Svantevit - historischer Roman (German Edition)
einige Zeit in Breslau, drei Wochen vielleicht. So lange kannst du hier als Gast verweilen. Ich würde dich aber danach nur ungern allein zurücklassen!" meinte Pritzbur.
"Keine Sorge! Ich werde mir die Zeit hier eine Weile angenehm vertreiben, dann aber wieder zu euch stoßen!" versicherte Radik zu Pritzburs Beruhigung.
Radik war über die herzliche Gastfreundschaft des Peter Wlast geradezu verblüfft, der ihn behandelte, als seien sie einander seit langer Zeit gut bekannt. Erleichtert nahm Radik zur Kenntnis, dass ihn der Markgraf nicht mit Fragen nach Lebensweg oder Verwandten behelligte, auf die er nur schwerlich eine konkrete Antwort hätte geben können, ohne Gefahr zu laufen, etwas Falsches zu sagen.
Wenn Radik nur mehr über dieses Wappen auf dem Siegelring gewusst hätte. Warum hatte Womar ihm nichts hierüber erzählt? Vertraute er ihm nicht? Hatte er Angst gehabt, Radik würde die dem Ringe innewohnende Wirkung auf bestimmte andere Menschen auch dann nutzen, wenn er sich gar nicht in einem Notfalle befände. Nun ja, so Unrecht hatte er dann mit dieser Einschätzung gar nicht, denn immerhin hatte sich Radik den Ring im Wirtshaus aus purem Spaß und vielleicht ein bisschen Eitelkeit an den Finger gesteckt. Aber die sich daraus ergebenden Folgen hatte er ja nicht ahnen können, wenngleich er nicht traurig über seine jetzige Lage war.
In der mächtigen Burg des Peter Wlast wimmelte es stets an Gästen, viele kamen von weit her. Ihnen stellte der Markgraf Radik nur als seinen jungen Freund vor, ohne etwas über die Herkunft zu sagen, die nun Radik selbst wohl am meisten interessiert hätte.
Schnell lernte Radik den engsten Kreis der Vertrauten des Peter Wlast kennen.
"Dieses Mannes Handschrift tragt Ihr, zu meinem und seinem übergroßen Bedauern, in Eurem Gesichte. Aber die Zeit wird diese Spuren des dummen Missverständnisses verschwinden lassen und so hoffen wir, auch Euer Herz mag uns ebenso rasch vergeben", sagte Peter Wlast, als er einen jungen Mann vorstellte, den Radik als einen derjenigen erkannte, die auch an jenem Abend im Wirtshaus geweilt hatten.
"Euch ist längst verziehen und die Gastfreundschaft, die mir bisher in diesen Ehrfurcht gebietenden Mauern zuteil wurde, wiegt alles auf, was Ihr mir an Ungemach zugefügt zu haben glaubt."
Der junge Mann verneigte sich, Radik tat es ebenso und beide gaben sich freundschaftlich die Hand.
´Ob er auch so strahlen würde, wenn er wüsste, dass ich nur ein Fischer bin?´, dachte Radik und sein Lächeln wurde noch etwas breiter.
Einige Zeit später saß man an einer Tafel, die in diesem Hause nie weniger üppig gedeckt war, als in jenem vornehmen Wirtshaus. Vom Weine hielt Radik sich jetzt aber fern.
"Der Winter hat nun abgedankt und es ist Tradition in diesem Hause, den besten Teil des Jahres mit einer Jagd zu beginnen, nur im kleinen, feinen Kreise, versteht sich. Ich denke in zwei Wochen werden die Bedingungen hierfür geeignet sein und ich möchte Euch herzlich bitten, dann an meiner Seite zu reiten", sagte der Markgraf und legte Radik vertraulich die Hand auf den Arm, "Mein Augenlicht ist nicht mehr das Beste und einen Sechzehnender treffe ich erst, wenn er mich bereits auf das Geweih spießen kann. Erzählt, was seid Ihr für ein Jagdmann!"
Radik überlegte eine Weile, wobei ihm zupasse kam, dass er erkennbar zunächst den vollen Mund leerkauen musste.
"Erst kürzlich erlegte ich einen Wolf."
"Tatsächlich? Diese Biester sind doch stets recht schnell unterwegs, sobald sie das schützende Unterholz verlassen. So müsst Ihr ein vortrefflicher Schütze sein. Nutztet Ihr einen Bogen oder gar diese neue Waffe, die Arbalista?"
"Nein, nein. Ich kann mich denn doch rühmen, dass die Tat noch verwegener war, wenn auch etwas unfreiwillig. Ich erlegte diesen Wolf, es war das große Leittier eines Rudels, mit der Lanze, nachdem ich zuvor vom Pferde gestiegen war."
Die Männer an der Tafel blickten einander erstaunt an. Scherzte dieser junge Mann und forderte ein Lachen ein oder gebührte ihm echte Bewunderung.
"Und dies tatet Ihr ganz allein?", wurde schließlich ungläubig gefragt.
"Man eilte mir zu Hilfe. Doch seht!"
Radik streifte seinen Ärmel hoch und präsentierte die Narbe an seinem Oberarm.
"Gerade als ich dem Wolfstier den tödlichen Lanzenstoß versetzte, traf mich ein Pfeil mit eiserner Spitze an eben jener Stelle."
"Dies dürfte dem unglücklichen Schützen unendlich Leid getan haben", meinte der Markgraf.
"Ja, das
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