Suzanna
Suzanna vor Holts Cottage und stieg aus dem Lastwagen. Sie war eine Calhoun, und die Calhouns zahlten immer ihre Schulden zurück.
Während sie zur Haustür ging, stellte sie sich den Garten und das Haus mit Blumen vor. Es hätte ein märchenhafter Ort sein können, doch der Mann, der hier lebte, glaubte nicht an Märchen.
Sie klopfte und bemerkte, dass sein Wagen nicht da war. Achselzuckend machte sie sich an die Arbeit.
In seiner Werkstatt reparierte Holt einen defekten Bootsmotor und hoffte, dadurch von den Calhouns abgelenkt zu werden. Er blickte nicht einmal auf, als Sadie ihr Nickerchen unterbrach und ins Freie trottete. Sie bellte, doch er arbeitete weiter. Als Wachhund war Sadie eine Niete. Sie verbellte Eichhörnchen und den Wind im Gras. Sie bellte sogar im Schlaf. Vor einem Jahr hatte es in seinem Haus in Portland einen Einbruch gegeben. Holt hatte dem Möchtegerndieb seine Stereoanlage wieder abgenommen, während Sadie friedlich auf dem Wohnzimmerteppich schlief.
Doch er hörte zu arbeiten auf, als er das leise Lachen einer Frau vernahm. Warum ließ sie ihn nicht allein? Sie hätte nicht wiederkommen sollen. Doch sie war da, stand in seinem Garten und sprach mit seinem Hund. Und grub ein Loch.
Holt trat aus der Werkstatt. »Was machen Sie hier, zum Teufel?«
Suzannas Kopf schnellte hoch. Er sah ihre Augen, groß und blau und alarmiert. Ihr von Hitze und Arbeit erhitztes Gesicht wurde blass. Ihm war dieser Blick schon früher aufgefallen – die blitzartige Angst eines in die Ecke gedrängten Opfers. Dann war er so schnell verschwunden, dass er fast glauben konnte, es sich nur eingebildet zu haben.
»Ich dachte, Sie wären nicht hier.«
Er sah sie nur finster an. »Sie haben also beschlossen, ein Loch in meinem Garten zu graben.«
»So könnte man das wohl sagen.« Sie rammte die Schaufel in die Erde und vertiefte das Loch. »Ich habe Ihnen einen Busch mitgebracht.«
Der Teufel sollte ihn holen, wenn er diesmal die Schaufel nahm und das Loch grub. Aber er ging zu ihr. »Warum?«
»Um mich für Ihre Hilfe heute zu bedanken. Sie haben mir eine Stunde erspart.«
»Die Sie benutzen, um noch ein Loch zu graben. Ich weiß nicht, wie man sich um einen Busch kümmert. Wenn Sie ihn hier einpflanzen, verurteilen Sie ihn zum Tode.«
Lachend holte Suzanna die letzte Schaufel Erde heraus. »Sie brauchen nicht viel zu tun. Dieser Busch ist sehr widerstandsfähig, und er wird bis in den Herbst hinein für Sie blühen. Darf ich Ihren Gartenschlauch benutzen?«
»Was?«
»Ihren Gartenschlauch.«
»Ja.« Holt fuhr sich durch die Haare. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte. Es war das erste Mal, dass ihm jemand Grünzeug schenkte, abgesehen von dem Strauß, den ihm die Kollegen ins Krankenhaus mitgebracht hatten. »Sicher.«
»Es ist ein kleiner Busch, der nicht höher als einen Meter wächst.« Sie streichelte Sadie, die schnüffelnd den Busch umkreiste. »Wenn Sie stattdessen etwas anderes wollen …«
Er wollte nicht wegen einer idiotischen Pflanze gerührt sein. »Spielt für mich keine Rolle. Ich kann diese Dinger ohnehin nicht auseinanderhalten.«
»Nun, das ist ein Hypericum Kalmianum.«
Seine Lippen zuckten. Es mochte fast ein Lächeln sein. »Das sagt mir aber viel.«
Sie sah ihn lächelnd an. Hätte sie es nicht besser gewusst, konnte man meinen, dass er verlegen war. Von wegen! »Man nennt ihn einen Sonnenscheinbusch. Ich dachte, Sie könnten etwas Sonnenschein gebrauchen.«
»Sind Sie sicher, dass Sie mich nicht bestechen wollen, damit ich Ihnen helfe?«
Seufzend kauerte sie sich hin. »Ich frage mich, wie jemand so zynisch und unfreundlich werden kann. Sie haben bestimmt Ihre Gründe, aber die treffen hier nicht zu. Sie haben mir heute einen Gefallen erwiesen, und ich revanchiere mich dafür. Ganz einfach. Wenn Sie den Busch nicht wollen, sagen Sie es, und ich schenke ihn jemand anderem.«
Er hob bei ihrem Ton eine Augenbraue. »Halten Sie so Ihre Kinder im Zaum?«, fragte er bissig.
»Wenn nötig, ja. Nun, was meinen Sie?«
Vielleicht war er zu hart zu ihr. »Jetzt habe ich schon ein Loch in meinem Garten.« Er kniete sich neben sie. »Dann können wir genauso gut etwas einpflanzen.«
Und das war vermutlich seine Art, sich zu bedanken. »Fein.«
»Wie alt sind Ihre Kinder?« Nicht, dass es Holt interessierte. Er machte nur Konversation.
»Fünf und sechs. Alex und Jenny.«
»Wieso sind Sie nach der Scheidung hierher zurückgekommen?«
»Weil hier mein Zuhause ist.«
Ein
Weitere Kostenlose Bücher