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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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durch eine Urkunde formell  zum Missionar der Westslawen ernannte,  jetzt als Papst Alexander nicht die Gnade des größten Teils der weltlichen und geistlichen Herrscher des Reiches fand. Dem Bischof selbst waren solch profane Ränkespiele eigentlich zuwider, er beugte sich nur im Interesse seiner heiligen Bestimmung, von der er überzeugt war, den Mächtigen der irdischen Schöpfung. Bisweilen überschritt er, freilich ohne es zu merken, mit seiner naiven Frömmigkeit die Grenze des Lächerlichen. So war er, als er sich diesem Kreuzzug für die letzten verlorenen Seelen des Abendlandes, wie er ihn nannte, anschloss, barfuss auf einem Esel geritten, in grobleinenem Gewand und mit einem urigen Holzkreuz in der Hand. Berno hatte sich in Vorbereitung seiner vermeintlichen Bestimmung durch Fasten, pausenloses Beten und Schlafentzug in einen Zustand göttlicher Entrückung versetzt, dass es ihm nur natürlich erschien, so aufzutreten, wie er sich die historischen Apostel vorstellte. Diese törichte, zur Schau gestellte Einfalt seines Bischofs, gefiel Heinrich im Gegensatz zu den meisten der Mannschaften, die das unheimlich belustigte, natürlich überhaupt nicht. Er befahl dem Würdenträger sofort, sich standesgemäß zu kleiden und diesen unerträglichen Firlefanz zu beenden. Der Esel war schließlich von den Marketendern mit Schellen dekoriert und an einen ihrer Wagen gebunden worden. Mit volkstümlicher Blasphemie entwickelte sich ein Spiel daraus, vor dem Grautier den Hut zu ziehen und sich vor "Hochwürden", wie das Muli allgemein genannt wurde, zu verbeugen. Dem Iahen des Langohrs wurde, wenn es abends durch das Lager hallte, wie prophetischen Verkündigungen gelauscht und applaudiert, es wurde nachgeahmt und mit schon fast gotteslästerlichen, die kirchlichen Hoheiten herabwürdigenden Beifallsrufen bedacht, sodass sich der Bischof, der sich über solche Situationen in der Regel erhaben fühlte, doch um seinen Ruf und seine Würde zu sorgen begann und mit mühsam beherrschter Nachdrücklichkeit darauf drang, dafür zu sorgen, dass so etwas unterbliebe.  
    ´Der dämliche Esel hat den Sturm unbeschadet überstanden, während so viele wertvolle Reit- und Zugtiere jämmerlich verendet sind!´, erinnerte sich Christian, das Geschrei am Morgen gehört zu haben.
    Er entsann sich auch, dieses Mal kein Lachen gehört zu haben, sondern dass einige Männer geflucht und dem dummen Tier mit ihren Äxten und Spaten gedroht hatten und es sein Leben nur der allgemeinen Ansicht verdankte, nach dem nächtlichen Blutbad sei selbst das sinnlose Töten solch einer jämmerlichen Kreatur ein sündhafter Frevel. 
    "Und aus Sachsen selbst?", nahm der Herzog das Gespräch mit dem kaiserlichen Kurier wieder auf, nachdem sich alle eine Weile dem Essen, Trinken und Plaudereien mit ihren Tischnachbarn gewidmet hatten.
    Er erhob kurz seine enorm tiefe Stimme, wie gewöhnlich, wenn er die Aufmerksamkeit der Anwesenden forderte: "Wer von den Grafen aus meinem schönen Herzogtum macht sich durch Verrat mit unseren Gegnern gemein, wer ist so verkommen, das Schwert gegen seinen Fürsten zu erheben, wenn der, auch im Dienste des Reiches und der Kirche, in Feindesland ficht?"
    Berno bekreuzigte sich hastig, auf Stirn und Gewand mit seinen vom Bratensaft fettigen Händen schmierige Flecken hinterlassend.
    "Da die Namen mir nicht geläufig sind, weiß ich sie nicht aus dem Kopf, aber sie sind hier notiert", sagte der von Heinrich angesprochene Hesse, dessen Name Udo von Grüntal war, wie Christian inzwischen erfahren hatte.
    Er fingerte an der Innenseite seines Gürtels und zog ein kleines Stück Papier hervor, auf das einige Zeilen gekritzelt waren, wie Christian von Gegenüber erkannte.
    "Also, hier stehen die Namen der euch feindlich gesonnenen Grafen, die mir genannt wurden. Ein Schreiber hat sie notiert."
    Heinrich drehte sich, so gut es die hohe Lehne seines herrschaftlichen Stuhls erlaubte, nach dem genau hinter ihm liegenden Eingang um, der nicht nur für die Diener, sondern auch für seine nächsten Vertrauten bestimmt war und klatschte in die Hände.
    "Nicht nötig!", sagte Christian, der das auseinander gerollte Stück Papier vor sich auf den Tisch gelegt hatte und glatt strich. Udo hatte es ihm auf seinen Wink übergeben.
    "Wie bitte?"
    Es war nicht klar, ob der Welf den Wortlaut oder den Sinn des Gesagten nicht verstanden hatte.
    "Dass ihr jemanden ruft, meinte ich, um vorzulesen. Ich bin in der Lage, die Namen auf dem Pergament zu

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