Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
nun ein weiterer Händler ungläubig und die anderen schlugen sich ob soviel Naivität lachend auf die Schenkel.
    "Von wem schon kann er derlei Meisterschaft erlangt haben. Erwähnte ich, dass er Deutsch und Latein fließend in Sprache und Schrift beherrscht?", ergriff Pritzbur wieder das Wort.
    Alle lauschten gespannt.
    "Sein Lehrmeister ist natürlich selbst eine alte Krämerseele, die in jungen Jahren in den Genuss der Erziehung an einer Kaufmannsschule kam, wenn auch die Frucht dieser Weihen bei jedem Zögling in unterschiedlichem Maße aufzublühen bereit ist. Bei mir liegen viele Felder brach, zu deren Bestellung sich einige Gelehrte vergeblich anschickten. Ein altes Männchen nunmehr, halb blind, was es sich nicht nehmen ließ, mich vor Antritt der Reise selbst aufzusuchen und mir die Verpflichtung zur pfleglichsten Behandlung seines Schützlings auferlegte."
    Radik merkte auf, denn ihn interessierte auch, was Womar mit Pritzbur am letzten Abend vor der Abreise besprochen haben mochte.
    "Er fragte mich nach meinem Werdegang, meinen Handelskontakten und siehe da, nichts schien ihm fremd zu sein, kaum ein bedeutender Name, den er nicht kannte, ein Ort, den er noch nicht besucht hatte. Richtig unheimlich, wäre es nicht solch ein liebenswerter Mensch gewesen."
    "Und er lehrt dort den Fischern das Lesen, Schreiben und Rechnen, wie ein Missionar das Evangelium predigt?"
    "Nein, nein. Ein schlichter Zeidler heut."
    "Dieser nette Alte, von dem Pritzbur berichtet und dessen Name Womar ist, hat nun wiederum mir und meiner Schwester dereinst das Leben gerettet, was mir ein doppeltes Glück bedeutet, da ich ihn sonst wohl kaum kennen gelernt hätte."
    "Das Leben gerettet? Auf dieser Insel scheint ja eine Menge los zu sein! Sterben bei euch auch hin und wieder einige Menschen oder findet sich immer jemand, der einem in letzter Minute seinen Schutz angedeihen lässt."
    Die Runde lachte schallend auf und verlangte vom Wirt mehr Schnaps.
    "Der Alte fragte viel und erzählte zunächst wenig von sich selbst. Schließlich aber gab er mir zu verstehen, aus welch hochgestellter Sippe er stammt. Das verschlug mir dann aber nun doch die Sprache!"
    Pritzbur tat sehr geheimnisvoll.
    "Benetze deine Lippen mit Feuchtigkeit und rede weiter", drängten die anderen.
    "Ich habe gelobt, diese Dinge für mich zu behalten", meinte Pritzbur mit einem vielsagenden Lächeln.
    Radik war über Pritzburs Reden etwas verwundert, denn als einen plumpen Aufschneider hatte er diesen bisher nicht kennen gelernt. Doch zugleich dachte Radik an ein kleines Ledersäckchen, welches ihm Womar mitgegeben hatte. Hierin befanden sich drei Silbermünzen und ein Siegelring, auf dem ein Wappen eingraviert war. "Falls du in Not gerätst, kann dir dies vielleicht weiterhelfen", hatte Womar ihm hierzu gesagt.
    "Nun mach es nicht so spannend! Was ist mit dem Alten?", wurde Pritzbur ungeduldig zu weiterem Bericht aufgefordert.
    "Ich kann nur soviel sagen, dass ich alles tun werde, um Radik, an dem der Alte offensichtlich einen ganz besonderen Narren gefressen hat, wieder heil und gesund nach Rügen zu bringen. Und wenn ich ihn auf meinem eigenen Buckel huckepack schleppen müsste!", sagte Pritzbur und gab zu verstehen, dass er damit dieses Thema als beendet ansah.
    Da im selben Moment zwei duftende Gänsebraten auf den Tisch gestellt wurden, gewann das Interesse der Tafelrunde, gelenkt durch den unwiderstehlichen Duft, zwangsläufig eine andere Richtung.
    Radik, der nicht sehr hungrig war, verließ bald unbemerkt die Runde der schmatzenden und sich unentwegt zuprostenden Männer. Im Schein einer Fackel, die an einer der Palisadenwände hing, entnahm er dem Ledersäckchen, welches er stets bei sich trug, vorsichtig den Siegelring und betrachtete ihn. Es war ein recht schweres Stück aus Silber mit einem breiten Wappen als Siegel, auf dem ein Pferd im Geschirr und eine Waage dargestellt waren.
    Als er Schritte hörte, steckte Radik alles schnell wieder weg. Ihm kamen zwei Knaben entgegen, sie mochten vielleicht zwölf Jahre sein, die zu Radiks Erstaunen jeder einen recht kapitalen Hecht mit einiger Mühe schleppten.
    "Wo habt ihr die denn her?", fragte er daher mit echter Verwunderung.
    "Im See gefangen, mit dem Schein einer Fackel angelockt", meinte einer der Jungen, der seinen Fisch mit beiden Händen hinter den Kiemen hielt.
    "In einer Reuse?"
    "Nein, mit Schnur und Haken!"
    Schon eilten die Jungen weiter. Radik blickte ihnen nach. Er sah, dass einer der Jungen etwas

Weitere Kostenlose Bücher