Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
geändert hätten.
    Oder redete er sich dies nur ein? War er nicht doch einen Schritt gegangen, den Kaila nicht verstehen könnte, wahrscheinlich zutiefst ablehnen würde? Wüsste er nur, wo sie ist, wo er sie suchen soll. Ohne zögern würde er alles hinwerfen und sich sofort auf den Weg machen. Wenn er so grübelte, könnte er verrückt werden und er hasste sich zugleich dafür, dass er immer öfter diese Gedanken zu verdrängen suchte.
    Als Radik sich endlich wieder auf den Weg nach Norden machte, begleitete ihn Granza einen Teil der Strecke. Beide wussten nicht, was sie sagen sollten, befangen durch den nahenden Abschied, der sie spüren ließ, wie sehr sie sich in der kurzen Zeit schätzen gelernt hatten.
    "Versprich, dass du nach Arkona kommst! Dann werde ich dir die Tempelburg zeigen. Bei uns wohnen zwar keine Fürsten, aber du wirst staunen, was es dort alles zu sehen gibt", geriet Radik ins Schwärmen.
    "Abgemacht", willigte Granza ein, "Es sei denn, ich bin in Garz unabkömmlich."
    "Ich lasse keine Ausreden gelten", meinte Radik, "Einzig jene, dass die Dänen vor dem Burgtor stehen."
    "Solche Tollkühnheit sollten sie sich aber nun besser zweimal überlegen, wo unsere Truppen doch jetzt durch uns beide eine entscheidende Verstärkung erhalten haben."
    "Fürwahr! Dies wird die Dänen sicher schwer beeindrucken und die Deutschen nicht minder!"
     
    Mit seinen Fingern glitt Radik langsam über die Schnitzereien in der Tür, bevor er seine Hütte betrat. Es kam ihm vor, als sei er nur kurz einmal hinausgegangen, doch die etwas stickige Luft im Inneren kündete von der Zeit, die inzwischen vergangen war.
    Radik öffnete die Fensterläden und ließ den kühlen Windzug hineinströmen, der sogleich den Raum ausfüllte. Als er Kuro in den kleinen Verschlag führen wollte, weigerte sich dieser beharrlich. Er hatte sich wohl in Garz an die größeren Ställe gewöhnt, welche ihm mehr Platz und auch die Gesellschaft anderer Pferde geboten hatten.
    "Dann binde ich dich Trotzkopf hier an diesen Baum", meinte Radik nach einer Weile genervt, "Ich hoffe, es regnet heute Nacht."
    Am Abend ging er hinüber nach Vitt und besuchte seine Eltern, die sich sehr darüber freuten. Insbesondere waren sie froh, ihn in gut gelaunter Stimmung zu sehen und offen reden zu hören. Nach dem Verschwinden von Kaila war er nur allzu oft zurückgezogen, still, grüblerisch und missmutig gewesen, was sie sehr betrübt hatte.
    "Wie war der Heringsfang?", wollte Radik vom Vater wissen, "Habt ihr genug Bottiche füllen können, um die Händler auf dem Markt zufrieden zu stellen?"
    "Händler sind immer unzufrieden, mein Junge. Nie ist ihnen eine Ware gut genug, nie ein Gewinn ausreichend", antwortete der Vater, "Die Heringe waren in diesem Jahr sehr spät dran, aber es waren deutlich größere Fische als in letzter Zeit. Wir haben zügig gearbeitet und sind mit dem Einsalzen gut fertig geworden. Es gibt also keinen Grund, warum die Münzen in diesem Jahr nicht genauso klingen sollten, wie eh und je."
    "Und mein großer Bruder muss aufpassen, dass sich keine Diebe und Betrüger unter das Volk mischen", sagte Rusawa zu Radik und ihre Stimme klang dabei ein wenig stolz.
    "Was ist ein Dieb?", wollte der fünfjährige Bosad daraufhin wissen.
    "Wenn ich dir eine von deinen Figuren wegnehme, dann bin ich ein Dieb", sagte Radik und nahm eines der hölzernen Tiere, mit denen Bosad spielte und die wohl Ivod für ihn geschnitzt hatte.
    "Das Pferd kannst du ruhig haben, da ist mir nämlich ein Bein abgebrochen", flüsterte Bosad zu Radik, aber so laut, dass es jeder im Raum hören konnte, was für einige Heiterkeit sorgte.
    Als Radik später das Haus verließ, führten ihn seine Schritte zur gegenüberliegenden Hütte.
    ´Ob Zasara wohl daheim ist?´, dachte er und bemerkte verwundert, dass sein Herz etwas schneller zu schlagen begonnen hatte.
    Doch dann besann er sich und ging rasch fort.
     
    Radik trat seinen Dienst in der Tempelgarde erwartungsvoll an. Da er neu in der Truppe war und noch keine Erfahrung besaß, vertraute man ihm jedoch zunächst nur einfachste Aufgaben an. Oftmals trottete er mit einem älteren Gardisten mit und beobachtete genau, was dieser tat, wobei er sich nicht scheute, immer wieder Fragen zu stellen.
    Er merkte schnell, dass es für ihn von Vorteil war, sich ein wenig mit dem Handeltreiben und den Gepflogenheiten der Kaufleute auszukennen, doch noch mehr Nutzen brachten ihm bald wieder seine Sprachkenntnisse. Dadurch war er in der

Weitere Kostenlose Bücher