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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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verschwand.
    "Solch eine lange Brücke findest du sonst nirgendwo", meinte Pritzbur stolz, als habe er dieses Bauwerk höchst persönlich errichtet, "Das Wasser, welches du hier überquerst, ist stellenweise so tief wie zehn Männer übereinander gestellt. Ich habe es schon mal selbst mit einem Lot ausmessen lassen!"
    "Wer kann so tief tauchen, um die Stützbalken festzumachen?"
    "Niemand! Die riesigen Pfähle werden eingetrieben, wenn der See dick zugefroren ist. Zuvor hackt und sägt man passende Löcher ins Eis, durch die man die Stützbalken in den Grund des Sees hineindreht. Ich weiß dies auch nur vom Hörensagen und verstehe an sich nichts von dieser Kunst. Es ist auch nicht mein Geschäft, ich bin Kaufmann, kein Zimmerer."
    "Und das Holz trägt die schweren Wagen?", fragte Radik ungläubig.
    "Ich überquere diese Brücke seit Jahren und bisher haben die Balken gehalten. Dennoch ist hier höchste Vorsicht geboten! Es ist nicht möglich, auf der Brücke einen Wagen zu wenden oder zu überholen. Deshalb soll ein jeder seine Gerätschaften zuvor noch einmal auf das Gründlichste überprüfen, um nicht in gefährliche Lage zu geraten, zumal die Situation heute noch schwieriger ist."
    Radik sah, wie sich die Sonne auf den überfrorenen Holzbohlen spiegelte und sein Blick wanderte tiefer, die Stützpfeiler hinab zu dem ruhigen kalten Wasser des Sees, der entgegen seinem äußeren Anschein auf Radik einen bedrohlichen Eindruck machte, wie ein großes hungriges Tier.
     
    Zuerst ließ man die kleineren Gefährte fahren, von denen man die wenigsten Probleme befürchtete. Zuletzt kamen die Wagen mit schwerer oder sperriger Ladung.
    Pritzbur blieb bei seinen Leuten und ihm war nun deutlich Nervosität anzumerken. Vor ihnen fuhren drei Gespanne mit Mühlsteinen, die erst letzte Nacht zum Tross gestoßen waren.
    Radik hatte sich auf Pritzburs Geheiß an der Brücke postiert und sollte warten, bis diese schweren Wagen einen gut Teil des Weges auf der Brücke zurückgelegt hatten, bevor er dem ersten ihrer Fuhrwerke ein Zeichen zum Losfahren gab.
    Gerade wollte Radik den Arm heben und den vereinbarten Wink geben, als bei einem der Wagen, es war der mittlere, ein Rad wegbrach und mit ohrenbetäubendem Lärm mehrere Mühlsteine erst auf die Bohlen polterten und dann mit Schwung von der Brücke hinabsausten, um mit lautem Platschen im Wasser zu versinken.
    "Ich hab es doch geahnt!"
    Schon stand Pritzbur neben Radik.
    "So schnell trügt mich mein Gefühl nicht! Die waren doch völlig überladen! Aber ausgerechnet auf der Brücke! Verdammt!"
    Ein Gehilfe, der auf dem verunglückten Wagen hinten gesessen hatte, war panisch abgesprungen und mit dem Fuß unter das Rad des nachfolgenden Gespannes geraten. Nun mischte sich sein lautes Wehklagen mit hilflosen Kommandorufen der anderen. Die verstörten Zugochsen wurden mal nach dieser, mal nach jener Seite getrieben und brüllten, dicke Atemwolken ausstoßend, als die Peitsche auf sie niedersauste.
    "Diese Dummköpfe machen alles noch viel schlimmer!"
    Er trieb sein Pferd voran, Radik folgte mit einigem Abstand. Schon waren weitere Helfer angelangt. Pritzbur forderte alle Wagen, die vor dem beschädigten Gespann hielten, ihren Weg fortzusetzen.
    "Aber was wird aus meinem Wagen? Man muss ihn zurückziehen und reparieren!", redete der Händler, dem die drei Mühlsteinwagen gehörten, auf die Umstehenden ein.
    "Wie willst du das Gespann hier wenden? Und ohne Rad schaffst du es auch kaum bis zur anderen Seite. Der Wagen muss hier fort!"
    Schon winkte Pritzbur einige kräftige Burschen heran, die an der Deichsel anpackten und den Wagen gegen das bereits arg mitgenommene Brückengeländer schoben.
    "Aber lasst mich doch wenigstens die noch unversehrten Steine umladen!", flehte der Kaufmann.
    "Wohin willst du sie denn laden? Deine anderen Wagen sind auch schon mehr befrachtet, als man gutheißen kann. Und unter dem Arm wirst du dir die Mühlsteine wohl kaum klemmen wollen."
    Schon brach die Brüstung und unter anfeuernden Rufen, die eine letzte Anstrengung forderten, wurde der Wagen hinab gestoßen.
    "Ich bin ruiniert! Mein Wagen, meine Ware!"
    Der Händler war gar nicht mehr zu beruhigen.
    "Sei froh, dass nicht mehr passiert ist. Deine Tiere sind nicht zu Schaden gekommen und auch dein Gehilfe hat offenbar tüchtiges Glück gehabt."
    Letzterer, er hatte sich nur eine schmerzhafte Quetschung zugezogen, humpelte, von anderen gestützt, langsam den anderen Wagen hinterher.
     
    Zu Radiks großer

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