Svantevit - historischer Roman (German Edition)
günstig. Aber sie suchten nun mal ein ganz bestimmtes Tier. Der Mann drückte dem Pferd die Kiefer auseinander und forderte die beiden auf, sich die Zähne anzusehen.
"Das Tier ist jung, von bester Gesundheit und mit kräftigen Knochen ausgestattet", redete der Mann ratlos auf die beiden ein.
"Nein, danke. Wir fragen dann lieber noch mal woanders", meinte Radik schließlich betont höflich.
"Ihr habt mich nach einer Stute gefragt und ich biete euch eine Stute. Was habt ihr an dem Tier auszusetzen?"
"Vielen Dank für euer Bemühen", meinte nun auch Kaila in freundlichstem Ton zu dem Mann, dessen Verzweifelung langsam in Wut überzugehen schien.
Beide schwangen sich schnell auf ihr Pferd und ritten eilig davon, von derben Flüchen des Bauern begleitet.
Bei der flotten Gangart des Pferdes hielt sich Kaila an Radiks Schultern fest und den Bewegungen des Pferdes folgend drückten sich ihre warmen, weichen Brüste gegen seinen Rücken. Da fiel Radik wieder ein, wovon er des Nachts geträumt hatte.
Die weitere Suche blieb ergebnislos.
"Vielleicht ist die Stute auch wirklich niemandem hier in der Gegend aufgefallen. Sie ist ja, wie von wilden Tieren gehetzt, im vollen Galopp davongelaufen. Wie weit schafft es ein Pferd in einem Tag zu laufen?"
"Ohne Not wird das Tier dieses Tempo kaum über lange Zeit beibehalten haben. Außerdem bekommt es irgendwann einmal Durst und Hunger. In eines der vielen Wäldchen wird die Stute sicher nicht hineingegangen sein, denn das machen Pferde eigentlich nicht freiwillig."
"Dieses Tier war doch ohnehin nicht ganz normal", meinte Radik.
Um ihn etwas aufzumuntern sagte sie: "Von Wölfen kann das Pferd jedenfalls nicht gefressen worden sein, denn ich habe von einem mutigen Burschen gehört, der das letzte dieser Untiere im Winter erlegt haben soll."
"Ich glaube, es ist einfacher, einen Wolf zu töten, als ein irres Pferd ausfindig zu machen. Wir sind jetzt seit dem Morgen unterwegs und wenn wir vor der Dunkelheit zurückgekehrt sein wollen, müssen wir jetzt aufbrechen."
"Gut, dann lass uns aber einen anderen Weg reiten und unterwegs nach irgendwelchen Spuren Ausschau halten."
Radik hatte keine Hoffnung mehr und achtete nur flüchtig auf Anzeichen, die auf diese verhasste Stute hindeuten könnten. Er lenkte das Pferd über möglichst unebenes Gelände, damit Kaila sich an ihm festhalten und sich dicht anpressen musste, was ihr aber nicht zu missfallen schien und Radik beschloss, Kaila zu überreden, auch morgen mit ihm auf Suche zu gehen und hoffte insgeheim, dass das zweite Pferd des Alten nicht so schnell gesunden würde.
Als sie vor einer kleinen Baumgruppe in flottem Tempo um eine größere Böschung ritten, musste Radik plötzlich hart an den Zügeln ziehen, denn vor ihnen tat sich ein breiter Graben auf, der dicht zugewachsen und daher schwer zu erkennen war. Kaila schlang ihre Arme fest um Radik, um nicht vom Pferd zu fallen, das sich leicht aufbäumte. Der Graben mündete in einer Grube, die wohl durch die Entnahme von Lehm entstanden sein mochte – und dort lag die vermisste Stute, die sich beim Sturz das Genick gebrochen hatte.
Anscheinend war das Tier über die Böschung gesprungen und dann tief in diese Grube gestürzt. Radik stieg vorsichtig zu dem toten Pferd hinunter, das von Fliegen umschwirrt wurde und dem Vögel die Augen ausgepickt hatten. Er nahm dem Pferd unter großer Kraftanstrengung und Überwindung des Ekels das Zaumzeug und den Sattel ab. In unmittelbarer Nähe des Kadavers verbreitete sich ein unangenehmer Gestank und Radik war froh, der Grube endlich wieder entsteigen zu können.
"Wenigstens wissen wir jetzt, was mit dem Tier passiert ist und müssen nicht unnötig weitersuchen", sagte Kaila.
Dunkle Schatten
Zu seinem Verdruss konnte Radik nun nicht, wie er es sich gewünscht hätte, seine neben dem Fischfang ohnehin knappe Freizeit beim Alten und vor allem mit Kaila verbringen. Er musste zuerst die Sache mit der Stute bei seinem Onkel wieder geradebiegen, sich zumindest also in nächster Zeit mehr um seinen kleinen Hengst kümmern. Dies machte ihm auch viel Freude, obgleich er das lebhafte Tier noch nicht zum Reiten nutzen konnte. Aber er freute sich, wenn das schwarze Pferdchen ihn erwartungsvoll begrüßte und er mit ihm über die Koppel laufen konnte. Gerne wäre Radik etwas ausgeritten und hätte den Hengst mitlaufen lassen, aber sein Onkel blieb hart und erlaubte ihm nicht, eines der Pferde zu nutzen. Radik schmerzte es sehr,
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