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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Schulter.
    "Was ist eigentlich mit …", warf Radik halblaut hinterher, als Ivod schon die Tür geöffnet hatte.
    "Zasara ist nicht vergeben! Sie hatte ein kurzes Verhältnis mit einem jungen Haferbauern, der sich schnell als Taugenichts herausstellte. Jetzt wohnt sie wieder bei ihren Eltern", gab Ivod zurück und konnte sich ein Zwinkern nicht verkneifen, bevor er die Tür hinter sich schloss.
     
    Radik saß im Gras und beobachtete einige Libellen, die um ihn herumflogen. Sie schienen sich nicht an seiner Anwesenheit zu stören und standen oft direkt vor ihm still in der Luft, nur die Flügelbewegungen waren dann als silbriger Schimmer über den Körpern zu erkennen. Im nächsten Moment flogen sie plötzlich mit großer Schnelligkeit weiter, um genauso abrupt wieder völlig still zu stehen. Nur Kuro, der neben Radik stand und ohnehin von reizbarem Temperament war, behagten diese umherschwirrenden großen Insekten nicht, was er mit nervösen Kopfstößen zu erkennen gab.
    Als Radik Zasara kommen sah, erhob er sich, nahm Kuro bei den Zügeln und schritt ihr langsam entgegen. Sie trug mit beiden Händen einen geflochtenen Korb, der wie eine breite Schale geformt war und achtete so sehr auf den Weg vor sich, dass sie Radik zunächst nicht bemerkte.
    "Kann ich dir tragen helfen?", fragte Radik, als er nah genug herangekommen war.
    Zasara erschrak etwas, doch ihr Gesicht verriet große Freude, als sie Radik erkannte. Statt zweier Zöpfe, wie früher, trug sie nun nur einen und sie war nicht mehr so zierlich, sondern von weiblicher Statur mit ansehnlichen Rundungen. Ihr offenes Lächeln, bei welchem die weißen Zähne strahlend zum Vorschein kamen, erinnerte Radik sofort wieder an das Mädchen, welches vor einigen Jahren seine Sinne verwirrt hatte.
    "Ach du bist es! Nein, nein. Ich schaff das schon allein", antwortete sie fast etwas verlegen, wobei Radik unter den Korb griff, in dem ein paar stattliche Fische lagen, und ihr diesen sanft entwendete.
    "Zu spät", meinte Radik, "Nun musst du mir nur noch verraten, wohin der Weg dich führt."
    "Zu meinem Elternhaus. Ich denke, du weißt noch, wo dieses steht."
    "Ja, natürlich. Ach wohnst du noch dort oder planst du nur einen Besuch?", täuschte er Unkenntnis vor.
    "Seit einiger Zeit lebe ich wieder dort, nachdem es mich kurz auf den Hof eines recht wohlhabenden Bauernsohnes verschlagen hatte. Doch dieser liebte den Alkohol mehr als mich und verbrachte die meiste Zeit im Wirtshaus, während die Arbeit liegen blieb. Da habe ich ihm nach einigen Wochen wieder Lebewohl gesagt."
    Radik wusste nicht, wie er reagieren sollte. War es angebracht, Bedauern auszudrücken oder konnte man einfach darüber hinweggehen?
    "Das tut mir wirklich Leid", sagte er schließlich nach einem kurzen Moment.
    "Mache ich wirklich so einen mitleiderregenden Eindruck auf dich?", fragte sie keck und strahlte wieder mit diesem wundervollen Lächeln, dem er schon früher nicht widerstehen konnte, was ihn nun etwas verlegen machte, "Ich habe diese Sache längst vergessen. Sie hat mir nicht geschadet, sondern war eher sehr lehrreich. Jetzt genieße ich das Leben bei meinen Eltern mehr denn zuvor."
    "Deinen Eltern geht es hoffentlich gut. Ich war schon eine längere Zeit nicht mehr im Dorf und bin daher nicht ganz auf dem Laufenden. Und deine Geschwister, was machen die so?", lenkte Radik sogleich zu seinem eigentlichen Anliegen über.
    "Meine zwei älteren Brüder sind schon längere Zeit fort. Der eine ist Gehilfe bei einem Schmied, der andere arbeitet als Bootsbauer. Sie schauen nur noch selten vorbei. Jetzt lebt nur noch meine Schwester Watira mit mir im Elternhaus. Sie ist gerade fünfzehn Jahre alt geworden."
    "Mein Bruder erzählte mir von ihr. Ich glaube, sie hat ihn beim Erntefest schwer beeindruckt."
    "So?", fragte Zasara überrascht.
    "Ja und dies ist, offen gestanden, auch der Grund, der mich zu dir führt."
    Radik wünschte sich, die Sache geschickter eingefädelt zu haben, als er ihre Enttäuschung sah, die sie allerdings sofort zu überspielen suchte.
    "Und mir kam diese Gelegenheit gerade recht, mal bei dir vorbeizuschauen", fügte er daher schnell hinzu.
    "Du bist ein schlechter Lügner", sagte sie freundlich, "Das mag ich!"
    "Dich schickt also dein Bruder?", fragte Zasara schließlich, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gegangen waren.
    "Ja, aber behalte dies bitte zunächst für dich. Wie ich schon sagte, interessiert ihn dein Schwesterchen Watira, die ihm gehörig den Kopf

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