Svantevit - historischer Roman (German Edition)
ein schnelles Ende mit ihm. Aber tu es so, dass ich es sehen kann. Dann nehmen wir das junge Weib mit uns."
Der Mann guckte irritiert.
"Warum zögerst du? Fürchtest du etwa Gegenwehr?", fragte Bojomir.
Das Kind guckte interessiert um sich. Es blinzelte als die Sonne blendete und zeigte ein fröhliches Gesicht.
"Vollbringe es rasch und du wirst kein Wimmern oder Weinen hören. Vielleicht lächelt es dich gar in dem Moment an, da du ihm den Tod bringst."
Der Angesprochene drückte mit seiner Hand langsam Bojomirs Arm weg.
"Oder will es vielleicht jemand von euch machen?", fragte Bojomir fordernd in die Runde.
Aber die Männer wichen vor dem ihnen hingestreckten Messer zurück, als sollten sie selbst damit getötet werden.
Danach plante die Gruppe den nächsten Überfall, wobei man sich diesmal an eine größere Ansiedlung wagte. Offenbar waren die Männer mit ihrer bisherigen Beute unzufrieden.
Diesmal wurde Radik klar, warum die Ranenkrieger sogleich mit aller Gewalt gegen die überraschten Bewohner vorgingen und nicht erst abwarteten, ob überhaupt jemand eine Gegenwehr wagte. Im Stall standen drei Burschen, die das Vieh fütterten und von denen jeder hierzu eine Heugabel in Händen hielt. Ebenso befanden sich in einer Scheune zwei Männern, die mit Dreschflegeln auf einige Getreidegarben einschlugen. Diese hätten durchaus erheblichen Widerstand leisten können und wären mit ihren gefährlichen Werkzeugen den schwertführenden Angreifern sogar in der Reichweite überlegen gewesen.
Durch das schnelle Handeln wurde der kurze Moment der Verwirrung ausgenutzt, um sich einen entscheidenden Vorteil zu erkämpfen. Jedes Zögern und Abwarten könnte ein tödlicher Fehler sein, da man nie wusste, welche Situation man in den erstürmten Gebäuden antreffen würde. So galt es, lieber sogleich etwas härter vorzugehen, als sich in unnötige Kämpfe zu verstricken. Natürlich sollten das Leben und die Gesundheit der Gegner möglichst geschont bleiben, da diese womöglich eine kostbare Ware auf dem Sklavenmarkt darstellten.
Als man insgesamt sieben Männer und drei Frauen gefangen hatte, die sich gut als Sklaven verkaufen lassen würden, wurde eilig die Rückfahrt angetreten.
Eigennützige Hilfe
"Ich bin gespannt, wie viel sie wohl einbringen werden", sagte Radik zu Ferok und konnte seinen Stolz nicht verhehlen, als die beiden in der Nähe des erhöhten hölzernen Podestes standen, auf dem die Sklaven feilgeboten wurden.
Ihm war zwar noch immer nicht ganz klar, warum man ausgerechnet ihn zu dieser Unternehmung hinzugerufen hatte, aber diese Frage interessierte ihn nun kaum, denn er fühlte sich wie ein Krieger, der erfolgreich aus einer Schlacht zurückgekehrt ist und nun siegesfroh seine Beute betrachtet.
"Sieh nur, wie aufgeregt die Araber debattieren. Ich denke, sie haben längst Gefallen an der Ware gefunden, nun geht es nur noch darum, den Geldbeutel so weit wie möglich zu schonen", meinte Ferok, der ebenfalls gespannt das Schauspiel beobachtete.
Radik ging etwas näher heran, um zu hören, was die Sklavenhändler dort besprachen. Einige arabische Worte, die Sadif ihm beigebracht hatte, waren ihm noch geläufig und so fand er heraus, dass man es besonders auf zwei der Männer und eine junge Frau, gerade dem Mädchenalter entwachsen, abgesehen hatte. Die verschiedenen Händler verständigten sich nun darüber, wie man die Ware gütlich untereinander aufteilen konnte, da man andernfalls den Preis unnötig hochtreiben würde. Nach langem Hin und Her war man sich einig, wer welche Sklaven kaufen könne, ohne dass die anderen für dieselben Unfreien ein Angebot abgeben würden. So sollte jeder an gute Ware gelangen und dafür nur einen lächerlichen Betrag zahlen.
Durch diese Absprachen würde den Ranen ein gutes Geschäft vereitelt werden, was Radik dazu bewog, den Arabern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er ging zu demjenigen, welcher den Verkauf der gefangenen Obodriten im Auftrag des Oberpriesters durchführte und redete auf diesen ein.
Die Sklavenhändler fingen an, ihre Gebote abzugeben, von zögernden, nachdenklichen Gesten begleitet, als seien sie sich nicht sicher, ob sie ein Kauf zu diesem Preis nicht völlig ruinieren würde, wohl wissend, dass jeder Einzelne der Sklaven mehr wert war, als die Summe die man für derer drei bot. Groß war das Erstaunen, als der Rahnische Händler zwei männliche Sklaven und eine Obodritin aussonderte und erklärte,
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