Svantevit - historischer Roman (German Edition)
einem Becher Met. Schließlich erhob sich der Kaufmann.
"Dies hier ist mein Freund Radik. Er hat mir das Leben gerettet und ihr alle seid Zeuge, dass ich hier feierlich gelobe, ihm einen Wunsch zu erfüllen, sei es, was es will."
Die Männer hoben die Becher. Der Kaufmann beugte sich zu Radik herüber.
"Übrigens, mein Name ist Pritzbur. Wir werden noch etwa eine Woche hier weilen. Wenn dir eingefallen ist, was ich für dich tun kann, dann komm doch einfach vorbei. Du bist jederzeit willkommen!"
"Danke, ich brauche nichts."
"Nun sei nicht so bescheiden. Ohne dich wäre ich erfroren oder in diesem elenden Moor ertrunken. Wie wäre es mit einem schönen Pelzmantel? Nicht so ein einfaches Fell, wie du es trägst, sondern ein richtiger Pelz. Überleg es dir!"
"Und er will dir wirklich einen Wunsch erfüllen?", fragte die Mutter, nachdem Radik ihr am nächsten Morgen die Geschichte erzählt hatte.
"Wenn ein Mensch in Gefahr ist, dann soll man helfen und nicht nach dem Lohn fragen", gab der Vater zu Bedenken.
"Das hat der Junge doch gar nicht getan. Er hat diesen Kaufmann aus dem Moor gezogen und den Einsatz des eigenen Lebens nicht gescheut. Was, wenn er auch eingesunken wäre? Aber so ein Angebot, das sollte man sich in Ruhe überlegen", entgegnete wiederum die Mutter.
"Einen Pelz trägst du ja nur im Winter", mischte sich schließlich auch Ivod ein.
"Und am Ende fressen ihn die Motten."
"Was könntest du sonst gebrauchen? Ein Pferd hast du bereits. Außerdem wäre dies wohl ein vermessener Wunsch."
"Ein guter Pelzmantel kostet nicht weniger."
"Vielleicht schenkt er dir ein eigenes Boot", überlegte Rusawa laut.
"Und du Radik, du sagst nun selbst gar nichts dazu?", fragte die Mutter zu ihrem Sohn.
"Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf. Da muss ich erst mal ungestört drüber nachdenken. Vielleicht schenke ich Kaila einen Pelz."
"Oh, ja. Das war mir als junge Frau nicht beschieden, von einem Verehrer ein solch kostbares Kleidungsstück geschenkt zu bekommen", fiel die Mutter sofort ein.
"Bei mir brauchst du keinen Pelz", gab der Vater zur Antwort und legte beide Arme um ihre Schulter, "Ich kann dich jederzeit warm halten und sei es nur mit dem Feuer meines Herzens."
Die Kinder stöhnten und Radik erhob sich und ging hinaus.
"Was soll ich mit einem Pelz?", fragte Kaila erstaunt.
"Möchtest du lieber einen Ring oder eine Kette?"
"Eine Kette habe ich bereits, noch dazu eine sehr schöne", sie holte das halbe Herz aus Bernstein hervor.
Radik beeilte sich, es ihr gleichzutun und beide drückten die Hälften aneinander.
"Woher stammt der Kaufmann überhaupt?", fragte Kaila und Radik wusste nur zu antworten, dass er wohl einen langen Weg hinter sich habe, denn er hatte von monatelanger Reise gesprochen.
"Mein Vater sagt, dieser Händler sei jedes Jahr zum Heringsmarkt da und das schon seit längerer Zeit. Er soll ein guter Abnehmer für Salzheringe sein."
"Vielleicht habe ich da eine Idee, was du dir von ihm wünschen könntest. Bedenke, du hast ihm immerhin das Leben gerettet."
"Sag schon."
Radik war ungeduldig.
"Wenn du die Geschichten hörst, die dir mein Großvater oft erzählt, wovon träumst du dann?"
"Meistens träume ich ja von dir", sagte Radik halb als Frage, denn er wusste nicht genau, worauf sie hinauswollte.
An dem Tag, an dem die Kaufleute ihre Fässer aus dem Dorf abgeholt hatten, machte sich Radik wieder zum Gasthof auf. Er war in gespannter Erwartung und meinte, auf eine genauso ausgelassene Runde zu treffen, wie er sie vor einigen Tagen verlassen hatte, doch bereits beim Eintritt in die Stube war es merkwürdig ruhig.
Radik sah, dass Pritzbur alleine an einem Tisch saß und sich tief über ein Stück Pergament beugte. Er schritt auf ihn zu, wurde aber von einem Mann am Arm festgehalten, einem großen breitschultrigen Kerl, dessen Gesicht narbenzerfressen war und dem ein Teil der Zähne fehlte.
"Nicht jetzt! Er macht gerade die Abrechnung, da ist meistens dicke Luft!"
Der Mann wollte ihn zu einer Bank ziehen, als Pritzbur kurz aufschaute und sich ein Lächeln abrang.
"Ach mein junger Freund. Wie war doch gleich der Name? Sicher willst du deinen Pelz abholen."
Er deute auf den narbigen Kerl.
"Rubislaw wird dich hinführen und dir einige Mäntel zeigen. Such dir aus, was dir gefällt und sei nochmals bedankt!"
Pritzbur senkte wieder seinen Kopf und setzte eine grüblerische Miene auf.
"Ich wollte fragen …"
Rubislaw hatte Radik wiederum sofort am
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