Svantevit - historischer Roman (German Edition)
seinem Onkel solchen Ärger bereitet zu haben, aber er konnte an den Geschehnissen nun auch nichts mehr ändern.
Radik war zusammen mit Kaila nach Hause geritten. In einiger Entfernung des Dorfes hatte Kaila Radik bedeutet anzuhalten. Sie hatte etwas nervös und angespannt gewirkt und wollte nicht weiter zum Dorf mitkommen und als Radik sie gefragt hatte, ob er ihr mal die Burg zeigen solle, wobei sie auch seinen jungen Hengst anschauen könne, hatte sie ganz entschieden den Kopf geschüttelt und war erschrocken zurückgewichen. Die Verabschiedung war danach nur kurz ausgefallen.
Ugov hatte die Nachricht vom Tod der Stute erstaunlich gelassen hingenommen. Anscheinend hatte er das Tier ohnehin abgeschrieben. Das wieder gefundene Zaumzeug und den Sattel nahm er von Radik wortlos entgegen.
Zwei Wochen lang genoss Radik es, sich wieder mehr um sein Pferd zu kümmern und auch wieder Dinge mit Ferok zu unternehmen, doch dann wurde seine Sehnsucht nach Kaila fast unerträglich. Zu Fuß war es aber zu weit und Radik war nahe dran, sich wieder heimlich ein Pferd zu nehmen. Er wollte Ferok, dem Ugov das Reiten natürlich weiter erlaubte, bitten, sich ein Pferd zu holen und an einem ungesehenen Ort an ihn zu übergeben.
"Warum riskierst du, Scherereien zu bekommen? Weißt du, was dein Onkel macht, wenn er davon erfährt?"
"Schlimmer als es jetzt ist, kann es auch nicht mehr werden."
"Er wird dir den Umgang mit dem Hengst verbieten und sicher bräuchtest du dich nie wieder in der Burg sehen zu lassen."
"Das weiß ich selbst, du Hasenfuß!"
"Waren dir die Pferde in der Burg nicht bis vor kurzem noch wichtiger, als alles andere. Und wie willst du jemals in die Tempelgarde hineinkommen, wenn Ugov dich nicht unterstützt oder du gar als Pferdedieb giltst? Warum setzt du alles aufs Spiel – nur weil dieser Alte dir irgendwelche Geschichten von fernen Ländern erzählt und dir Sachen beibringt, die du ohnehin nie gebrauchen kannst? Du bist doch seit dem Winter fast jeden Tag zu ihm geritten!"
Feroks Erstaunen war ehrlich. Er konnte seinen Freund nicht verstehen. Radik hatte ihm natürlich nichts von Kaila erzählt, nicht nach der ersten peinlichen Begegnung mit ihr und auch nicht, nachdem sie einander näher gekommen waren. Er sah ein, dass Ferok im Grunde Recht hatte, aber wie lange sollte er denn noch warten, bis Ugov ihm wieder gestattete, ein Reittier zu nutzen. Schließlich sagte ihm Ferok deutlich, dass er ihn nicht unterstützen und Ugov hintergehen werde und Radik war letztlich fast froh darüber.
Nur drei Tage später wartete Ugov auf Radik, an den Zügeln dessen früheres Pferd haltend. Neben Ugov stand Womar und hielt sein Pferd, auf dem Radik und Kaila vor etlichen Tagen auf der Suche nach der Stute unterwegs gewesen waren.
"Ich denke du hast deine Lektion gelernt, junger Mann", meinte Ugov in strengem Ton, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, und reichte Radik die Zügel, "Bei dieser Fürsprache kann ich dich nun nicht länger von den Pferden fernhalten. Ich wusste ja gar nicht, dass du so sehnsüchtig erwartet wirst."
"Und nicht nur von mir", fügte Womar leise hinzu.
Radik umarmte seinen Onkel, was diesen sehr überraschte, denn so etwas kannte er von Radik nicht mehr, seit dieser ein ganz kleiner Junge gewesen war.
"Das mit der Stute tut mir wirklich sehr leid!"
"Dieses dumme, sture Tier wollen wir nun vergessen. Aber ich erwarte, dass du dich weiter so intensiv um deinen Hengst kümmerst, wie in den letzten Tagen."
"Kann Kuro uns nicht begleiten? Er könnte doch einfach nebenher laufen!"
"Nein, ich denke die Strecke ist noch zu weit für ihn. Außerdem ist er ein lebhafter Bursche, den du ständig im Auge behalten musst."
Ugov sah Radik ernst an.
"Du weißt, wenn ich ´nein´ sage, dann meine ich auch ´nein´!"
Auf dem Weg zur Hütte erzählte Womar, dass das erkrankte Pferd ganz unerwartet gestorben ist. Aber Kaila hatte ihm zu berichten gewusst, wo er günstig eine neue Stute erwerben konnte.
"Dein Onkel ist ja ein sehr vernünftiger Mensch, mit dem ich mich sofort gut verstanden habe. Es ist sicher nicht leicht, diesen guten Mann zu erzürnen."
Womar konnte sich diesen leicht spöttischen Seitenhieb nicht verkneifen.
"Nun ja, wenn es um seine Pferde geht, versteht er jedenfalls keinen Spaß", meinte Radik schuldbewusst.
"Ja, das musst du einsehen. Bedenke die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet."
Radik dachte daran, dass er vor einigen Tagen noch versucht hatte, Ugov mit
Weitere Kostenlose Bücher