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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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der Gruppe Araber, die des Morgens nun im Lager stets auf Radik wartete, immer irgendwo eine Wasserquelle aufzuspüren, auch wenn man dort manchmal zuvor eine dünne Eisschicht aufbrechen musste. Radik wusste bald die belebende Wirkung dieser Bäder zu schätzen, die jegliche Müdigkeit verjagten.
    Nach einiger Zeit hatte sich die Aufregung um ihn gelegt und er genoss den morgendlichen Tee und die Fladen in der Ruhe des Zeltes und bekam die freundliche Aufmerksamkeit geschenkt, die Gästen in arabischen Häusern stets zuteil wird. Neugierige Fragen wurden allerdings immer seltener und als seine Anwesenheit und sein Umgang mit den Männern tägliche Normalität geworden war, suchte Radik nun seinerseits nach Antworten.
    Schon aus Gründen der sprachlichen Verständigung musste sich Radik hierbei an Sadif halten, der sich als überaus freundlicher und geduldiger Mensch erwies. Gerne erklärte dieser seinem jungen Gast, wie das eine oder andere Wort auf Arabisch hieß und amüsierte sich über die anfänglich etwas ungeschickte Aussprache. Aber bald gelang es Radik, aus dem scheinbar eintönigen Sprachfluss dieser Männer einzelne Wörter herauszuhören und zu verstehen. Wie es ihm Womar gelehrt hatte, bemühte er sich nun selbst durch das Sprechen dieser Sprache in der Unterhaltung seine Fähigkeiten zu verbessern. Die Araber waren über die schnellen Fortschritte des jungen Ranen sehr erstaunt, wussten sie doch, dass ihre Sprache gemeinhin in nördlichen Breiten als sehr schwer zu erlernen galt.
    "Nun müssen wir demnächst wohl auf der Hut sein, wenn wir bei der Burg Arkona Sklaven kaufen. Jedes der unter uns gewechselten Worte kann dort fortan verstanden werden und ein geschicktes Feilschen und Taktieren wird für uns schwerer, wenn man unsere wahren Gedanken kennt."
    "Keine Angst, dem Sklavenhandel werde ich mich nicht zuwenden."
    "Aber über deine Schwester müssen wir noch verhandeln", meinte einer der Männer scherzhaft.
    "Meine Schwester ist zehn Jahre alt und die Worte verlassen ihren Mund ununterbrochen mit einer Leichtigkeit, dass ihr sie mir doch bald zurückbringen würdet. Auch könntet ihr den Preis für sie niemals bezahlen."
    Gerne beantworteten die Männer Fragen nach ihrer Heimat und schilderten anschaulich die Warenvielfalt auf den Märkten, die Kunstfertigkeit der Handwerker, die goldenen Kuppeln der Moscheen, die grazile Bauart der Minarette, die festen Brüste ihrer Weiber und vor allem, wer wollte es ihnen im europäischen Winter verdenken, die Milde des dort herrschenden Klimas, in dem Früchte gediehen, von denen Radik überhaupt keinen Begriff hatte.
    Nur einmal wurden die Araber etwas ernster, als man auf die Stadt Jerusalem zu sprechen kam und Radik fragte, warum die Araber nicht den christlichen Glauben teilten, wo doch der Sohn Gottes laut Bibel in deren Gegend gelebt habe und hier den Märtyrertod gestorben sei.
    "Wir haben unseren Propheten, die Christen den ihren. Aber ein Sohn Gottes, dies lass dir gesagt sein, ist unter der Sonne und noch dazu im Kleide eines einfachen Menschen zu keiner Zeit gewandelt. Auch Mohammed ist in Jerusalem zum Himmel emporgestiegen und dies sogar glorreich auf einem wilden Roße und nicht am Kreuze gerichtet, wie ein Verbrecher. Diese Stadt ist und bleibt arabisch und der Tag wird kommen, an dem wir das Blut unser Brüder, welches die Straßen Jerusalems bei der Eroberung durch die Kreuzritter wie Bäche überflutet haben soll, rächen werden und auch dort der Ruf des Muezzin wieder alle wahrhaft Gläubigen zum Gebet in die Moscheen ruft."
    Radik beobachtete auch hin und wieder, wie sich einige der Männer zu stillem Gebet auf einem Teppich niederließen, die Handflächen nach vorne geöffnet, und den Oberkörper senkten. Es geschah ohne große Aufregung, in einer Ecke des Zeltes und Radik dachte an die Beschreibungen Womars vom Feiern der christlichen Messen, die sehr festlich sein sollten. Aber von goldenen Dächern auf den Gotteshäusern der Christen hatte Womar nichts erzählt und Radik gäbe einiges darum, mit den Arabern in ihr Land reisen zu dürfen, um derlei Wunder ansichtig zu werden.
     
    "Vand! Vand!"
    Radik verstand nicht, was der junge Mann, der gebunden mit einigen anderen vor einem Wagen saß, von ihm wollte. Erst Handzeichen machten ihm klar, dass dieser Sklave, offenbar ein Däne, zu trinken wünschte. Ohne sich groß etwas zu denken, nickte Radik freundlich zurück und schickte sich an, Wasser zu holen, als ihn jemand am Arm packte. Ein

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