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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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nach."
    "Ich möchte aber nicht, dass Kaila etwas Falsches von mir denkt."
    "Auf die Unergründlichkeit der Gedanken weiblicher Wesen habe ich dich bereits hingewiesen. Noch dazu, wo Kaila stets ihren eigen Kopf hat. Sie ist nach dem Tod ihrer Eltern sehr empfindsam geworden und tut sich nicht leicht beim Kontakt zu anderen Menschen. Aber meinst du, sie wäre heute hier gewesen, wenn sie dich meiden wollte, wo sie doch sicher wusste, dass du auch zu mir kommst?"
    "Aber sie hat mich überhaupt nicht beachtet!"
    "Nun fängst du wieder an, ihr Verhalten nach deinen Maßstäben zu beurteilen. Das ist der erste Fehler, der zu Missverständnissen führt."
    Womar wusste nicht, wie er Radik auf andere Gedanken bringen konnte.
    "Die Rechnerei lassen wir besser heute", meinte er leise, wobei seiner Stimme eine gewisse Enttäuschung zu entnehmen war.
     
    Radiks Gefühlsleben war nun völlig durcheinander geraten. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich noch darüber gewundert, dass er die Mädchen in seinem Dorf, und hier vor allem Zasara, plötzlich mit ganz anderen Augen sah, obwohl er sie doch bereits von Kindesbeinen an kannte. Dieses Interesse war ständig gewachsen, je mehr er dem Kindesalter entwuchs und sich zu einem jungen Mann entwickelte.
    Neben den schon merkwürdigen körperlichen Veränderungen, verwirrte ihn, der gerne in logischen Zusammenhängen dachte und sich meist vom Verstand leiten ließ, vor allem dieses seltsame Empfinden, was ihn erfasste, wenn er mit Zasara zusammen war oder nur an sie dachte. Es waren beglückende und begehrliche Gefühle, die sich seiner bemächtigten, von der Sehnsucht nach Zärtlichkeit und einer noch unbestimmten Begierde zugleich getragen.
    Doch seit der Begegnung mit Kaila, dachte er kaum noch an etwas anderes. Das Mädchen, von dessen Existenz er vor wenigen Tagen noch nicht einmal gewusst hatte, bestimmte nun seine Gedanken und Gefühle, wobei seine tiefen Empfindungen ihn auch mit Ratlosigkeit und sogar Verzweiflung quälten. Immer wieder warf er sich vor, dass er Kaila bei der ersten Begegnung im Wald auf diese dumme und überhebliche Art entgegengetreten war, sie verfolgt und grob an der Schulter gepackt hatte.
    Dieses Mädchen, dass Radik für die Schönste und Begehrenswerteste hielt, die ihm je begegnet war, hatte sich offenbar aus irgendeinem Grund für ihn interessiert, ihn beobachtet und sich bei Womar nach ihm erkundet. Vielleicht fühlte sie sich einfach dem Jungen verbunden, den sie im Winter vor einem Jahr mehr tot als lebendig, durchnässt und unterkühlt zum ersten Mal gesehen hatte und dessen Genesung sie erleben konnte. Doch er war imstande gewesen, bei der ersten Begegnung mit ihr innerhalb kürzester Zeit alles zunichte zu machen. Wie ein Trottel, ein gewöhnlicher Dummkopf hatte er sich aufgeführt und dieses offenbar ohnehin recht scheue Mädchen dazu gebracht, nun wohl eine Abneigung für ihn zu empfinden.
    Radik war verzweifelt und malte sich in Gedanken immer wieder aus, wie die erste Begegnung mit Kaila hätte verlaufen können: mit einer freundlichen Begrüßung und netten Worten. Warum hatte ihm Womar nie vorher etwas von Kaila erzählt? Nun ja, woher sollte dieser wissen, was sich daraus entwickeln würde? Auch jetzt konnte Womar nur schwer nachempfinden, welche Gefühle Radik plagten. Immer wieder versuchte er, seinen jungen Freund auf andere Gedanken zu bringen, denn auch die Lernfortschritte waren spürbar ins Stocken geraten.
     

Ungebetene Gäste
     
    Er wartete geduldig mit den anderen in dem kleinen Waldstück, bis die Dämmerung hereingebrochen war. Es wäre zu gefährlich gewesen, diese große Fläche aus Eis und festem Schnee, die keinerlei Deckung bot, bei vollem Tageslicht zu überqueren.
    Jetzt war es seine Aufgabe als Anführer, sich zuerst hinauszuwagen und zu erkunden, ob ein sicheres Fortsetzen des beschwerlichen Weges, der sie von Südosten bis zu dieser Küste geführt hatte, möglich sein würde. Langsam schlich er etwas geduckt vorwärts, während sein Blick unruhig nach allen Seiten wanderte. Das Eis trug sicher und die Schneedecke, die bereits einige Tage lag, war fest genug, um ein zu tiefes Einsinken zu verhindern. Es waren also beste Bedingungen, um rasch vorwärts zu kommen.
    Der starke Anführer war nun weit auf die freie Fläche hinausgelaufen. Hier richtete er sich zu ganzer Größe auf und beobachtete wiederum genau seine nächste Umgebung. Nirgendwo war eine Gefahr zu erkennen. Schnell lief er zum Waldstück

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