Svantevit - historischer Roman (German Edition)
stand ihm mit dem Bienenwachs ein ganz hervorragendes Material zur Verfügung, um schwierige Formen und Techniken an einer weichen Substanz auszuprobieren.
Radik wunderte sich, als dieser eines Nachmittages in seiner Hütte saß, als er vom Fischen zurückkehrte.
"Gibt es etwas Dringendes?", fragte Radik überrascht.
"Nein, nein. Ich wollte nur mal sehen, wie du dich in deinem Haus eingelebt hast", antwortete Ivod sogleich eilig.
Radik spürte sofort, dass dies nicht der Grund des Besuches war, setzte sich aber ruhig zu seinem Bruder an den Tisch.
"Dann schau dich nur um", ermunterte er ihn, "Es geht nichts über eine eigene Hütte, bei der man die Tür einfach hinter sich schließen kann, wenn einem danach zumute ist. Zumal, wenn die Tür ein derartig beeindruckendes Kunstwerk ist, wie die meine."
Ivod schmunzelte. Radik stand auf und ging im Raum auf und ab und wies mit dem Arm in verschiedene Winkel.
"Dort ist die Bank, auf welcher ich des Nachts mein müdes Haupt bette. Hier findet sich ein Fenster, dessen Läden gut schließen. Auf diesem Stuhl pflege ich zu sitzen und an diesem Tisch Speis und Trank zu mir zu nehmen. Hinter jener Tür ist sich ein zweiter Raum für Vorräte, Angelzeug und ähnliches. Draußen findet sich ein Stall, in dem mein treuer Hengst Quartier bezogen hat", sagte Radik in schneller Folge, "Reicht dir dieser Eindruck? Oder soll ich weiter ausführen?", fragte er, setzte sich wieder hin und zog den Stuhl dicht an den verdutzten Ivod heran, "Damit habe ich das Meine getan. Nun sag du mir, was dich wirklich herführt."
"Nun …", begann Ivod nach einer Weile, "Ich wollte dich um einen Gefallen bitten oder um einen Rat."
"Worum geht es?", fragte Radik ungeduldig, doch Ivod überlegte zunächst eine Weile, bevor er fortfuhr.
"Beim Erntefest, da habe ich … äh, da ist mir …", stotterte er schließlich.
"Was ist dir Schlimmes passiert? Raus mit der Sprache!", fragte Radik nun fast etwas besorgt.
"Nichts Schlimmes", versicherte Ivod sofort, "Also da habe ich ein Mädchen gesehen, vielmehr gesehen habe ich sie auch schon früher, aber diesmal …"
"Ach daher weht der Wind", sagte Radik erleichtert, "Welche ist es, die dein Gemüt verwirrt? Kenne ich sie?", fragte er nun neugierig.
"Ich glaube schon, dass du sie kennst. Ihr Name ist Watira. Sie …"
"Ist das nicht …?"
"Es ist die jüngere Schwester von Zasara."
Radik überlegte kurz.
"Und was kann ich da für dich tun?"
"Nun, ich würde Watira gerne näher kennen lernen. Aber …"
"Sag bloß, du traust dich nicht, sie anzusprechen", fragte Radik belustigt, "Sieh da, mein kleines Brüderchen ist schüchtern", begann er zu feixen.
"Dann kann ich ja wieder gehen", sagte Ivod mürrisch, doch Radik drückte ihn zurück auf den Stuhl.
"Warum so empfindlich? Na, versteh schon", beschwichtigte er schnell, "Ich wundere mich doch nur. Wenn ich über deine Fähigkeiten verfügen würde, wüsste ich schon, wie ich ein Mädchen beeindrucken könnte."
"Aber ich kann doch nicht einfach so auf sie zugehen. Vielleicht hat sie auch schon einen anderen oder sie mag mich nicht oder …"
Ivod fuchtelte mit den Armen.
"Ich weiß auch nicht. Irgendwie habe ich Angst, etwas falsch zu machen. Und wollte dich bitten …"
"Dir einen Rat zu geben? Als ob ich in diesen Dingen nun so unheimlich erfahren wäre", dämpfte Radik die Erwartungen seines Bruders.
"Großartige Hinweise und Ratschläge erwarte ich von dir auch gar nicht. Aber vielleicht könntest du etwas arrangieren."
"Etwas Arrangieren? Waran denkst du?"
"Könntest du nicht mal mit Zasara reden, ihr seid doch früher immer gut miteinander ausgekommen. Du müsstest herausbekommen, ob ich überhaupt Chancen bei Watira habe."
Radik schien wenig begeistert und rollte mit den Augen.
"Und dann könnte man doch ein Zusammentreffen planen, was für Watira natürlich wie zufällig wirken müsste. Aber noch nicht wir zwei allein, sondern Zasara mit ihrer Schwester und du …"
"Und ich mit meinem kleinen Bruder", ergänzte Radik, "Vergiss nicht, dass ich mich in einer Woche nach Garz begebe und wohl erstmal eine Weile dort bleiben werde. Ich kann nicht garantieren, dass du bis dahin Watira zu deinem Weibe gewonnen hast."
"Nein, nein. Das ist schon klar", sagte Ivod freudig, "Hauptsache, du versuchst es überhaupt!"
"Darauf kannst du dich verlassen. Ich werde mich bei dir melden, sobald sich etwas ergibt. Versprochen!"
Ivod sprang nun auf und schlug Radik überschwänglich auf die
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