Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
brauchte.
    "Heute Nacht werden die Bestien hier ihr letztes Mahl einnehmen und danach ein wenig ausruhen. Also kann morgen früh die Treibjagd beginnen."
    Im selben Augenblick ertönte Wolfsgeheul in nicht allzu weiter Entfernung. 
     
    Das Rudel war sehr vorsichtig, denn tagsüber wimmelte es überall von Menschen. Selbst in den Wäldern mussten sie sich tief zurückziehen, um keinem dieser gefürchteten Feine zu begegnen.
    Dem instinktiven Trieb der Tiere, der sie nach Norden geführt hatte, konnte nicht weiter gefolgt werden. Zwar waren auch die nördlichen Küstenbereiche Rügens gefroren, aber nach kurzer Strecke wurde das Eis brüchig und ging schließlich in offenes Wasser über. Sie mussten wohl oder übel auf der Insel ausharren, wenn sie nicht wieder südlich abwandern wollten.
    Letztlich wurde das Verhalten der Wölfe aber nur von einem bestimmt – dem Hunger. Sobald die Nacht hereingebrochen war, musste Beute gemacht werden. Zweimal war es ihnen auch tagsüber gelungen, nach anstrengender Jagd ein Reh zu erlegen. Aber jedes Mal waren sie dabei von Menschen beobachtet worden, die sich sofort mit Knüppeln bewaffnet zusammengerottet und sie vertrieben hatten, wobei auch die Beute zurückgelassen werden musste. Daher versuchte das Rudel jetzt, am Tage in den Wäldern zu bleiben.
    Der alte Wolf spürte die zunehmende Gefahr. Hatten sie vor einigen Tagen noch ohne größere Mühe des Nachts Beutetiere auch in der Nähe von Menschen erlegen können, war dieses Unterfangen zusehends gefährlicher geworden. Sämtliche Nutztiere waren von den Winterweiden in die Ställe getrieben worden und dort hielten die Menschen jetzt pausenlos Wacht. Bei den wilden Tieren, insbesondere den Rehen, waren gegen Ende des immer noch strengen Winters ausschließlich kräftige Tiere übrig geblieben, die nur durch ausdauernde Hatz zu erlegen waren. Daran war bei Tageslicht wegen der überall wachsamen Menschen nicht zu denken.
    Auch in der letzten Nacht hatte es viel Geduld gekostet, bis Beute geschlagen werden konnte. Der Anführer des Rudels besaß aber genug Erfahrung, um zu wissen, dass sich die Ausdauer auszahlte. Wenn es nach einem der jungen unerfahrenen Wölfe gegangen wäre, die beim Wittern von Haustieren jede Vorsicht außer Acht ließen, hätte man sie längst allesamt mit Äxten und Knüppeln erschlagen und ihnen mit Fackeln das Fell versenkt.
    Schon wieder war die Nacht hereingebrochen und unruhig lief das hungrige Rudel auf seinem Rastplatz umher. Dann brach der Anführer auf, wie immer zunächst allein.
    Er suchte Gehöft für Gehöft ab, aber überall brannten große Feuer und Menschen standen herum. Überhaupt schien die Aktivität der Menschen bei Einbruch der Dunkelheit heute eher zugenommen zu haben. Überall versammelten sich Leute oder waren unterwegs. Reiter pendelten zwischen den einzelnen Gruppen und ließen laute Rufe ertönen.
    Der erfahrene Wolf spürte die Gefahren, die von diesen zweibeinigen Wesen ausgingen. Er orientierte sich in die Richtung des Waldstückes, in dem das Rudel vor zwei Nächten eine recht ansehnliche Beute verschlungen hatte. Beim Näherkommen hörte er das heisere Blöken eines Schafes und begann sofort, sich an das Tier heranzuschleichen.
    Der Bock hatte ihn gewittert und folgte seinen Bewegungen mit gesenktem Kopf. Ohne Zögern stürzte sich der große Wolf auf ihn, bemerkte aber das Seil zu spät und verfing sich im Moment des Angriffssprunges mit einer Vorderpfote darin, als ihn auch schon auch ein gewaltiger Rammstoß des Bockes an der Schulter traf und zurückschleuderte. Er hatte den Gegner unterschätzt. Hier war es besser, mit mehreren aus verschiedenen Richtungen anzugreifen. Er kehrte zurück zum Rudel.
    Gegen morgen lag auf der kleinen Lichtung nun neben den Ziegelschädeln noch der Kopf des wehrhaften Schafsbockes.
    Das Rudel wollte den Tag wie gewöhnlich zum Ausruhen nutzen, als beim Auftauchen der ersten Sonnenstrahlen von Südosten ein gewaltiger Lärm einsetzte. Unzählige Männer schritten in einer Kette nebeneinander und schrieen, pfiffen, klatschten in die Hände oder schlugen mit Hölzern aufeinander. Unter ihnen befanden sich in gewissen Abständen Reiter, die anfangs Mühe hatten, bei dem Spektakel die Pferde ruhig zu halten.
    Der große erfahrene Wolf hatte eine solche Situation schon einmal erlebt. Damals war von den Menschen alles Getier erschlagen oder mit Lanzen erlegt worden, dessen sie habhaft werden konnten.
    Die Menschenkette kam immer näher und

Weitere Kostenlose Bücher