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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Verwunderung führte die lange Brücke zu einer Insel mitten im See, auf der sich eine Burg befand.
    "Hier werden wir heute nächtigen", meinte Pritzbur feierlich, während die Wagen über die Insel und auf einer weiteren Brücke davonfuhren, "Der Platz reicht allerdings nur für die wirklich bedeutenden Kaufleute des Trosses, alle anderen werden am Ufer des Sees lagern müssen. Du bist natürlich mein Gast!"
    Die Burg und der Weg über die Brücke waren sehr geschickt angelegt. Jeder Händler, der in dieser Gegend von Ost nach West oder in umgekehrte Richtung wollte, musste dieses Nadelöhr passieren und konnte hier kontrolliert werden, was die Eintreibung des fälligen Wegegeldes erheblich erleichterte.
    Radik blickte sich interessiert um und begann die Bauten aus militärischer Sicht zu werten, nicht ohne Vergleiche zu Arkona zu ziehen. Diese Burg hier war, schon wegen des auf der Insel beschränkten Platzes, wesentlich kleiner und fasste daher bedeutend weniger Soldaten, schon gar keine nennenswerte Anzahl an Reitern. Aber Angreifer konnten hier auch nur von den beiden Seiten kommen, wo jeweils die Brücke anlandete und der Platz vor der Burg bot keine große Aufmarschfläche. Vom Wasser her war ein Angriff wohl ausgeschlossen, denn wo sollte hier eine derartige Flotte herstammen.
    "Hoffentlich sind dem jungen Herrn die Betten auch weich genug!"
    Lagomir, der Pritzbur aufgesucht hatte, um ihm zu melden, dass alle seine Wagen die Brücke ohne Probleme passiert hatten, war wieder einmal wütend über die bevorzugte Behandlung, die Radik zuteil wurde, da er sich hierdurch direkt zurückgesetzt fühlte. Radik hatte das Gefühl, als hätte er ihm regelrecht aufgelauert.
    "Nach einem solch anstrengenden Tag, immerfort auf dem Rücken des Pferdes sitzend, hast du dir wirklich ein feines Nachtlager verdient! Und in der Runde der Kaufleute wirst du sicher einige deiner Abenteuer zum Besten geben können, die du auf deinen vielen Reisen schon erlebt hast!"
    "Ist da etwa jemand neidisch, weil er nicht mit den großen Kindern spielen darf?"
    "Mit dir werde ich auch noch fertig!", fuhr ihn Lagomir scharf an.
    "Du bist immer noch hier? Du sollst doch das Aufschlagen des Nachtlagers überwachen! Wofür bezahle ich dich eigentlich?"
    Pritzbur, der aus einer der nahe gelegenen Kasematten getreten war und von dem vorhergegangenen Streit anscheinend nichts mitbekommen hatte, wirkte ungehalten.
    "Ich geh ja schon", meinte Lagomir säuerlich und warf Radik einen letzten hasserfüllten Blick zu.
    Radik war an diesem Streite nichts gelegen, aber er sah auch keine Veranlassung, mit Lagomir eine Aussöhnung zu suchen, da dessen oft gemeines und brutales Verhalten gegenüber den anderen Gehilfen, insbesondere auch Rubislaw, ihn ohnehin anwiderte. Auch sah er diesen dummen Ehrgeizling nicht als wirklich gefährlich an. Lagomir dürfte es kaum wagen, irgendwas gegen Radik zu unternehmen, da ihm Pritzbur dies niemals verzeihen würde.
     
    "Und da hast du ihn einfach mit dem Netz hinausgezogen?"
    Sieben Kaufleute saßen in geselliger Runde am gut gedeckten Tisch und Radik musste wieder einmal erzählen, wie er Pritzbur seinerzeit aus dem Sumpfloch befreit hatte.
    "Nun einfach war es nicht, aber ich hatte mein braves Pferd zur Seite, einen Hengst namens Kuro."
    "Auf den Hengst namens Kuro!", rief sofort einer der Kaufmänner und die Krüge wurden erhoben.
    Es ging sehr ausgelassen zu.
    "Und hattest du jemals zuvor solch einen fetten Fisch gefangen?", wollte nun ein anderer wissen.
    "Nicht solch einen großen und nicht solch einen wertvollen", meinte Radik nach einigem Zögern.
    "Hu, hu! Er hat dich wertvoll genannt! Gar nicht dumm der Junge!"
    "Dumm? Wenn du wüsstest! Am Tag vor unserer Abreise von Rügen schwitze ich mal wieder über meiner Abrechnung. Pergamente voller Zahlen, eine einzige Qual! Dafür hat man sich das Leben ja nun nicht retten lassen. Aber dieser Bengel tritt hinzu, wird mir schon lästig mit seinem Gerede, er möchte gern mit auf die Handelsreise gehen und merkt meine Pein und …"
    "Und?"
    "Und sagt mir von oben herab und ganz beiläufig die Ergebnisse des sich auf dem Tisch vor mir ausbreitenden arithmetischen Alptraumes."
    "Wohl nur geraten!"
    "Dachte ich auch, bis ich dies, wozu ich ungleich mehr Zeit benötigte, nachgerechnet hatte!"
    "Ist das zu glauben? Und du bist ein gewöhnlicher Fischer?"
    "Mein Vater ist Fischer und ich helfe ihm von klein auf dabei."
    "Und bei euch erlernt jeder Fischer das Rechnen?", fragte

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