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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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er in seinen fetttriefenden Händen hielt.
    Das Tischtuch, welches von Pritzbur zuvor noch als Zeichen der vornehmen Lebensart gepriesen worden war, hatte bald eine stattliche Anzahl von Flecken unterschiedlicher Farbe.
    Als vier Männer das Haus betraten, zwei von ihnen schon in fortgeschrittenem Alter, überschlugen sich die jungen Damen fast vor Ehrerbietungen und beeilten sich, rasch einen Tisch in einer Ecke neben dem Eingang herzurichten. Die Männer legten ihre feinen Pelze ab, unter denen sie prächtige Kleidung aus bestem Tuch und in leuchtenden Farben trugen.
    Aus den tiefen Verbeugungen der jungen Mädchen, die rasch zwei Karaffen heranschafften, war zu erkennen, dass es sich bei diesen Herren um hochgestellte Persönlichkeiten handeln musste. Auch einige andere Gäste grüßten auffallend ehrerbietig hinüber, was mit flüchtiger Geste erwidert wurde.   
    "Nun ist dieser Winter auch bald überstanden. Wann glaubst du wirst du in Kiew ankommen?"
    Radik lauschte dem Gespräch zwischen Pritzbur und Niklaw eine Zeit lang, aber ein leichter Rausch machte ihn unkonzentriert. Dieses Gefühl von angenehmer Zufriedenheit und relativer Langeweile ließ ihn den nächsten Schluck nehmen, dann noch einen und schließlich die ganze Neige ausleeren. Schnell wurde ihm nachgeschenkt.
    Immer öfter blickte er zu den Herren am Tisch in der Ecke hinüber. Was für prächtige Kleidung! Wer das wohl war? Und welch beeindruckenden Schmuck sie trugen, goldene Ringe und Knöpfe. Radik blickte sich an der Tafel um und bemerkte, dass auch einige der Kaufleute Fingerringe trugen, zumeist aus Gold, aber auch silberne.
    Ihm kam eine Idee und da er ohnehin einmal nach draußen musste, erhob er sich und ging zur Tür, wobei er, mit leicht unsicheren Schritten, dicht am Tisch der wohlgekleideten Männer vorbeieilte. Vor dem Wirtshaus standen einige Pferde. Radik schlug sich in die Büsche und erleichterte sich. Anschließend entnahm er dem kleinen Lederbeutel den Siegelring und schob ihn sich über einen Finger. Er lachte trunken und eilte wieder hinein.
    "Nun hast du wieder Platz", meinte Niklaw und goss aus der Karaffe nach, obwohl Radiks Becher noch fast voll gewesen war, wodurch sich auf dem Tisch eine weitere Pfütze hinzufügte.
    "Na dann, zum Wohl!"
    In nicht nachlassender Geschwindigkeit prostete jeder jedem zu und ein Becher leerte sich nach dem anderem. Bald war das Tischtuch durchtränkt von Wein, der aus zu heftig gestürzten Karaffen und zu ungestüm gehobenen Becher hinabgeflossen war.
    Das Tuch der edlen Männer an der anderen Tafel wurde gewechselt, obwohl nur ein winziger Fleck zu sehen war und wieder erfolgte eine Vielzahl von Verbeugungen.
    Radik legte seine Hand auf den Tisch und blickte auf den Ring, der zwar nur aus Silber, dafür aber fein und meisterlich gearbeitet war und ein beeindruckendes Wappen zeigte. Als er die Einzelheiten des Schmuckstücks betrachtete, sah er plötzlich alles eigenartig verschwommen, obwohl er meinte, noch nicht allzu stark berauscht zu sein. Er rieb sich die Augen, aber als er hochsah waren auch die an der Tafel sitzenden Kaufleute merkwürdig verzehrt und zudem schien das Gerede aus den sich unentwegt öffnenden Mündern in einen unerträglichen Lärm übergegangen zu sein.
    Raus! Frische Luft!
    Radik stolperte los, aber das Gehen fiel ihm nun auch viel schwerer. Er taumelte und fiel gegen den Tisch, an dem die vier gut gekleideten Männer saßen. Eine Karaffe fiel und ergoss stoßweise ihren dunkelroten Inhalt über das Tuch und die Beinkleider der Männer. Radik richtete sich umständlich auf und blickte hoch, als er eine Faust angeflogen kommen sah.
     
    Der Hals war trocken, die Zunge wie betäubt und vor allem schmerzte der Kopf fürchterlich. Als Radik die Augen aufschlug blickte er an ein rotes Stoffdach, was sich über ihm wölbte.
    Seit wann hat Pritzbur in einem seiner Wagen die Leinenbespannung rot gefärbt? Er fuhr sich mit der Hand über eine schmerzende Stelle im Gesicht und bemerkte einen metallischen Gegenstand an seiner Hand. Der Ring! Langsam kam die Erinnerung wieder und deutlich sah er das Bild der sich ergießenden Weinkaraffe.
    Es war bereits hell. Warum hatte man ihn nicht geweckt?
    Radik erschrak, als er sich umblickte, denn er befand sich in einem großen Raum und lag in einem Bett mit einem purpurnen Baldachin. Das Bettzeug war warm und weich und bestand aus sehr feinem Leinen.
    Neugierig stand er auf und bemerkte, dass er ein Nachthemd trug, auf dessen

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