Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Haushälterin und ein Teilzeitjob als Leiterin einer Galerie für seltene amerikanisch-indische Kunstschätze.
Am Ende hatte es nur zwei Wochen gedauert, um das Unternehmen zu starten. Isobel war im letzten Moment so nervös geworden, dass sie einen Rückzieher machen wollte und geheult hatte: »Ich kann die Kinder unmöglich zwei Wochen allein lassen.« Clare hatte sie regelrecht plattklopfen müssen. »Ich kann es lebhaft vor mir sehen«, hatte sie Isobel vorgeschwärmt, »der Colonel wird von unseren Berichten begeistert sein, Verve wird überraschend einen angesehenen Journalismuspreis gewinnen, wir werden große Stars, gehen zum Film (die Drehbücher schreibt Leo), machen ein Vermögen (um das sich Phil kümmert) und leben glücklich und gesund bis in alle Ewigkeit.« Danach hatte sie Isobel beinahe zur Tür hinausschubsen müssen. Diese hatte sich schließlich mit hängendem Kopf, den perfekt gepackten Koffer am schlaffen Arm, auf den Weg nach St. Kilda zu Clares Apartment gemacht.
Jetzt fragte sich Clare, wie es Isobel wohl ergehen mochte. Der Gedanke, dass ihre Schwester nun an ihrem Schreibtisch saß, ihre Kaffeetasse benutzte und ihren Platz in der wöchentlichen Redaktionskonferenz einnahm, verursachte ihr ein nicht geringes Unbehagen.
»Hunger, Hunger«, quengelte Ellen und knallte ihre Filzstifte auf den Tisch.
»Schon gut, schon gut, du kriegst ja gleich was«, sagte Clare und riss hastig den schon leicht angekokelten Toast aus dem Grill.
Das Mittagessen war keine große Angelegenheit, denn noch hatte sie keinen Versuch gewagt, den Kindern Gemüse aufdrängen zu wollen. Das konnte auch noch bis nächste Woche warten.
»Das is was Grünes drauf«, kreischte Ellen, als Clare ihr ihren Käsetoast hinstellte.
»Das ist doch bloß ein bisschen Petersilie, die noch auf dem Holzbrett geklebt hat, Ellie. Man kann das wegzupfen. Siehst du? Alles weg.«
Ellen biss misstrauisch in ihren Toast. »Schmeckt komisch.«
»Nein«, sagte Clare ein wenig gereizt, »nicht komisch, sondern lecker. Ich hab sogar ein bisschen Tomatensauce draufgetan, weißt du. Ist mein ganz spezielles Rezept.«
»Es schmeckt scheußlich, und ich mag’s nich.«
Alex schien den Stimmungsumschwung zu spüren und machte es seiner Schwester nach: Er warf seine Breischüssel um, worauf der Haferbrei auf den Fußboden tropfte, direkt vor die Schnauze des entzückten Hundes.
»Na gut«, malmte Clare zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »meine Käsetoasts schmecken dir also nicht. Was willst du stattdessen – Joghurt? Obst?«
Nachdem Alex und Ellen je eine Tüte Crisps verputzt hatten, versuchte Clare ihnen die Idee eines Mittagsschläfchens schmackhaft zu machen, was beide jedoch entrüstet zurückwiesen. Zu ihrer Überraschung hatte sie festgestellt, dass sie etwas nervös war, wenn ihr die alleinige Verantwortung für die Kinder oblag. Als wüssten die Kinder mehr als sie. Während sie zum Kühlschrank trottete, um Ellens Wunsch nach einem dritten Glas Apfelsaft zu erfüllen, fragte sie sich, ob sie
nicht vielleicht ein wenig zu nachgiebig war. Aber sollte man kleinen Kindern nicht jeden Wunsch erfüllen, solange diese in einem einigermaßen vernünftigen Rahmen blieben? Sie wollte ja nicht, dass Phil beim Heimkommen zwei dehydrierte, verhungernde Kinder vorfand.
Und sie waren einen Fünf-Sterne-Service gewöhnt. Isobel verwöhnte und umsorgte die beiden Krümel maßlos. Wenn es so weiterging, dachte Clare, dann würden die beiden, wenn sie groß waren, ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass ihnen das Leben einen gedeckten Tisch, ein heißes Bad und gebügelte Unterwäsche schuldig wäre. Nun, das gäbe zumindest ein böses Erwachen, dachte Clare knurrig.
Nach mehreren anstrengenden Runden Verstecken, ein Spiel, dessen Hauptzweck – das Verstecken – sowohl Ellen als auch Alex entgangen zu sein schien, hatte Clare das Gefühl, gleich schreien zu müssen vor Langeweile. Also setzte sie sie schließlich vor den Fernseher, schob die König-der-Löwen-Kassette in den gähnenden Schlitz des Videogeräts und sank danach mit einer Tasse Kaffee und ihrem Lieblings-Trost-Buch, der Taschenbuchausgabe von Liebe in Zeiten des Kalten Krieges, erschöpft in einen Sessel.
Clare schätzte, dass es ungefähr das fünfzehnte Mal sein musste, dass sie sich seit ihrem Einzug am Sonntag den König der Löwen ansah. Ellen war nicht nur ein Fan des Films, sie war geradezu besessen davon. Aber Gott sei Dank gab es Videos. Die wahren
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