hause transportiert, sich an dem brandneuen Gerät oder Sofa erfreut, es vielleicht sogar liebevoll gepflegt und gehätschelt, bis es Jahre später hier endete, als Müll, der schwer vermoderte.
    Tom knüpfte die grüne Abdeckplane los; dann begannen sie, die Sachen auszuladen und so weit wie möglich auf die Haufen zu werfen. Manches transportierte jeder für sich, wie kleinere Holzblöcke oder diese störrischen Zementplatten.
Doch die alten Türen und die längeren Bretter mussten sie zusammen nehmen, jeder ein Ende, und sich dann einigen, ob sie seitwärts gehen sollten oder einer rückwärts und der andere vorwärts.
    »Hör mal, ich weiß, es ist viel verlangt – aber ich finde wirklich, du solltest hinfliegen und deinen Dad im Krankenhaus besuchen«, sagte Tom, als sie gerade ein paar alte Fensterrahmen vom Anhänger zerrten. »Eine Lungenentzündung ist nicht zum Spaßen. Und wäre es wirklich der Weltuntergang, wenn wir diesen Zyklus sausen ließen? Wir können ja noch mal von vorn anfangen, wenn du dich überzeugt hast, dass Rob auf dem Weg der Besserung ist und du wieder zurück bist.«
    Daisy glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Nach all dem Geld und den blöden Tests fast jeden Tag – wie kannst du da nur dran denken, mitten drin aufzuhören, außer es ist wirklich ein Notfall? Natürlich mache ich mir Sorgen um Rob, aber Nell versichert mir andauernd, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht.«
    Sie ließ ihr Ende des Fensterrahmens auf den Müllhaufen plumpsen und stemmte die Hände in die Hüften. Es war ihr klar, woher das alles kam. Daisy hatte von Anfang an gewusst, das Tom nicht mit dem Herzen dabei war, nicht einmal, als er ihr jeden Morgen Hormonspritzen geben musste. Seine Hände schienen

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