Svantevit - historischer Roman (German Edition)
paar kräftigen Schwimmzügen kehrte die Wärme ein wenig zurück und die drei Mutigen verließen das kalte Bad. Am Ufer wurden sie, auch Radik, von den anderen Arabern in Empfang genommen und mit Tüchern trocken gerieben. Die Menge redete aufgeregt auf den jungen Gast ein, der mit seiner hellen Haut, die nun kräftig gerötet war, und den blonden Haaren zwischen ihnen hervorstach. Dabei vollführten sie die Geste des Trinkens und begannen an ihm zu ziehen und zu zerren.
"Versteht jemand meine Sprache?", fragte Radik zunächst wiederholt in ranischer, danach in deutscher Sprache und schließlich antwortete einer der Männer stockend mit deutscher Zunge: "Wir möchten dich zum Tee einladen."
Das kalte Bad hatte das Eis zwischen ihnen gebrochen und Radik fand sich bald in einem warmen Zelt wieder, vor sich dampfenden aromatischen Tee und Fladen, einige mit Ziegenkäse belegt und andere mit Honig bestrichen. Die Verständigung war etwas mühsam, da nur einer wirklich mit Radik sprechen konnte, und zwar in deutscher Sprache, wobei er sich sehr konzentrieren musste. Die im Kreis sitzenden und Tee schlürfenden Männer fragten Radik ein wenig nach seiner Herkunft und waren erstaunt zu erfahren, dass sein Vater nicht etwa Händler sondern Fischer war.
"Und wo lebt deine Familie?"
Der deutsch sprechende Araber, er war mittleren Alters, trug einen mächtigen Schnauzbart und hieß Sadif, hatte Mühe, mit seinen Übersetzungen dem Tempo der neugierigen Fragen Schritt zu halten.
Das Dorf Vitt kannten die Männer vom Namen nicht, aber als Radik beschrieb, dass es das Fischerdorf nahe der großen Burg Arkona sei, machte sich Freude breit, als habe der Gast gerade von ihrem eigenen Heimatort berichtet. Die Menschen auf dieser Insel seien ein sehr stolzes Volk mit kräftigen Kriegern und hübschen Frauen.
"Hast du eine Schwester mit ebenso hellem Haar, wie das deine?", wollte einer der Männer wissen, wo man gerade von schönen Frauen sprach.
"Wie viele Silbermünzen bietest du mir für sie?", fragte Radik schlagfertig zurück, wohl wissend, sich im Zelte von Sklavenhändlern zu befinden und löste umgehend die erhoffte Heiterkeit aus.
Ehrfürchtige Ruhe trat ein, nachdem Radik geschildert hatte, dass er einem Mann das Leben gerettet habe und dieser ihn nun als Dank mit auf die Reise genommen hatte.
"Dieser Mann steht hoch in deiner Schuld. Hat er dir sein Haus als Wohnstätte und seine Ehefrau zum Beischlafe angeboten, wie es sich gehört?"
"Er zeigt sich sehr dankbar. Aber eine Frau habe ich bereits."
Radik musste selbst darüber schmunzeln, dass er von Kaila als von seiner Frau sprach.
"Oh, Frauen kann ein ehrbarer Mann nie genug besitzen."
Die Männer in der Runde zeigten ihm mit Fingern an, wie viele Frauen sie ihr Eigen nannten. Es waren derer zumeist drei, vier, gar sechs und ein junger Araber, der nur Zeige– und Mittelfinger hob, wurde mit spöttischen Bemerkungen bedacht.
Schnell war die Zeit vergangen und die Männer gingen an ihre Arbeit, denn der Tross wollte gleich weiterziehen. Radik wurde mit gestenreichen Worten mitgeteilt, dass er jederzeit willkommen sei.
"Was wolltest du denn bei diesen verlausten Muselmanen, deren größte Freude darin besteht, ehrbare Christenmenschen in die Sklaverei zu führen!?", fragte Lagomir giftig, als sich Radik auf seinen Hengst schwang.
"Ich habe an ihnen weder Schmutz noch Ungeziefer entdeckt. Ganz im Gegenteil, noch heute Morgen sah ich diese freundlichen Menschen sich mit klarem Wasser waschen."
"Aber Taufwasser haben diese dunklen Teufel nie empfangen und so bleibt dieses Pack Dreck, mag es sich auch in noch so viele Seen tauchen!"
"Auch meine Götter sind andere, als der, dessen Sohn am Kreuze starb und einen Nachteil kann ich darin nicht finden!", meinte Radik wütend.
Lagomir, der sich schon abwenden wollte, trat ein eigenartiges Funkeln in die Augen.
"Sieh da! Ein Heide!"
"Du weißt doch, dass ich ein Rane bin und unsere mächtige Burg Arkona dürfte dir nicht entgangen sein. Dort wohnt in einem Tempel der Gott Svantevit und alle Krieger, die unter dem Zeichen des Kreuzes hier einrücken wollten, sind gescheitert oder ihre Priester wurden wieder verjagt. Was also erhebt deinen Gott über die meinen?"
"Große Reden, große Reden! Reiß den Mund ruhig weiter so weit auf!"
Lagomir entfernte sich, während sich eine beunruhigende Zufriedenheit in seinem Gesicht widerspiegelte.
Der Winter hielt zunächst seine milden Temperaturen und so gelang es
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