Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Landen geweilt. Ihr kennt Magdeburg?"
Radik erinnerte sich an Erzählungen Womars, in denen diese bedeutende Stadt vorkam.
"Ein wenig", antwortete er geflissentlich, "Viel zu kurz waren meine Besuche in diesen Mauern, aber ich kehre jedes Mal gern dorthin zurück."
Radik war selbst erstaunt, wie schnell er reagiert hatte, aber irgendetwas sagte ihm, dass er hier eine Rolle spielen musste und er wollte gerne herausbekommen, welche dies wohl sei. Er beschloss aber schon mal, fürs erste nur noch deutsch zu sprechen.
"Aufgewachsen bin ich in Dänemark, wo ich die Erziehung am dortigen Königshof genießen durfte."
"Ihr sprecht also auch dänisch?"
Der Markgraf lachte erneut.
"Das will ich wohl meinen! All das kommt mir leichter von den Lippen als der polnische Zungenschlag."
"Schon lange habe ich mir vorgenommen, die Sprache dieses Seefahrervolkes zu erlernen, doch mangelte es bislang an Gelegenheiten hierzu", fügte Radik hinzu.
"Dem kann ich vielleicht abhelfen. Zwar fehlt es mir an der grenzenlosen Geduld, will sagen dem Sinn für monotones, stumpfsinniges Repetieren, wie es einem guten Scholastiker zu Eigen sein sollte, aber gerne will ich Euch das eine oder andere Geheimnis des Dänischen kundtun. Fragt nur immer, wenn Ihr etwas wissen wollt!"
Sein Blick ruhte mit Wohlwollen auf dem jungen Gast.
"Für die Schrammen in Eurem Gesicht habe ich mich zu entschuldigen. Meine Begleiter waren etwas übereifrig", sagte er mit ehrlichem Bedauern.
"Oh, ich glaube, ich habe mich zu entschuldigen, denn war ich es nicht, der Euren Wein verschüttete? Ich bin an berauschende Getränke leider nicht gewöhnt und habe daher wohl die Haltung verloren", sagte Radik, dem es jetzt etwas unwohl war, hier im Bett zu liegen, aber er wollte dem Markgrafen auch nicht im Nachthemd gegenübertreten.
"Nun, dies ehrt Euch. Soll sich der junge Mensch nicht an der Welt berauschen? Nur Pack und Gesindel betrinkt sich von klein auf, aber was verstehen diese Menschen auch von eben jener Welt. Mir altem Mann allerdings kann ein Wein schon die letzten Tage sehr versüßen."
Radik spürte, dass eine Unterhaltung mit dem Markgrafen nicht schwierig war, da dieser selbst gern ausschweifend erzählte. Man musste nur herausbekommen, für wen einen dieser Peter Wlast hielt und sollte bei konkreten Fragen auf der Hut sein.
"Ich wünsche mich anzukleiden", sagte Radik schließlich.
Sehr bald fand Radik heraus, dass er die Lage, in der er jetzt steckte, dem Siegelring Womars zu verdanken hatte. Zunächst war er versucht gewesen, zu hinterfragen, was es denn mit dem Wappen des Ringes auf sich hat. Doch dann hätte er selbst Fragen erregt und ihm war die Situation, in der er steckte nicht unangenehm. Man hielt ihn, soviel war klar, für einen jungen Mann aus einem edlen deutschen Geschlecht.
Der Markgraf Peter Wlast war ein bedeutender und weit über seine Mark hinaus bekannter Mann. Er war ein sehr umgänglicher und großzügiger Mensch und so schienen ihm auch die einfachen Leute ehrlichen Respekt entgegenzubringen.
Er war der Sohn eines Wikingers, der von einem norwegischen Fürstengeschlecht abstammte, in dessen Adern zudem dänisches und warägisches Blut floss. Peter war mit der aus der Rus stammenden Fürstin Maria verheiratet und hatte in jungen Jahren eine Zeit in Dänemark am Königshof geweilt, später auch die deutschen Lande und das Frankenreich bereist. Mit seinem Eheweib Maria hatte er zwei Söhne, Konstantin und Swantoslaw, sowie eine Tochter, welche Beatrix hieß und, obwohl noch blutjung, mit dem Sorbenfürsten Jaxa verlobt war.
Für Radik war dies alles sehr interessant. In der Burg hatte man ihn in das Zimmer einquartiert, welches auch der polnische König bewohnte, wenn er in der Mark weilte oder hier auf der Durchreise Station machte.
Gleich am nächsten Tag war Pritzbur auf die Burg gekommen. Er hatte an dem Abend in dem Wirtshaus, selbst volltrunken, gar nicht bemerkt, was mit Radik geschehen war. Als man ihm am nächsten Morgen die Ereignisse geschildert hatte, war er davon überzeugt gewesen, dass Radik auf der Burg in den Kerker geworfen worden war.
Radik machte ihm schnell klar, für wen man ihn hielt und zeigte ihm sein Zimmer und andere Teile der Burg. Pritzbur beruhigte ihn, konnte über den Ring Womars aber auch nichts Genaueres sagen, wobei Radik jedoch der Verdacht beschlich, dass er ihm etwas vorenthielt.
´Hatte ihn Womar zum Schweigen verpflichtet? Schweigen worüber?´ grübelte er.
"Wir bleiben
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