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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Lage, das Wort direkt an die Fahrensleute zu richten und musste sich nicht einer zeitraubenden und oft missverständlichen Zeichensprache bedienen. Die anderen Gardisten, die oft nur einige wichtige Wörter der fremden Sprachen beherrschten, wussten dies zu schätzen und nahmen Radik gerne mit, wenn sie den Händlern etwas mitteilen wollten. Dadurch entging er hin und wieder dem stumpfsinnigen Wachdienst am Burgtor oder auf dem Wall.
    Als der Zustrom der Händler deutlich zunahm, blickte Radik gespannt durch die Reihen der Neuankömmlinge und endlich sah er eines Tages das vertraute narbige Gesicht, nach dem er so ungeduldig Ausschau gehalten hatte. Und auch Rubislaws Blick huschte unruhig über die Köpfe der anderen hinweg, so als suche er etwas. 
    Beide schlossen einander freudig in die Arme, wobei Radik fast befürchtete, erdrückt zu werden.
    "Wenn ich mich nicht täusche, habt ihr euch dieses Jahr um ein paar Tage verspätet", sagte Radik, nachdem sie sich zusammen auf den Bock eines der Wagen gesetzt hatten.
    "Wir konnten unsere Waren, die wir von Krakau nach Danzig geschafft hatten, dort nicht rechtzeitig loswerden, weil die Schiffe wegen widriger Winde noch nicht im Hafen lagen", erklärte Rubislaw, wobei man ihm die Anspannung immer noch anmerkte, "Es war zum verrückt werden! Der Wind wollte und wollte einfach nicht drehen! Ich hatte mich schon nach einem Lagerplatz umgesehen, wo ich die Waren hätte deponieren können, schließlich wollte und musste ich zum Heringsmarkt unbedingt hier sein. Aber dann gelang es den Schiffen doch noch, in den Hafen einzulaufen und ich war heilfroh darüber."
    "Und Pritzbur war die Ruhe selbst?", wollte Radik wissen.
    "Er ist dieses Mal nicht mit dabei", antwortete Rubislaw und machte ein betrübtes Gesicht, "Ihn hat im Sommer ein Schlagfluss heimgesucht, mitten im Schlaf! Es stellte sich dann heraus, dass es nicht allzu schlimm war, aber du hättest ihn am Anfang mal sehen sollen. Sein Gesicht ganz merkwürdig entstellt, irgendwie schief. Und gelallt hat er, wie ein Trunkener."
    "Oh, das tut mir sehr leid."
    "Wie gesagt, er hat sich schnell wieder erholt, wollte dann sogar mit auf die Reise kommen. Aber sein Weib hat gezetert, ob er sich nun unbedingt umbringen wolle und was dann aus ihr werden solle. Auch sein Bruder hat ihm ins Gewissen geredet, zunächst erst einmal wieder ganz zu gesunden", berichtete Rubislaw und Radik konnte sich das alles sehr lebhaft vorstellen, "Und so blieb nun die ganze Verantwortung an mir hängen. Aber ich will mich nicht beschweren. Bis auf die Sache in Danzig ist bislang alles gut gelaufen."
    "Wenn du hier auf der Insel irgendeine Hilfe brauchst, so kannst du dich natürlich auf mich verlassen", versicherte Radik, "Wie du vielleicht schon bemerkt hast, bin ich jetzt ein stolzes Mitglied der Tempelgarde."
    "Dann hast du hier natürlich einigen Einfluss", meinte Rubislaw.
    "Na ja, in Wirklichkeit bin ich nur ein ganz einfacher Soldat, dazu noch neu und unerfahren. Nicht zu vergleichen mit der herausragenden Position eines Trossführers."
    "Den Posten hättest du haben können", erwiderte Rubislaw und zuckte mit den Schultern, "Es wäre Pritzbur um einiges leichter gefallen, dir den Tross anzuvertrauen, als mir grobem Klotz."
    "Nun ist alles so wie es ist", lenkte Radik ein und sein Gesichtsausdruck wurde ernster, "Du erinnerst dich, worum ich euch gebeten."
    "Ja, sicher", antwortete Rubislaw, wobei ihm ein Kloß im Halse zu sitzen schien, "Leider hatte unsere Suche kein Erfolg. Wir haben überall Leute befragt, aber niemand konnte uns weiterhelfen."
     
    Diesmal erlebte Radik den Heringsmarkt erstmals aus der Sicht eines Gardisten, dessen Aufgabe es war, vor der Burg für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Während Streitigkeiten oder gar ein Raufhandel ihn in früheren Jahren belustigt hatte und stets eine angenehme Abwechslung gewesen war, der man gern zusah, forderte eine derartige Situation jetzt ein sofortiges Dazwischentreten.
    Um es erst gar nicht zu solchen Auseinandersetzungen kommen zu lassen, galt es zudem, Gesindel, welches zu stehlen oder betrügen gedachte, vom Markt fernzuhalten. Doch stellte sich heraus, dass sich die gute Bewachung des Handelsplatzes herumgesprochen hatte und sich all jene Kreaturen, die eigentlich immer an solchen Ort anzutreffen sind, wie Ratten in einem vollen Kornspeicher, daher nur selten herwagten.
    Radik war stolz auf seine Aufgabe. Besonders, wenn er langsam auf seinem Hengst durch die Menschenmenge ritt,

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