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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Feroks Hilfe zu hintergehen und dankte Ferok insgeheim, dass dieser so standhaft abgelehnt hatte.
    "Da ich nun schon eine ganze Weile nichts von dir gehört hatte, dachte ich, ich könnte die Sache zwischen dir und deinem Onkel klären helfen. Schließlich hast du die Stute damals genommen, um zu mir zu reiten. Und nun wusste ich auch gar nicht mehr, wem ich meine vielen Geschichten erzählen kann. Auch sollte der Unterricht nach meiner Ansicht nicht allzu lange ruhen, denn ich bin nun bald in einem Alter, wo vieles der Vergessenheit anheim fällt. Das ständige Wiederholen des Wissens, zusammen mit meinem Musterschüler, hilft mir, dagegen anzukämpfen."
    Radik griff die Hand des Alten und drückte sie fest.
    "Du musst mir nicht danken, denn wie ich gerade erklärt habe, steckte der pure Eigennutz hinter dieser Tat. Wenn dein Onkel zu starrköpfig gewesen wäre, hätte ich dir eines meiner Pferde zur Verfügung gestellt, obwohl ich erst abwarten wollte, wie sich die neue Stute eingewöhnt."
     
    Und so verging für Radik eine glückliche Zeit. Er verbesserte zusammen mit Ferok im spielerischen Wettkampf seine Fähigkeiten beim Reiten. Auch ihr Geschick beim Kämpfen mit den Holzschwertern wurde immer besser, da beide mit großem Ehrgeiz bei der Sache waren.
    Der Alte verstand es immer wieder aufs Neue, seinen jungen Schüler mit Geschichten zu begeistern und in ihm die Neugier auf das weitere Lernen zu wecken.
    Am liebsten aber war Radik mit Kaila zusammen, über deren natürliche Schönheit er jeden Tag wieder staunte. Manchmal starrte er einfach ihr hübsches Gesicht an, ohne mitzubekommen, was sie ihm gerade erzählte, oder was sonst um sie herum vor sich ging. Wenn er alleine ritt, kam es vor, dass er laut vor Freude juchzte und sein Glück im Grunde nicht fassen konnte.
     
    Es war ein Jahr vergangen.
    An einem Tag im Spätfrühling saß er wieder einmal zusammen mit Kaila irgendwo im Gras. Sie erzählte ihm, wie sie dies gerne tat, über Bienen, Ameisen, Käfer und alle möglichen Vögel, die sie seit frühen Kindertagen intensiv beobachtet hatte.
    Irgendwie kamen sie darauf zu sprechen, was man einmal gerne machen würde. Beide waren sich einig darin, dass sie eine Zeit lang die Insel verlassen und andere Gegenden erkunden wollten. Sie kannten die Geschichten und Erzählungen Womars, Kaila war schließlich mit ihnen aufgewachsen.
    Und Radik sprach von seinem tiefen Wunsch, zur Tempelgarde zu gehören.
    "Hast du schon mal erlebt, wie das weiße Pferd über die Lanzen läuft? Die Gardisten tragen dann blaue Gewänder und es ist totenstill, die Menschen sind starr vor Spannung. Die Blicke begegnen ihnen mit Respekt und Hochachtung, während sie auf ihren Pferden sitzen. Irgendwie sind sie dann selbst in die Nähe der Götter erhoben. Einige Gardisten dürfen dem Priester sogar die Opfertiere darbringen."
    Radik blickte träumerisch in den Sommerhimmel.
    "Und wenn sie mit ihren Pferden angreifen, zittert der Feind vor Angst. Überall sind diese mutigen Krieger gefürchtet, bei den Dänen, den Deutschen und den Pommern. Was mag das wohl für ein Gefühl sein, wenn man mit seinen Waffen zum Kampf schreitet, Mann gegen Mann, auf Leben und Tod? Manchmal kann ich es gar nicht erwarten, zur Tempelgarde dazuzugehören – aber da muss ich noch ein paar Jahre warten, weil sie nur erwachsene Männer gebrauchen können."
    Radik blickte zu Kaila hinüber und sah, dass ihr dicke Tränen über das Gesicht liefen. Sie wischte diese mit der Hand weg und schluchzte dabei sogar leise. Dann stand sie auf und ging fort.
    Radik blieb ratlos zurück. Hatte er etwas Falsches gesagt? Er verstand die Welt nicht mehr. Er war derart überrascht, dass er zunächst einfach im Gras sitzen blieb und ihr nicht hinterher eilte. Zwar war ihm nicht klar, was er genau falsch gemacht hatte, aber er begann sofort den Fehler bei sich zu suchen und könnte heulen vor Wut gegen sich selbst. Über ein Jahr hatte nun schon alles zwischen ihnen zum Besten gestanden und doch mussten da noch Dinge sein, die er nicht von ihr wusste. Da konnte nur Womar Rat wissen. Radik sprang auf und rannte los.
    Womar stand vor der Hütte werkelte an einigen Bienenkörben, als Radik angelaufen kam.
    "Sie ist im Haus", sagte Womar freundlich und zwinkerte dem atemlosen Radik zu.
    Kaum war er zur Tür herein, fiel sie ihm um den Hals.
    "Entschuldige bitte", flüsterte sie in sein Ohr.
    Seit Radik Kaila kannte hatte es zwischen ihnen nie eine bewusste zärtliche Berührung

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