Svantevit - historischer Roman (German Edition)
betrifft, wäre es bitter, auf dieses Pfand, das mir die Kontrolle über die Ostsee von Dänemark und Schweden bis nach Bornholm sichern würde, zu verzichten; vor allem, wenn mir die Dänen wegen eines Rückzugs später zuvor kämen."
Er biss ein großes Stück Fleisch aus der mächtigen Hachse, die er in der Hand hielt und beim Reden wie einen Degen schwang. Die Hälfte des abgerissenen Bratens hing ihm noch aus dem Mund, während er hastig kaute, um das Gespräch fortzuführen. Schließlich stürzte er einen ganzen Becher schweren Rotwein hinterher und wandte sich wieder an Gunzelin, der die Zeit ebenfalls dazu genutzt hatte, sich möglichst viel von den herrlich duftenden Speisen einzuverleiben.
"Noch schlimmer wäre es aber, wenn die schon lange lauernde Meute eine Rebellion in Sachsen anzettelt und ich nicht dort bin, um dies zu vereiteln", nahm der Herzog den Faden wieder auf.
"Bisher hat Kaiser Friedrich noch jede Opposition gegen euch zur Vernunft gebracht und alle Angriffe auf euch und euren Besitz missbilligt. Das sollte wohl auch diesmal wirken. Zur Not kann er außerdem jeden durch die Drohung mit Acht und Bann zur Räson bringen."
"Oh, ich glaube ihr überschätzt die Möglichkeiten ein wenig, die Friedrich hat. Schließlich möchte er so schnell wie möglich wieder nach Italien und da kann er Feinde im Reich nicht gebrauchen. Auch sein Wohlwollen mir gegenüber, dass er ja ohne Zweifel bisher oft gezeigt hat, war nie ganz uneigennützig. Auf mich konnte er sich letztendlich immer verlassen. Wäre ich nicht nach seiner Krönung mit entschiedener Härte gegen das römische Gesindel, das sich zu einem Aufstand zusammengerottet hatte, vorgegangen, so weiß ich nicht, wie diese Bedrohung für Leib und Leben des Kaisers geendet hätte. Jetzt scheint mein Vetter sich zu sagen: ´Lieber nehme ich meine schützende Hand von Heinrichs Haupt, als dass seine Feinde auch zu meinen werden; er wird sich schon, wie bisher auch immer, selbst zu helfen wissen.´ Ist es nicht so?" fragte er die Stimme erhebend in Richtung eines jungen Kriegers, der Christian genau gegenüber saß und diesem schon aufgefallen war, weil er als einziger mit Kettenhemd gepanzert an der Tafel Platz genommen hatte und sogar einen Kegelhelm bei sich führte, den er zum Essen freilich auf dem Tisch abgelegt hatte. Besonders die Brünne erregte Christians Aufmerksamkeit, denn die Panzerung bestand nicht aus Metallringen, so wie er es kannte, sondern aus kleinen Platten, die sich gegenseitig überlappten.
´Wahrscheinlich jemand aus dem Süden´, dachte Christian, dem diese Art von Rüstung nicht bekannt war.
"Ich weiß natürlich nicht, was der Kaiser denkt, es steht mir auch nicht zu, darüber zu spekulieren, ich kann euch nur melden, was mir aufgetragen wurde," antwortete der dann auch in einem mitteldeutschen Dialekt, der auf das hessisch-thüringische Gebiet deutete.
"Der Kaiser hat wie immer versucht zu schlichten und eure Gegner für die Zeit seiner Abwesenheit zur Waffenruhe zu verpflichten. Diesmal hat es allerdings nichts genutzt. Die Partei um Albrecht den Bären war so entschlossen und einig wie noch nie."
´Ach so, der kommt direkt vom Reichstag auf der Boyneburg.´
Jetzt wurde Christian auch bewusst, warum sein Gegenüber so ungewöhnlich gekleidet war und sprach. Er kam mit ziemlicher Sicherheit irgendwo aus der Region von Kassel, einer größeren Siedlung, die Christian von den Karten seines Onkels kannte, der ihn auch in Geographie unterwiesen hatte.
"Ja, genau, kommen wir auf den Punkt! Diese Verräter, diese Aufrührer, die sich um den Askanier sammeln, wer alles gehört genau dazu?"
Heinrich konnte sich die Antwort größtenteils selber denken, doch er wollte sie hier noch einmal vor aller Ohren bestätigt wissen.
"Also, da sind erst einmal eure schon bekannten Feinde aus dem Reich unter Anführung von Albrecht dem Bären und seinem Sohn Otto von Meißen."
"Aha, die ganze Sippe, es ist ihnen wohl zu zugig in ihren Grenzmarken?"
"Dann natürlich Ludwig von Thüringen."
" Natürlich , wie ihr schon sagt! Die Ludowinger haben sich ganz Hessen einverleibt und jetzt, wo sich mein Einfluss ein wenig in ihre Richtung ausgebreitet hat, da bekommen sie es mit der Angst und brechen nicht nur ihre bisherige Treue im Kampf gegen meinen ärgsten Widersacher, nein, sie stellen sich auf seine Seite! Was soll man bloß von solchen Verbündeten halten?"
Heinrich sprach langsam, jedes Wort betonend und mit den Händen
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