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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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auf Bosad zuhoppeln.
    "Pass schön auf dein Häschen auf."
    Der Kleine nahm das "Häschen" an sich und bestaunte es mit großen Augen und offenem Mund, so dass er nicht bemerkte, wie sein Bruder das Haus verließ.
    Radik ging durch das Dorf, welches wie so viele Fischerdörfer den Namen Vitt trug und dessen Häuser einander in Form und Größe ähnelten. Diese standen dicht nebeneinander zu beiden Seiten des breiten Weges, der im Osten nach kurzer Zeit an der Uferböschung zum Meer endete und zu den Booten führte.
    Jetzt eilte Radik aber in die andere Richtung, denn er wollte zum kleinen Wald, der südwestlich der Siedlung lag. In dem Wäldchen befand sich eine Lichtung, auf der die Dörfler Schweine hielten. Fast jede Familie hatte eigene Tiere, deren Fütterung und Pflege aber gemeinsam organisiert wurden. Im Sommer fraßen die Tiere alles, was sie fanden, bevorzugt Eicheln und Knollen.
    Schon von weitem hörte Radik das durchdringende Quieken einiger Schweine, die wohl ahnten, dass es ihnen heute an den Kragen gehen sollte. Sein Vater wartete bereits am Rand der Lichtung. Er hatte ein paar Sauen mit ihren Ferkeln in einer abgezäunten Ecke zusammengetrieben und vollführte nun merkwürdige Bewegungen, um die Tiere dort zu halten und an einem Ausbrechen zu hindern. Er sprang mit wild kreisenden Armen und stampfenden Schritten von einer Seite zur anderen und folgte dabei derart dem fast panischen Fluchtversuch der Schweine, dass es fast so aussah, als würden sich diese ihm in den Weg stellen.
    "Versuchst du, den Schweinen das Tanzen beizubringen?"
    "Komm lieber her und hilf mir! Und beeile dich!", rief der Vater mit hochrotem Kopf und außer Atem zurück.
    Das Quieken der Schweine wurde noch lauter, als sie den zweiten Menschen auf sich zukommen sahen. Zwar waren sie an die merkwürdigen Zweibeiner gewöhnt, aber diese veranstalteten nur selten eine Treibjagd mit ihnen.
    Zwei Ferkeln gelang es, durch die Beine des Vaters, der durch Radiks Ankunft kurz abgelenkt wurde, auf die Lichtung zu entkommen. Der sich nach ihnen umdrehende und greifende Vater verlor, als ihm noch ein dritter Frischling von hinten zwischen die Füße geriet, augenblicklich das Gleichgewicht und fiel der Länge nach auf den zu seinem Glück trockenen Boden. Lachend übernahm Radik seinen Platz und konnte so verhindern, dass der Vater vollends überrannt wurde. Als die drei geflüchteten Jungtiere bemerkten, dass ihre Mutter nicht folgen konnte, liefen sie mit kläglichen Schreien schnell zurück in die Gefangenschaft.
    "Wenn das jemand gesehen hat, dann gibt es heute Abend eine Menge Spaß auf meine Kosten.", sagte der Vater, blickte sich flüchtig um und klopfte den Staub aus den Sachen.
    Radiks Vater gehörte zwar zu den kräftigsten Männern des Dorfes, aber zum Einfangen der Schweine war Wendigkeit und schnelle Reaktion erforderlich und daher wartete die eigentliche Arbeit auf Radik. So nahm er ein paar kurze Stricke, die sein Vater ihm reichte, und lief auf die Gruppe zu. Geschickt griff er ein Ferkel nach dem anderen, fesselte dessen Hinterläufe und hielt sich die Muttertiere mit Tritten vom Leibe. Als das Dutzend zusammen war, trieben sie die Sauen dichter an den Zaun und der Vater warf scheinbar spielerisch ein Tier um, dem es dann genauso erging, wie seinen Jungen und zwei weiteren Sauen.
    Der Vater holte jetzt den Ochsenkarren, den er am Rand der Lichtung abgestellt hatte und lud mit Radiks Hilfe die gefangenen Tiere auf. Anschließend trieb er die Ochsen in Richtung des Dorfes. Radik schwang sich auf den Rücken eines der gemächlich trabenden Tiere und gebärdete sich wie ein wilder Reiter, stieß seine Fersen in die Flanken des Ochsen, was diesen allerdings nicht beeindruckte. Er peitschte mit den Zügeln und rief: "Vorwärts! Schneller!"
    "Reite mir nicht das Tier zu Schanden!", kommentierte der Vater Radiks Verhalten scherzhaft und zog gleichzeitig am Strick, um die Ochsen zu einem schnelleren Gang zu bewegen.
    Einer der beiden Fischer, die ihnen entgegenkamen, sagte mit Blick auf die Schweine: "Damit ist ja für ausreichend Essen gesorgt."
    "Für ausreichend Arbeit wohl auch", meinte der zweite und zu Radiks Vater gewandt: "Die anderen warten schon ungeduldig auf euren Fang."
    "Wollt ihr zur Burg?", fragte der Vater.
    "Ja, wir bringen die Aale und Lachse hoch, die wir heute Nacht gefischt haben."
    Er deutete auf seine Kiepe.
    "Der helle Mond hat dafür gesorgt, dass sie schon dicht am Ufer in unsere Netze und Reusen schwammen.

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