Svantevit - historischer Roman (German Edition)
diese seien nur zusammen zu verkaufen. Zugleich setzte er eine Mindestsumme fest, was zu einiger Unruhe unter den Arabern führte.
Natürlich hätten sich die Sklavenhändler nun darauf einigen können, dass einer von ihnen die drei Sklaven zum Mindestpreis erwirbt und man diese später untereinander aufteilt. Als sich aber der Erste von ihnen dazu hinreißen ließ, ein Gebot abzugeben, ergriff die anderen die Furcht, sich ein gutes Geschäft entgehen zu lassen und so wurde der Preis unerbittlich in die Höhe getrieben.
Nachdem schließlich die drei meistbegehrten Sklaven für eine beachtliche Anzahl Münzen den Besitzer gewechselt hatten, fürchteten die übrigen Sklavenhändler wohl, nun gänzlich leer auszugehen und führten um die restlichen gefangenen Obodriten einen nicht minder erbitterten Streit, sodass am Ende eine ganz außergewöhnliche Summe erzielt wurde.
"Du verstehst dich nicht schlecht auf das Handeltreiben", sagte Zambor, der Radik schon eine ganze Weile beobachtet hatte, "Ich kann mich nicht erinnern, dass schon einmal ein solch beachtlicher Preis für eine Handvoll Sklaven erzielt wurde. Das Geld kommt der Burg zugute, vor allem dem Tempel, was die Priester sehr freuen dürfte. Am Ende werden sie dich überreden wollen, einer von ihnen zu werden."
Ferok, der hinzugetreten war, musste heftig lachen, als er sich Radik mit der langen Haartracht und dem mächtigen Bart eines Priesters vorstellte.
"Ein einfacher Priester, der auf absehbare Zeit nur für Handreichungen bei den Zeremonien gut ist und dessen Lebensziel darin besteht, einmal selbst die Orakelhölzer werfen zu dürfen, ist nicht gerade das, was ich mir eigentlich erträume."
"Sondern?", bohrte Zambor nach.
Radik blickt ihn an und beide wussten, wie die Antwort lautete.
"Aber stell dir das bloß nicht einfach vor", mahnte Zambor, dem die Freude über den neu gewonnenen Gardisten anzusehen war, "Du scheinst zwar auf allerlei Gebieten außerordentlich begabt, aber zunächst wirst du dich einer harten Ausbildung unterziehen müssen, wie jeder andere auch. In zwei Wochen meldest du dich also auf der Burg in Garz, wo man jungen Rekruten allerhand beizubringen versteht."
Radik blickte zu Ferok und stieß ihn heftig an. Dieser verstand sofort, schüttelte aber den Kopf.
"Schade", sagte Radik mit ehrlichem Bedauern zu der Entscheidung seines Freundes, ihn nicht in die Garde begleiten zu wollen. Aber die Gründe hierfür hatte dieser ihm ja bereits genannt.
"Ach, übrigens …", rief Zambor, nachdem er sich verabschiedet und bereits einige Schritte entfernt hatte, "mein Sohn Nipud wird zu gleicher Zeit in Garz antreten. Ihr kennt euch ja bereits. Vielleicht könnt ihr euch zusammentun!"
"Ganz gewiss nicht", flüsterte Radik, während er Zambor freundlich zunickte.
"Na, dann wirst du ja noch viel Spaß haben", raunte Ferok herüber.
"Von diesem Großkotz werde ich mich nicht verrückt machen lassen. Soll er nur wagen, einen Streit vom Zaune zu brechen."
Radik fasste sich an den linken Oberarm, genau an die Stelle, wo ihn bei der Wolfsjagd vor fast vier Jahren der von Nipud abgeschossene Pfeil getroffen hatte.
"Vielleicht bietet sich auch die Gelegenheit, ihm einige Bosheiten zu vergelten", sagte Radik nun seinerseits streitlustig.
Die Zeit nach dem Erntefest wollte einfach nicht vergehen. Jeder Tag schien Radik endlos lang, als mochte die Sonne nicht untergehen, bevor die Männer nicht das ganze Meer leer gefischt hatten. Die Qual dieser eintönigen Beschäftigung erreichte ein unerträgliches Maß und mutete Radik wie ein böser Fluch an, so kurz vor der Erfüllung seines sehnlichen Wunsches.
´Nur noch zwei Wochen´, hatte er zunächst freudig gedacht.
Doch jeden Morgen, wenn er nach halb durchwachter Nacht zu den Booten eilte, kamen ihm die verbliebenen Tage viel zu reichlich vor.
Meistens blieb er, sofern nicht die Arbeit rief, in seiner Hütte, lag auf der Bank und stierte an die Decke. Einzig die Besuche bei Womar setzte er regelmäßig fort und nutzte den Weg gleich dazu, mit Kuro ausgiebig im strammen Galopp über die Felder zu jagen.
Sein Bruder Ivod, der nun fünfzehn Jahre alt war, wohnte jetzt die meiste Zeit bei Womar in der Hütte. Er half dem Alten, wo er konnte und fand hier mitten im Wald den idealen Platz, um seine handwerklichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Alles, was ihm vor die Hände kam, versuchte er kunstvoll zu bearbeiten, vor allem natürlich Holz, welches er hier in unendlicher Menge vorfand. Auch
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