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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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bis er die beste Position gefunden hatte. Dann drückte er seine Knie durch, hob eine vordere Ecke des Wagens für einen Augenblick an und bewegte diese durch Drehung seines Oberkörpers. Das narbenzerfurchte Gesicht war vor Anstrengung gerötet und angespannt. Nachdem diese Prozedur einige Male wiederholt worden war, hatte sich der Wagen soweit gedreht, dass die Pferde die restliche Arbeit leisten konnten.
    "Da hätte uns unsere ganze schlaue Rechnerei nichts genützt", meinte Pritzbur zu Radik, "Ein Mann mit der Kraft eines Bären und demselben Denkvermögen ist in manchen Situationen wichtiger, als ein schlauer Kopf."
     
     

Die Sklavenhändler
     
    Der Tross der Händler war aus Menschen aller möglichen Länder zusammengesetzt. Viele der Kaufleute kannten einander, saßen abends zusammen und redeten über alte Zeiten.
    Da gab es aber auch eine Gruppe, die Kontakte zu anderen auf das notwendige Maß beschränkte und in sich einen festen Zusammenhalt hatte. Es waren die orientalischen Kaufleute und hier überwiegend Sklavenhändler, die sich, wann immer möglich, absonderten.
    Viele betrachteten diese dunkelhäutigen Fremdlinge, die sich mit unartikulierten Lauten verständigten, mit argwöhnischen Blicken. Zwar waren sie seit Jahrhunderten unter Handelsleuten auch in Europa ein gewohnter Anblick, aber ihre nicht zu übersehende Andersartigkeit in Wesen und Kultur ließ es nicht zu, dass diesen Menschen ohne ein tiefes Befremden entgegengetreten werden konnte.
    Der einzige Grund ihrer Duldung waren die hervorragenden Geschäfte, die sich mit ihnen abschließen ließen. Ihre Stoffe, Gewürze, Weihrauch und die hervorragend gehärteten Metalle waren in Europa begehrt. Dass sie an einen anderen Gott glaubten, störte hier ebenso wenig, wie es den Handel mit den Ranen beeinflusste, erst recht nicht, nachdem man den arabischen Heiden vor genau sechzig Jahren die heilige Stadt Jerusalem entrissen hatte und somit an den Urstätten der Christenheit wieder der Geist Jesu eingezogen war.
    Sklavenhandel war in den Breiten Europas seit langen Zeiten üblich, auch versklavten Christen andere Christen, ohne lange zu fragen, ob dieses Tun gottgefällig sei. Dass der Handel mit Menschen im Westen und Norden Europas abnahm, lag weniger an einer edlen, menschenfreundlichen Gesinnung, als vielmehr daran, dass es kaum noch freie Christenmenschen gab, die nicht irgendeiner Gemeinde angehörten, der einem Adligen zueigen oder zu Lehen gegeben war. Auf derlei Befindlichkeiten brauchten die Ranen, einer der letzten heidnischen Stämme Mitteleuropas, an dem jeder Missionsversuch zu scheitern schien, keine Rücksicht zu nehmen.
    Die Araber führten mehrere Wagen mit, in denen Sklaven saßen, die notdürftig gegen die Kälte abgedeckt waren und von Glück sagen konnten, dass der Winter mild begann. Frauen und Kinder waren an den Fußgelenken mit Stricken gesichert, während man die männlichen Sklaven auch an den Handgelenken in Eisen gelegt hatte.
    Radik hatte auf die Sklavenhändler sogleich sein besonderes Augenmerk gerichtet, zum einen, weil diese so völlig fremd waren, dass selbst Womar ihm nicht viel über sie zu berichten gewusst hatte, zum anderen, weil ihn die Sklaven, es handelte sich um Dänen und Obodriten, interessierten, die ihr Schicksal den Ranen zu verdanken hatten.
     
    "Guten Morgen!"
    Radik näherte sich der Gruppe Araber, die am Ufer eines kleinen Baches saß und ihn etwas überrascht ansah. Sie erwiderten den Gruß und wandten sich wieder ab.
    Einige aus der Gruppe der Araber, so hatte Radik schnell herausgefunden, suchten jeden Morgen, so sich die Gelegenheit bot, ein Gewässer auf, bevorzugt ein fließendes, und wuschen sich sorgsam Füße und Arme. Sie taten dies wie mit eingeübten Bewegungen und offensichtlich nicht allein, um sich von Schmutz und Schweiß zu reinigen.
    "Ist es nicht etwas kalt?" fragte Radik und tauchte seine Hand in das klare fließende Wasser.
    Die Männer sahen sich verdutzt an, tuschelten kurz und lächelten anschließend Radik zu, während sie freundlich mit dem Kopf nickten.
    Dies wiederholte Radik nun jeden Morgen und bald waren es die Araber, die ihm zuerst einen Gruß zuwarfen, auch wenn er deren Worte nicht verstand. Als sie eines Tages einen kleinen See erreichten, stiegen zwei Männer langsam in das eiskalte Wasser hinab und Radik tat es ihnen, zur unüberhörbar großen Freude der anderen, nach, auch wenn er beim ersten Eintauchen meinte, sein Herz müsse stehen bleiben. Nach ein

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