Svantevit - historischer Roman (German Edition)
recht großer, dunkler Orientale sah ihn mit grimmiger Miene an. Radik hatte diesen Kerl hier zuvor noch nie gesehen, was aber kein Wunder war, da der Zug der Sklavenhändler aus vielen Wagen bestand.
Noch bevor Radik sein bisschen Arabisch sammeln und zu einer Erklärung ansetzen konnte, war ihm Sadif zur Seite gesprungen und redete auf den anderen Araber ein, der jedoch nur langsam seinen festen Griff löste. Anschließend belehrte Sadif Radik, dass er sich besser von den Wagen der Sklaven fernhalten sollte, in keinem Fall aber einfach Kontakt mit diesen Leuten aufnehmen durfte.
"Wie du gesehen hast, verstehen einige meiner Landsleute hierbei keinen Spaß. Sklaven sind eine sehr wertvolle Ware, die aber schwer zu handhaben ist. Einerseits sollen sie die Reise ohne Schaden überstehen, damit anständige Preise zu erzielen sind, andererseits müssen wir Vorsicht und Strenge walten lassen, um eine Flucht zu verhindern. Hier, inmitten fremder Menschen mit unbekannten Gewohnheiten und unverständlichen Sprachen, beschleicht deshalb viele meiner Landsleute ein großes Misstrauen und jeder, der den Sklaven zunahe kommt, ist verdächtig."
"Ich will es mir für die Zukunft merken", gab Radik einsichtig zurück.
Er hätte aber zu gern gewusst, was die Sklaven dachten. Waren sie auch neugierig auf das so genannte Morgenland oder trieb sie Angst um? Bisher hatte Radik nicht gesehen, dass die Sklaven schlecht behandelt wurden und warum sollten sie auch später kein anständiges Leben führen können, wenn sie nur ordentlich für ihre neuen Herren arbeiteten. Fast kam in Radik etwas Neid auf diese eigentlich armen Geschöpfe auf, worüber er sich selbst wundern musste.
Ständig schlossen sich der Wagenkarawane neue Händler an, während manche die Gemeinschaft verließen, um Handelsplätze in anderen Richtungen anzusteuern.
Auch die Wagen der Sklavenhändler trennten sich bald vom übrigen Tross, denn sie wollten über Prag nach Süden ziehen, während Krakau in östlicher Richtung lag.
Die lange Brücke
"Und noch mal sage ich dir, du spielst falsch, wie ein gewöhnlicher Gauner!"
"Nun setz dich wieder hin! Dein Würfelglück wird schon noch zurückkehren!", sagte Pritzbur zu dem specknackigen, glatzköpfigen Kerl, der verschwitzt und mit hochrotem Kopf aufgesprungen war.
Dabei hatte dieser gar nicht Pritzbur gemeint, sondern fixierte mit weit aufgerissenen Augen den hageren Mitspieler, der ihm gegenüber saß und dessen langes spitzes Kinnbärtchen sich nun langsam zu bewegen begann.
"Was hast du gesagt? Wie hast du mich genannt?"
"Einen Gauner und Falschspieler! Gib zu, dass du mit falschen Würfeln spielst!"
Die kleine Hütte, in der die Kaufleute an diesem Abend zusammen saßen, war überheizt und es war bereits viel Schnaps geflossen, sodass es ein Wunder gewesen wäre, hätte das Glücksspiel nicht zum Streite geführt.
"Also ich ermahne euch nochmals, friedlich zu bleiben!"
Pritzbur versuchte, seiner Stimme soviel Respekt wie möglich zu verleihen und war sich bewusst, dass er als einer der größten Kaufleute der Karawane die Achtung der anderen Kaufleute besaß. Nur wusste er nicht, ob sich hinter den glasigen Augen der beiden Kontrahenten noch irgendwelche Denkprozesse abspielten, die zu einem Einsehen überhaupt hätten führen können.
Schon flog der Tisch zur Seite und nun bildete sich ein Ring um die Auseinandersetzung, der Pritzbur wie einen Schiedsrichter mit einschloss.
Radik hatte schon seit geraumer Zeit gelangweilt auf einer Bank gesessen und jede Teilnahme am Spiel und jeden angebotenen Schluck des stechend riechenden Schnapses abgelehnt. Pritzbur hatte ihn gebeten, an der Zusammenkunft der Kaufleute teilzunehmen, wozu Radik auch gerne bereit war, denn in der Regel gab es dort interessante Gespräche zu hören.
"Ein Junge mit deinen Fähigkeiten braucht doch nicht bei dieser Muschpoke zu sitzen." hatte Pritzbur einmal zu ihm gesagt, als Radik gemeint hatte, er wolle sich auch mal einen Abend bei den Gehilfen umsehen, nachdem Rubislaw ihn lange darum gebeten hatte.
Auch Radiks Kontakt mit den Arabern hatte Pritzbur mit Argwöhn beobachtet.
"Die würden dich morgen auch als Sklaven verkaufen, ohne mit der Wimper zu zucken. Freundlichkeit ist ihnen nur ein Schleier, die wahren Absichten zu verdecken. Dort wo die herkommen, wirft man noch Menschen den wilden Tieren zum Fraß vor!"
Nun blitzte ein Messer auf, um dessen Schaft sich die magere Faust des Hageren schloss.
"Sieh da,
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